Missbrauch im Internet
Schützt die Schutzlosen!
Auf der ganzen Welt wird der sexuelle Missbrauch von Kindern gefilmt und ins Internet gestellt. Das katholische Hilfswerk missio macht Druck auf die Politik, diese erschütternden Verbrechen konsequenter zu bekämpfen.
750.000 Missbrauchstäter sind im Internet auf der Suche nach minderjährigen Opfern. Nicht pro Jahr, Monat oder Woche. Nein: Minute um Minute, in jedem einzelnen Moment ist das weltweit der Fall, schätzen die Vereinten Nationen und die US-Sicherheitsbehörde FBI. Doch es sind nicht allein diese erschreckenden Zahlen, die das katholische Hilfswerk missio Aachen anspornen im Kampf gegen Online-Missbrauch. Vor allem sind es die unzähligen Einzelschicksale dahinter, von denen Projektpartner aus Afrika und Asien berichten.
Partner wie Rhoy Dizon von den Philippinen. Die Menschenrechtsexpertin berichtet von acht Jahre alten Kindern aus armen Familien, die in die Fänge der Cyber-Zuhälter geraten: „Diese nutzen die Not aus. Denn die Kinder fühlen sich verpflichtet, ihren Eltern zu helfen, den Lebensunterhalt der Familie zu bestreiten.“
Eine beliebte Masche sei es, so Dizon, den Kindern erst Essen anzubieten – „vor allem Hamburger, die für sie ein seltener Leckerbissen sind“ – und dann Geld für sexuelle Handlungen vor der Kamera. Das fange in der Regel langsam an, mit Ausziehen oder Sich-selbst-Berühren auf Wunsch der Kameraleute. Aber es könne auch zu sexuellen Übergriffen durch Erwachsene bis zur Vergewaltigung kommen, die gefilmt und ins Netz gestellt werden.
Manfred Paulus, früherer Kriminalkommissar und Experte für Prostitutionskriminalität, berichtet von neuen „Jagdgebieten“ für die pädokriminelle Szene in Osteuropa. Ganze Kinderheime seien plötzlich leer, die Kinder würden vermittelt an kriminelle Banden: „Vor allem Kinder, nach denen niemand mehr fragt, werden Opfer – bis zu sogenannten Snuff-Pornos, bei denen sogar Kinder getötet werden.“
Ähnliche Taten schildern missio-Partner aus anderen Teilen der Welt, etwa Therese Mema aus der Demokratischen Republik Kongo: „Kinder unter fünf Jahren arbeiten in den Minen, kleine Mädchen werden zu Sex-Sklavinnen gemacht, Jungen und Mädchen müssen als Kindersoldaten andere Menschen töten.“ Pater Shay Cullen, der Gründer des Kinderschutzzentrums Preda auf den Philippinen, kritisiert die Internet-Plattformen: „Moderne Technik bis hin zu Künstlicher Intelligenz könnte helfen, problematische Inhalte zu blockieren und Täter zu überführen, aber da passiert viel zu wenig.“
Auch Polizei und Justiz müssten Kinderpornografie und andere Formen sexualisierter Gewalt stärker verfolgen, fordert Cullen. In diese Richtung geht auch die Petition „Schützt Kinder vor Online-Missbrauch!“, die missio-Präsident Dirk Bingener jetzt mit Rhoy Dizon im Bundesinnenministerium überreicht hat.
Dirk Bingener hat drei konkrete Forderungen
Fast 13 700 Unterschriften unterstützen die drei Forderungen, die Bingener so auf den Punkt bringt: „Erstens braucht es mehr Verpflichtungen für die gro-ßen Plattformen, dass sie gegen Missbrauchsdarstellungen vorgehen und diese melden. Zweitens braucht es mehr Zeit für die Ermittlungsbehörden durch längere Datenspeicherung: Die Daten müssen mindestens drei Monate gespeichert werden, um vernünftig ermitteln zu können. Und drittens mehr Personal, konkret mehr Ermittelnde beim Bundeskriminalamt im Bereich des Online-Missbrauchs.“
Zu den Unterstützern gehören Verbände wie die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), das Kolpingwerk, der Jugenddachverband BDKJ und Hildesheims Bischof Heiner Wilmer. Sie alle unterstützen auch die Hilfe von Rhoy Dizon und ihrer Kinderschutzorganisation ANCE: „Wir machen vor allem die Kinder selbst stark und klären sie auf über ihren Körper und ihre Rechte. Nur so können sie sich selbst zur Wehr setzen und vor Missbrauch schützen.“
kna