Medienbildung für Lehrer im Erzbistum Berlin

Schule im digitalen Zeitalter

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Erstmals fand am 7. Mai im Erzbistum ein Lehrer-Fachtag zur Medienbildung statt. Unter dem Motto „Schule im Wandel“ trafen sich mehr als 130 Lehrkräfte aus 26 katholischen Schulen in der St. Marien-Schule Neukölln.


Neugier und Freude an der Begegnung war während des Fachtags Medienbildung auch in den Workshops zu spüren.   (Fotos: Stefan Klenke)

Wenn Eltern und Lehrer über die Mediennutzung der heutigen Schülergeneration sprechen, klingt das oft resigniert und ratlos. Die 130 Lehrerinnen und Lehrer aus Schulen des Erzbistums, die sich am ersten Maisamstag zu einem medienpädagogischen Tag in Berlin trafen, wirkten dagegen hoch motiviert, sich den rasant voranschreitenden medialen Entwicklungen zu stellen und ihre Schüler auf ihrem Weg zu begleiten.

Wie können Lehrer neue Medien in guter Weise für einen zukunftsweisenden Unterricht nutzen? Und was können sie tun, um Schüler vor den Gefahren des Internet zu schützen? In Vorträgen, Workshops und Pausengesprächen kam es zu einem regen und differenzierten Ideen- und Erfahrungsaustausch.

Katholische Schulen haben ähnliche Probleme wie alle anderen, wurde dabei deutlich. Auch an den Schulen des Erzbistums gibt es Schüler, die Cyber-Mobbing erleben, auch hier taten sich die jüngere Schüler mit dem Fernunterricht während der Corona-Schulschließungen besonders schwer, auch hier sind Lehrer während der Pandemie an die Grenzen ihrer Kraft gelangt, und auch hier klappt es nicht immer naht- und reibungslos, dass neu angeschaffte Technik auch tatsächlich im Unterricht eingesetzt wird.

Katholische Schulen gestalten Wandel mit

Deutlich wurde aber auch, dass die katholischen Schulen einige  Vorteile zu verzeichnen hatten. Seit 2017 sind sie auf einer eigenen digitalen Lernplattform miteinander vernetzt. Als der erste Lockdown ausgerufen wurde, hatten sie daher gegenüber den staatlichen Schulen einen deutlichen Vorsprung. Überdurchschnittlich ist auch das Niveau der technischen Ausstattung. Beispielsweise profitierten die Schulen davon, dass sie  durchweg über einen gut funktionierenden WLAN-Zugang verfügen.

Nicht zuletzt zeugt ein eigenes Fachreferat für Medienbildung davon, dass Schulen im Erzbistum sich der Wirklichkeit des medialen Wandels nicht verschließen wollen, sondern ihn aktiv mitgestalten wollen. „Wir stellen uns der Aufgabe, die Schüler auf eine Zukunft vorzubereiten, die wir nicht kennen“, sagt Monika Klapczynski, Leiterin des Fachreferates Medienbildung und Initiatorin des Fachtages. Medienbildung sollte sich ihrer Ansicht nach keinesfalls auf den Informatikunterricht beschränken, sondern Bestandteil aller Schulfächer sein. Wichtig ist es ihr dabei, genau hinzusehen und keine vorschnellen Urteile über digitale Entwicklungen zu fällen. So habe es Hassreden immer gegeben. Das Internet habe sie nicht erfunden, sondern bringe beschleunigt das zutage, was auch in der analogen Welt gelebt wird.

Als entscheidendes Pfund, mit dem die katholischen Schulen wuchern können, zugleich aber auch als ständige Herausforderung stellte der Medienpädagoge Jan Vedder in seinem Einführungsreferat ihr stark ausgeprägtes Wertebewusstsein heraus. Auch in der Medienbildung sei die Haltung der Pädagogen entscheidend, die Bereitschaft, Schüler in ihrer Entwicklung zu begleiten, ihnen zur Seite zu stehen. „Diese Haltung kam in allen Workshop-Angeboten zum Tragen“, erläutert Monika Klapczynski. „Es ging nie darum, zu belehren, sondern die Augen dafür zu öffnen, was alles möglich ist – im Guten wie im Schlechten.“ Unter den 36 Workshops gab es Angebote für Lehrer, die technikaffin und vertraut mit sozialen Medien sind ebenso wie für „Anfänger“. Inhalte waren unter anderem die Möglichkeiten der Lernplattform des Erzbistums, die Veränderung einer Lernkultur, gezielter Einsatz von Smartphones im Unterricht, VR-Brillen, Medienethik, alternative Prüfungsformate, das Erkennen von Fake News, Umgang mit Hass im Internet und Einsatz von Medien zur Unterstützung von Schülern mit besonderem Förderbedarf.

Monika Klapczynski freut sich über die positiven Echos auf den ersten Fachtag Medienbildung.

Medienexperten aus den eigenen Reihen

Neben Experten aus dem gesamten Bundesgebiet und aus Dänemark gehörten auch Lehrer von Schulen des Erzbistums zu den Referenten. Corinna Gönner stellte beispielsweise das „Pilotprojekt iPad-Klasse“ der Berliner Liebfrauenschule vor. David Zaake von der Theresienschule sprach über das „Netzwerk Medienbildung“, das er mit einer Kollegin im vergangenen Jahr im Erzbistum ins Leben gerufen hat. Die evangelische Religionslehrerin Mirjam Blumenschein berichtete, wie sie über einen „Podcast Reli“ in der Coronazeit Kontakt zu ihren Schülern halten konnte.

Lydia Funke gab Einblicke in den „Notfallpass“, ein medienpädagogisches Instrument der Theresienschule. Schüler werden dort gezielt mit Hilfsangeboten vertraut gemacht, die sie nutzen können, wenn sie etwa Opfer von Hass im Internet werden oder ihren exzessiven Medienkonsum nicht mehr steuern können.

Von Dorothee Wanzek