150 Jahre St. Marien Sondermühlen
Selbstbewusst und aktiv
Die Kirche St. Marien Sondermühlen wird 150 Jahre alt. Die Meller Pfarrei St. Matthäus feiert das mit einem Gottesdienst und einem Weinfest. Im Gemeindeteil Sondermühlen sind viele Dorfbewohner aktiv.
Pfarrer Michael Wehrmeyer wirkt zufrieden. Wenn er an das Jubiläum von St. Marien Sondermühlen denkt, weiß er, dass die Ehrenamtlichen vor Ort alles gut vorbereitet haben. Sondermühlen ist Teil der Pfarrei St. Matthäus Melle und ist mit 320 Katholiken ein kleiner Gemeindeteil, dennoch sind hier viele Menschen anzutreffen, die sich engagieren. Es gebe einen aktiven Ortsausschuss, sagt Wehrmeyer, und außerdem ein gutes Gemeindeteam, das schon viele Ideen umgesetzt habe.
Dem Gemeindeteam in Sondermühlen gehören vier Frauen und ein Mann unterschiedlichen Alters an. „Die haben die Belange des Ortes im Blick“, so Pfarrer Wehrmeyer. Auch die Zusammenarbeit mit den hauptamtlich Beschäftigten in der Pfarrei Matthäus sei gut. Seit das Gemeindeteam da sei, „laufen viele Sachen eigenständig, und ich kann das gut laufen lassen“, sagt Wehrmeyer.
Die Sondermühlener haben Erfahrung darin, selbstständig zu handeln. Seit 1968 habe die Gemeinde St. Marien keinen eigenen Pfarrer mehr gehabt, erläutert Hans-Kurt Kellermann. Seit diesem Zeitpunkt sei Sondermühlen von Priestern aus Melle betreut worden, anfangs war das der Kaplan aus St. Matthäus. Später folgte eine Zeit im Gemeindeverbund mit Melle St. Matthäus und Melle-Buer, seit 2011 ist Sondermühlen einer von fünf Gemeindeteilen der großen Pfarrei St. Matthäus.
Bei der Neuordnung der Gottesdienstzeiten behielt Sondermühlen die Messe am Sonntag vormittag, sie beginnt um 9 Uhr. Das sei eine schöne Zeit, findet Leonhard Birke, der sich als Lektor engagiert. Dieser Ansicht seien auch viele andere Gläubige: Im Gottesdienst, der im Schnitt von 80 Personen besucht wird, seien auch viele Besucher aus Altenmelle und auch aus Wellingholzhausen vertreten. Auch das Gemeindefest von St. Marien zieht Besucher von auswärts an, auch wenn es nicht mehr wie ganz früher über das ganze Wochenende geht und mit einer Scheunenfete beginnt. Das jüngste Gemeindefest in Sondermühlen startete mit einem Familiengottesdienst um 13.30 Uhr und bot Programm bis in den Abend.
Nachwuchs – nicht nur in der Kirche wichtig, sondern auch in der Kommune
Wenn in Sondermühlen gefeiert wird, packen viele mit an. Es lassen sich viele ansprechen, sagt Birke, und Hans-Kurt Kellermann vom Ortsausschuss bestätigt das: Viele helfen mit. Gemeindeleben sei Dorfleben und Dorfleben sei Gemeindeleben, sagt Sebastian Strothmann aus dem Gemeindeteam.
Strothmann hat als Mitglied des Gemeindeteams gute Erfahrungen damit gemacht, dass man auch Neues ausprobieren sollte, so wie es in den begleitenden Seminaren zu „Kirche der Beteiligung“ vorgeschlagen wird. So habe das Gemeindeteam in der jüngsten Vergangenheit die Besuchsdienste umorganisiert. Es wurden früher zum Beispiel die Mitglieder der katholischen Frauengemeinschaft (kfd) von Vertreterinnen der kfd besucht, manche Männer erhielten aber gar keinen Besuch, berichtet Strothmann. Nun hat sich eine Gruppe gefunden, die allen Senioren des Gemeindeteils einen Geburtstagsbesuch abstattet und außerdem diejenigen zu Hause aufsucht, die krank sind.
Während vor einigen Jahren die zwei, drei Kinder aus Sondermühlen, die zur Erstkommunion kamen, an der Katechese in Melle teilnahmen, hat auf Initiative von Anja Kuhlmann und Christine Schwieger vom Gemeindeteam 2018 wieder ein Erstkommunionjahrgang den Unterricht in Sondermühlen erhalten. Es waren acht Kinder, die auf ihren Ehrentag in Sondermühlen vorbereitet wurden. Alle acht sind auch Messdiener geworden.
Für die Messdiener gibt es Gruppenstunden und es besteht eine Jugendgruppe vor Ort. Möglicherweise gründet sich jetzt bald auch wieder ein Familienkreis. Es seien einige junge Familien nach Sondermühlen gezogen, erzählt Leonhard Birke. Das sei gut, denn man brauche den Nachwuchs, nicht nur in der Kirche, auch in der Kommune. Wichtig sei aber, dass künftig im Ort ein Raum für Versammlungen vorhanden ist. Deshalb hoffe man, dass es gelingt, genügend Geld für eine Sanierung des Gemeindehauses aufzubringen.
Der Familiengottesdienst zum Jubiläum beginnt am Samstag, 10. August, um 18.30 Uhr, anschließend Weinfest mit Musik.
Andrea Kolhoff
Zur Sache
Die St. Marien Kirche steht dort, wo vor 150 Jahren der Mittelpunkt der Bauernschaften von Handarpe, Niederschlochtern, Eickholt und Dielingdorf war, die Katholiken hatten zuvor die Gottesdienste in der Gutskapelle von Gut Sondermühlen besucht. Die Konsekration des Neubaus erfolgte am 28.10.1869 durch Bischof Johannes Heinrich Beckmann.