Missio für Religionslehrer im Bistum Erfurt
„Sie sind meine Hoffnungskräfte“
Bischof Ulrich Neymeyr überreichte in Erfurt jungen Religionslehrern ihre Beauftragungsurkunden. Fotos: Eckhard Pohl |
„Ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft, den Dienst als Religionslehrerinnen und -lehrer zu übernehmen.“ Diesen Dank auszusprechen, war Bischof Ulrich Neymeyr bei der Verleihung der unbefristeten Missio Canonica an 27 junge Religionslehrer für Thüringen sichtlich wichtig. „Sie werden mit dieser Beauftragung, Religionsunterricht in den Schulen zu erteilen, nicht nur durch den Staat, auch nicht nur von der Kirche oder vom Bischof, sondern im letzten von Christus selbst beauftragt“, betonte der Bischof bei dem Sendungs-Gottesdienst in der St.-Severi-Kirche in Erfurt.
Anhand des Evangeliums Mt 23 (Lasst Euch nicht Rabbi nennen ...) ermutigte der Bischof die Religionslehrer in seiner Predigt, stets für die Anliegen Jesu Christi „transparent zu bleiben“ und sich selbst zurückzunehmen. „Lassen Sie deutlich werden, dass Christus der Motor Ihres Lebens ist!“ Am Beispiel des Paulus, der offenbar kein guter Redner war, aber wortgewaltige Briefe schrieb, bestärkte der Bischof die Pädagogen, in eigenen Grenzen Chancen zu sehen und als Glaubenszeugen den jungen Menschen „mutig und froh zu begegnen“.
Zu den Lehrern, die bei dem Gottesdienst am 30. April dabei waren, gehörte Josef Rabe (29). Er unterrichtet am Gymnasium in Lengenfeld (Stein) Religion und Sozialkunde. „Ich freue mich über den Vertrauensbeweis des Bistums durch die Verleihung der Missio Canonica, sehe aber auch die Verantwortung. Es macht mir Freude, mich mit jungen Menschen mit religiösen Themen und Glaubensfragen auseinanderzusetzen. Ich möchte sie – ohne sie zu irgendetwas zu drängen – dazu befähigen, sich in Fragen des Glaubens ein Urteil zu bilden und sich bewusst zu entscheiden.“ Nicht wenige Schüler tendierten zu der Haltung „Glaube ja, aber Kirche ist nicht notwendig.“
Bischof Neymeyr übergibt Religionslehrer Christopher Thüne seine Missio Canonica. |
Platz für Fragen und Gespräche
Nathalie Nolte (28) ist Grundschullehrerin in Leinefelde. Auch sie empfindet die Erteilung der Missio Canonica als Bestätigung. „Die Kinder freuen sich auf den Religionsunterricht“, erlebt sie bei ihrem Dienst seit 2020. Denn im Gegensatz zu Fächern wie Mathematik oder Heimat- und Sachkunde, die sie auch unterrichtet, sei im Fach Religion Platz für Fragen und Gespräche. Auch hier gebe es natürlich einen Lehrplan, aber viele Möglichkeiten, die Themen anzugehen und umzusetzen, sagt Nolte. In Seminaren des Referendariats habe sie viel für die Praxis gelernt. Wichtig im Unterricht sei, „die Kinder inhaltlich gut abzuholen, zumal sie von zu Hause sehr unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen“. Nolte wünscht sich – danach gefragt – mehr Weiterbildungsangebote für Religionslehrer.
Christopher Thüne lehrt schon seit 2019 Religion und Deutsch am Gymnasium in Dingelstädt. Dass er Religionslehrer geworden ist, habe auch mit einem sehr guten Religionslehrer in seiner Schulzeit an der Bergschule in Heiligenstadt zu tun, sagt der 30-Jährige. Auch an sein theologisches Studium in Erfurt erinnere er sich gern. In Dingelstädt habe die Schule gute Verbindungen zur Pfarrgemeinde. Schulgottesdienste würden stattfinden, der Pfarrer komme auch mal in den Religionsunterricht ... Die Schüler seien interessiert, das mache es leicht. Allerdings beobachtet Thüne, dass bei den jungen Leuten zunehmend „ein Gefühl von Religion und Spiritualität als Grundlage“ schwindet.
Religionsunterricht ist ein wichtiges Zeichen
Vor dem Schlusssegen kam auch Bischof Neymeyr noch auf die aktuelle Situation zu sprechen. Angesichts der „hausgemachten Kirchenkrise“ und zugleich einer Glaubenskrise sei der Dienst der Religionslehrer nicht einfach. Besonders die Missbrauchsvorfälle seien erschütternd. Aber die katholische Kirche gerade in Deutschland versuche dem seit 20 Jahren bewusst zu begegnen: durch eine klare Interventionsordnung, durch Beistand für die Opfer, durch Prävention, über den Synodalen Weg. Das könne ermutigen. „Sie sind meine Hoffnungskräfte“, so der Bischof zu den Religionslehrern. Das Fach Religion sei „ein wichtiges Zeichen des Glaubens in der Schule“, auch im Blick auf nichtchristliche Schüler und die Lehrerkollegien.
Am Ende des Gottesdienstes dankte der Bischof auch der Schulabteilung des Bistums für ihr Engagement bei der Begleitung der Religionslehrer.
Von Eckhard Pohl