Caritas-Projekt zur Krisen- und Suchtprävention in Schulen

Signale einer tiefen Not erkennen

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Leistungsdruck, Mobbing, Stress: Bei vielen Jugendlichen nehmen psychische Belastungen zu. Die Caritasverbände Emsland und Grafschaft Bentheim starten jetzt das Projekt „[Ausweg]LOS!“ zur Krisen- und Suizidprävention in Schulen – mit Workshops für Klassen, Lehrer und Eltern.


chwere Krisen bei jungen Leuten nehmen zu. Katrin Warstat (li.) und Maria Schmees starten daher in mehreren Schulen das Caritas-Projekt „[Ausweg]LOS!“. Foto: Caritas

Das Projekt ist hervorgegangen aus der E-Mail-Beratung „[U25]“ der emsländischen Caritas für suizidgefährdete junge Menschen. Dabei können sich junge Leute unter 25 Jahren per E-Mail an gleichaltrige Beraterinnen und Berater wenden, wenn sie in existenziellen Krisen stecken und sogar daran denken, sich das Leben zu nehmen. Zunehmend melden sich auch Lehrer und Schulsozialarbeiter bei der Caritas-Mitarbeiterin Katrin Warstat und bitten um Unterstützung, wenn sie Probleme bei Jugendlichen bemerken.

Die Standortleiterin von „[U25]“  glaubt daher, dass es gut ist, mit einem Angebot auch direkt in die Schulen zu gehen, „in die Lebenswelt, in der Jugendliche sich heute fast am meisten aufhalten. Und sie bringen ihre Krisen ja in die Schule mit“. Das neue Projekt will nach ihren Worten Schüler und Lehrer für die Themen psychische Krisen und suizidale Gedanken sensibilisieren. „Unser Ziel ist es, dass Betroffene gar nicht erst so tief in eine Lebenskrise hineingeraten.“ Bei diesen Worten nickt Maria Schmees. 

Die Sozialarbeiterin koordiniert das Projekt „[Ausweg]Los!“ und weiß von früheren beruflichen Erfahrungen, dass die seelischen Belastungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen seit Jahren stetig zunehmen. „Der Leistungsdruck in der Schule und in der Gesellschaft steigt immer mehr und das ist oft nur schwer auszuhalten“, sagt sie. Viele junge Leute fragen sich, ob sie den Erwartungen von Eltern, Freunden, Lehrern gerecht werden können: Kann ich das alles leisten und wie soll ich das schaffen? „Das verunsichert viele Jugendliche“, sagt Schmees – auch mit Blick auf die spätere Berufswelt. Denn die Frage, welcher Job wirklich der richtige ist und wie dort die Zukunftschancen sind, treibt viele Jungen und Mädchen um. Zudem ist nach Worten von Maria Schmees „Mobbing ein großes Thema, das macht vielen jungen Leuten zu schaffen“. Sie erzählt, wie sehr Jugendliche leiden, wenn sie bei Facebook oder Whats­app angefeindet werden. 

Wie kann man dem Freund oder der Freundin aus der Krise helfen?

Das Projekt „[Ausweg]LOS!“ will ihnen zeigen, dass sie mit solchen Problemen nicht alleinstehen und dass es Hilfen gibt. Dafür bietet die Caritas mehrere kostenlose Bausteine an. Einer davon sind praktische Workshops für Klassen in den Jahrgangsstufen 8 bis 13. Und die machen junge Menschen mit ihnen, die noch dicht an der Lebenswelt der Schüler sind. „Jugendliche sprechen über ihre Sorgen eher mit Freunden und Gleichaltrigen“, sagt Warstat. Diese Beraterinnen und Berater gehen in die Schulen und gestalten zum Beispiel eine Doppelstunde oder auch Projekttage. Sie wollen den Schülern mit verschiedenen Methoden zeigen, wie sie dem Freund oder der Freundin in einer Krise helfen können, wie sie Signale einer tiefen Not erkennen und wo es Hilfe gibt. Es geht darum, zu sensibilisieren, aufzuklären und Tabus zu brechen.

Gleichzeitig sind aber auch die Schulen angesprochen, sich intensiver mit dem Thema zu befassen und im Haus eine Atmosphäre zu schaffen, in der Schüler sicher sein können: „Ich darf das hier sagen, wenn es mir schlecht geht.“ Deshalb wird Maria Schmees auch Fortbildungen für die gesamten Teams anbieten: für Schulleiter, Kollegium bis hin zum Hausmeister. Denn Letzterer „bekommt manchmal sogar mehr mit als die Lehrer.“ Ein dritter Baustein sind Abende für die Eltern. Derzeit schreibt Maria Schmees alle Schulen in beiden Landkreisen an. 

In diesem Jahr soll jeweils eine Schule aus dem Emsland und der Grafschaft mitmachen. 2021 können bis zu zehn Schulen teilnehmen. „Dabei müssen wir schauen, was unter Corona-Bedingungen möglich ist“, sagt Katrin Warstat. Am Ende des Projekts soll es nach ihren Worten eine Handreichung und einen Leitfaden geben, an dem Schulen sich künftig orientieren können. „Vielleicht können wir sogar langfristig so etwas wie eine Krisenpräventionsstelle etablieren.“

Petra Diek-Münchow

 

Zur Sache

Das Projekt „[Ausweg] LOS! – Krisen meistern. Suizide verhindern. Auswege aufzeigen“ läuft bis Dezember 2021 an verschiedenen Schulen im Emsland und in der Grafschaft Bentheim. Träger sind die Caritasverbände Emsland und Grafschaft Bentheim in Kooperation mit den Gesundheitsämtern beider Landkreise. 

Laut Caritas ist es das erste Vorhaben dieser Art in Niedersachsen und das bisher einzige, das im ländlichen Raum angesiedelt ist. Die Sozialpädagogin Maria Schmees koordiniert das Projekt. Interessierte Schulen oder auch junge Leute, die die Ausbildung zu ehrenamtlichen Beraterinnen und Beratern für „[Ausweg]LOS!“ in Lingen mitmachen möchten, können sich bei ihr melden: Telefon 05 91/80 06 23 00 oder per E-Mail: u25@caritas-os.de