Der Togo Chor bereichert das Gemeindeleben von Heilig Geist in Hamburg-Farmsen
„Singen ist Beten“
Der Togo Chor tritt regelmäßig in den Gottesdiensten der Gemeinde Heilig Geist auf. Seine Mitglieder und viele seiner Lieder stammen aus Westafrika – der Chor ist mittlerweile so beliebt, dass er auch für private Feiern gebucht wird.
Erst gibt jemand einen Rhythmus vor, plötzlich fangen alle an, dazu zu singen. Dann wird auch eine Trommel im gleichen Takt geschlagen. Niemand hat Notenblätter in der Hand, dennoch weiß jeder, welcher Text in welcher Tonhöhe zu singen ist. Dabei wird getanzt, viele schließen die Augen. Dominique Blewussi geht halb tanzend, singend und schnipsend durch die Reihen. Auf vielen Gesichtern ist ein breites Lächeln zu erkennen und man merkt: Musik ist für die Mitglieder des Togo Chors Leidenschaft.
Seit etwas mehr als zehn Jahren existiert das Ensemble in Farmsen. Zu Beginn hat es nur ganz wenige Mitglieder und die Proben finden im Hauskeller von Blewussi statt. Doch mit der Zeit wird es dort zu klein, fortan wird in der Farmsener Gemeinde Heilig Geist geprobt und dort auch regelmäßig die Gottesdienste begleitet. Von Beginn an leitet Blewussi den Chor, der mittlerweile mehr als 20 Mitglieder hat. Heute sind außer Blewussi elf zur Probe gekommen, acht Frauen und drei Männer.
Musik begleitet Blewussi schon sein Leben lang, auch in seinem Heimatland Togo hat er früher im Chor gesungen. Die Begeisterung für das Singen und Musizieren haben er und seine Frau Gloria an ihre drei Kinder weitergegeben. Auch die singen regelmäßig im Chor mit oder begleiten ihn mit Instrumenten. Blewussis Tochter Sylvia ist mit 23 Jahren die jüngste Sängerin.
Vorgetragen werden stets Lobpreisungen
Die Mitglieder wohnen über ganz Hamburg verstreut. Sie verbindet die Musik, dass sie Christen sind und alle aus einem westafrikanischen Land stammen. Die meisten kommen aus Togo, andere aus dem Nachbarland Benin. Diesen westafrikanischen Einschlag zeigen sie in ihrer Musik. Viele der Lieder, die der Chor singt, sind in ihrer Muttersprache Ewe. Trommeln und hier weitestgehend unbekannte afrikanische Rhythmusinstrumente begleiten die Lieder.
Auch wenn die meisten der Gemeindemitglieder in Farmsen die Sprache nicht verstehen dürften, so mag ihnen sicherlich das ein oder andere Mal die Melodie bekannt vorkommen. Denn einige Lieder, die man im deutschen Gotteslob findet, sind auf Ewe übersetzt worden. „Ich kenne manche Lieder, die wir mit dem Chor singen, noch aus Kindertagen in Togo“ sagt Blewussi. Aber auch Lieder auf Deutsch, Englisch oder Französisch finden sich in dem Repertoire, selbst Gospel-Songs. Es sind immer christliche Lobpreisgesänge, die der Chor vorträgt.
Der Glauben ist absolut zentral und verbindend für die Mitglieder. So beten sie auch zu Beginn jeder Probe gemeinsam. Für Dominique Blewussi ist die Musik ein wichtiger Bestandteil des Glaubens. „Singen ist Beten“, sagt er. Durch das Singen könne man seinem Glauben Ausdruck verleihen und die preisenden Worte besser verinnerlichen, als wenn man sie nur spreche.
„Das Christentum ist in Togo weit verbreitet“, berichtet Blewussi. Sonntags zum Gottesdienst in die Kirche zu gehen, sei dort für viele Menschen Programm. „Der Gottesdienst stimmt im Ablauf genau mit den katholischen Messen überein, die in Deutschland gefeiert werden.“ Das Zelebrieren der Musik und des Glaubens währenddessen sei dagegen völlig unterschiedlich. „Alle singen laut mit, tanzen und feiern den Glauben richtig“, so Blewussi. Darin stecke eine ganz andere Glaubensfreude als in Deutschland, wo meistens zur Orgelmusik sitzend aus dem Gotteslob gesungen werde. Die Art, Gottesdienst im wahrsten Sinne des Wortes zu feiern, möchte der Togo Chor in seinen Auftritten vermitteln.
In zwei Kulturen beheimatet
„Doch nicht nur zum gemeinsamen Beten und Musizieren ist der Chor für die Mitglieder wichtig“, erklärt der Leiter weiter. Auch wenn sie alle in Hamburg wohnten und hier eine Heimat gefunden hätten, sei für sie Westafrika immer noch ihre andere Heimat. Blewussi: „Viele Familienangehörige wohnen dort und sind nicht mit nach Deutschland gekommen.“
Durch die Trennung von ihren Familien und ihrer Heimat sei es für sie wichtig, auch hier eine enge Gemeinschaft zu haben. „Man kann sich unseren Chor vorstellen wie eine große Familie“, sagt Sylvia Blewussi. Unter den Mitgliedern bestehe ein großes Verständnis füreinander, man kenne das Gefühl der Zerrissenheit zwischen zwei Heimaten, zwei Kontinenten, zwei Kulturen. So beschränkt sich die Gemeinschaft nicht nur auf das gemeinsame Proben und Singen, sondern erstreckt sich auf viele andere Bereiche ihrer Freizeit.
In der Farmsener Gemeinde ist der Togo Chor schon lange etabliert und kommt bei den Gottesdienstbesuchern offensichtlich sehr gut an. So engagieren ihn Gemeindemitglieder beispielsweise häufig für Geburtstags- oder Hochzeitsfeiern. Mit seiner Musik verbindet er Menschen über Länder-, Sprach- und Kulturgrenzen hinweg. Genauso wie der gemeinsame Glaube.
Text: Melanie Giering