Auf ein Wort
So nah ist mein Nächster
Zwei große Gestalten des Alten Testamentes erscheinen heute vor den Augen Jesu und denen seiner Jünger Johannes, Petrus und Jakobus: Mose und Elija. Mose ist der große Gesetzgeber des Alten Bundes, Elija sein großer Prophet. Beide zeichnet aus, dass sie eine tiefe Gottesberührung erlebt haben. Mose erfährt Gott in einem brennenden Busch mit seiner Zusage: „Ich bin der ‚Ich bin da.‘“ (Ex 3,14) Und Elija begegnet Gott auf dem Berg Horeb in einem „sanften, leisen Säuseln“ (1 Kön 19,12). Zuvor erlebt er dort Erdbeben, Sturm und Feuer. In all dem ist Gott aber nicht. Was wiederum meint: Gott ist nicht in dem, was Angst macht. Auch nicht in der Kirche. Gottes Gegenwart ist eher still, unaufdringlich, sanft.
Und auch Jesus zieht sich zum Gebet, zur Begegnung mit seinem Gott, seinem Vater, oft in die Stille, in die Natur zurück – nicht selten in der Nacht. Und auch er wird eher sanft berührt worden sein. Sonst würde er Gott nicht mit Abba – „Papi“ – anreden. Ein Papi birgt sein Kind sanft auf seinen Armen, liebevoll. Wenn Jesus heute in ein weißes Licht gehüllt wird, dann ist er eingehüllt in die sanfte, liebevolle Gegenwart Gottes – wie in eine liebevolle Umarmung. Das sind wir alle. „Deine Gegenwart durchdringt und umhüllt uns wie die Luft, ohne die wir nicht atmen können“ – heißt es in einem Tagesgebet des Messbuches. Mit diesem Gott und in seiner Kraft konnten Mose, Elija und Jesus ihren Weg gehen. Und wir können es auch. Ohne Angst, frei – als Gottes Prophetinnen und Propheten für heute.
Pater Zacharias Heyes, Autor und geistlicher Begleiter aus der Abtei Münsterschwarzach