Anstoss 50/2018
Solidaritätslied mit allen Leidenden
Adventslieder sind stimmungsvoll und bildreich, so das Lied „O Heiland, reiß die Himmel auf“. Doch unterscheidet es sich von vielen anderen Liedern.
Der Text aus dem Jahr 1622 stammt vom Jesuiten Friedrich Spee. Es entstand in den Anfangsjahren des 30-Jährigen Krieges, der von 1618 bis 1648 auch in unserem Land als Religionskrieg und politischer Krieg wütete. Begleitet wurde er von Seuchen, Hungersnot und Hexenverfolgungen. In manchen Landstrichen starben 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung, Millionenfacher Tod, unsagbares Leid und Elend.
Vor diesem Hintergrund müssen wir dieses Lied hören und singen. Und doch ist es in erster Linie kein Klagelied, sondern ein hoffnungsvolles Lied, wenn Friedrich Spee von Gott spricht, an den er glaubt, von dem er jetzt Trost und Hilfe erbittet und deshalb fleht: „Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt?“ Er blickt hinauf zum Himmel, auf das Gott doch endlich herabsteige und ins Elend komme: „O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.“ Er bittet um Hilfe und um Trost. Denn für ihn ist Gott in erster Linie ein Gott des Trostes, der auch im Elend da ist und da bleibt, auch im Jammertal unseres Lebens uns tröstend zur Seite steht.Das erhoffen auch in unserer Zeit immer wieder Menschen von Gott, diesen Trost, inmitten des Leides. Aber nicht nur Gott kann trösten, sondern jeder Mensch ist dazu eingeladen, Menschen Trost zu schenken. Trösten kann jeder, da sein kann jeder, Zeit haben, Zuhören, Beten und Sprechen. Es ist schon trostreich und hilfreich, wenn der andere einfach da ist und da bleibt und Zeit hat. Das alles ist ein großes Geschenk. Und die Adventszeit ist eine Zeit des Füreinanders und des Miteinanders, eine Zeit der Liebe und des Trostes.