14 Monate Bauzeit für Innenstadtkirche in Nordhorn

St. Augustinus hat eine neue Mitte

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Der Blick von oben in eine Kirche mit Bänken, die im Kreis aufgestellt sind.
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Foto: Petra Diek-Münchow

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In einem dreiviertel Kreis stehen nun die Bänke in der renovierten Nordhorner St.-Augustinus-Kirche – genau unter der hohen Kuppel. Fotos: Petra Diek-Münchow

Wer nach 14 Monaten Bauzeit die St.-Augustinus-Kirche in Nordhorn betritt, wird staunen. Der Innenraum ist grundlegend umgestaltet worden – und das Konzept geht weit über optische Veränderungen hinaus. Das wird auch Weihbischof Johannes Wübbe erleben, wenn er am 3. September zur Einweihung kommt.

 
„Communio“ – so heißt die Leitlinie für die Renovierung der Nordhorner Innenstadtkirche. Denn dabei ging es nach Worten von Pfarrer Ulrich Högemann nicht nur um neue Farbe und andere Möbel. Sondern um ein anderes Bild von Kirche, das künftig die Arbeit und das Miteinander der Stadtpfarrei prägen wird. „Communio meint die geistliche Gemeinschaft der Getauften mit Gott in Christus und seinem Heiligen Geist“, sagt er.


Die Gemeinde versammelt sich unter dem Kreuz um den Altar, den Ambo und das Taufbecken – mit Christus in ihrer Mitte. „Wir dürfen uns freuen, so einander von Angesicht zu Angesicht im Glauben zu stärken.“ Diese Gedanken begleiten auch eine Veranstaltungsreihe mit Andachten, Musik und geistlichen Impulsen, die bis März 2024 fortgesetzt wird.


Die Kirche St. Augustinus ist ein wichtiges Bauwerk für die Grafschaft Bentheim. Schon der Blick hinauf zur hohen achteckigen Kuppel lässt viele Passanten Halt machen. Diese Außergewöhnlichkeit will das Kölner Büro Königs Architekten mit seinem Konzept neu betonen und hat dazu verschiedenste Arbeiten vorgeschlagen, die die Handwerksfirmen umgesetzt haben. 


Ulrich Högemann und der 16-köpfige Renovierungsausschuss sind nach intensiver Beratungs- und Bauzeit heute mehr als zufrieden mit dem Ergebnis. Die Kirche wirkt nach Auffassung der Gremienmitglieder Gerd Uffelmann und Marianne Schopmeyer lichter, harmonischer, fokussierter auf zentrale Elemente und die Mitte – auch dank der neuen hellen Farbgebung der Kuppel.

Ein Mann und eine Frau stehen in einer Kirche und schauen nach oben.
Gerd Uffelmann und Marianne Schopmeyer in der umgestalteten Kirche.


Was zuerst auffällt, ist die neue Anordnung der Bänke. Gestaltet aus heller Eiche bilden sie unter der Kuppel einen dreiviertel Kreis mit Platz für 250 Gäste. Mit weiteren 70 Stühlen könnte sich das Rund schließen. Der Boden, ein wohltuend schlichter Sichtestrich, fällt zur Mitte hin sanft ab und nimmt mit acht Elementen die Form der Kirche auf. In dieser Kreisfläche stehen der neue Altar, die Osterkerze, eine Taufschale aus Messing und der Ambo. Von dem aus könnten Priester oder Lektoren dem Gast in der ersten Reihe die Hand reichen „und das wird sicher passieren“, meint Högemann.

Werktagskapelle mit Platz für 40 Gäste

Der frühere Altarraum  nimmt nun eine Werktagskapelle für 40 Gäste auf.  Die Wände sind mit Holz verkleidet, in zwölf Nischen stehen die Apostelfiguren. Vier Meter hohe Glaselemente trennen diesen Bereich von der Mitte, sie lassen sich bei Bedarf aufschieben. Die flexible Bestuhlung und die kleine Orgel lassen Uffelmann und Schopmeyer noch an andere Möglichkeiten denken: Katechese und Chorproben, Gesprächskreise oder als Bühne bei Konzerten oder Lesungen. 

Andere Möglichkeiten ergeben sich nach der Renovierung zudem für die Kirchenmusik. Chor- und Instrumentalgruppen musizieren künftig mit im Kirchenraum, eingebettet in den Kreis der Gemeinde. Die große Orgel bleibt auf der Empore, aber es gibt unten einen neuen und mobilen Spieltisch.

Komplett barrierefrei, ein wichtiges Anliegen bei der Renovierung, ist nun der Gang rund um die Mitte. Dort wird bald ein Kreuzweg der Nordhorner Künstlerin Julia Siegmund zu sehen sein. Die Beichtstühle sind verschwunden, stattdessen gibt es einen Beichtraum. Auch die Marienkapelle ist neu gestaltet worden. Ähnliches gilt für die Augustinuskapelle neben dem Hauptportal. Zuvor ein Ort für die Tauferinnerung, können Besucher in diesem Raum jetzt vor der Augustinusstatue Platz nehmen, sich zwei Reliefs des Kirchenpatrons anschauen und innehalten.

Umbau kostet 2,3 Millionen Euro

An persönliche Begegnungen denken Gerd Uffelmann und Marianne Schopmeyer, wenn sie im Vorraum von St. Augustinus stehen. Sobald die Glaswand unter den Bögen eingebaut ist, können sich beide dort zum Beispiel Kirchencafés vorstellen – mit einladend geöffneten Türen nach draußen.

2,3 Millionen Euro hat der Umbau gekostet, der auch die Renovierung der Orgel, Elektroakustik, Beleuchtung und in Teilen die Heizung umfasst. Zuschüsse gab es vom Bistum. Aber nicht alles ist neu angeschafft worden, zahlreiche Gegenstände wurden wiederverwendet. So der Fußboden in der Augustinus-Kapelle, die Fenster, der Tabernakel, Skulpturen und das Triumphkreuz. Die Nordhorner Künstlerin Irmgard Teuwisse hat es restauriert. Nun hängt es wieder im Bogen zwischen Werktagskapelle und neuer Mitte. „Auch wenn durch die Renovierung vieles anders sei, bleibe St. Augustinus doch als vertrauter Raum erfahrbar“, sagt Gerd Uffelmann.

 

Zur Altarweihe in die renovierten Kirche St. Augustinus kommt am Sonntag, 3. September, um 15 Uhr Weihbischof Johannes Wübbe. 

Von der Renovierung erzählt ein Buch. Es ist im Pfarrbüro in der Burgstraße erhältlich. Begleitend zu den Bauarbeiten und darüber hinaus gibt es eine spirituelle Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Communio“. Infos zum Programm: www.katholisch-in-nordhorn.de/aktuelles
 

Petra Diek-Münchow