St. Knud und der Zahn der Zeit
St. Knud in Friedrichstadt gehört zu den ältesten Kirchen im Norden. Seit ihrer Errichtung im Jahre 1853/54 hat sie einiges mitgemacht und muss nun saniert werden. Ehrenamtliche der Gemeinde bringen sich dabei besonders ein.
Die Kirche St. Knud in Friedrichstadt, die in den Jahren 1853/54 nach dem Schleswig-Holsteinischen Krieg erbaut wurde (eine erste Ansgar-Kirche an gleicher Stelle war Baumängeln zum Opfer gefallen), ließ sich Jahrzehnte lang durch nichts erschüttern. Im Gegenteil. Die Missionskirche, die weder einen Glockenturm noch eigene Glocken haben durfte, hatte für die Katholiken eine enorme Bedeutung. Der Pfarrer war der einzige Geistliche weit und breit, der firmen durfte – und er selbst war es, der die Kirche am 11. Juni 1854 benedizierte. Denn katholische Bischöfe durften zu dieser Zeit auf dänischem Hoheitsgebiet keine Amtshandlungen vornehmen.
Ältere katholische Kirchen gibt es im Norden fast keine
Auch der Deutsch-Dänische-Krieg von 1864, der dazu führte, dass die zuvor unter der Führung des dänischen Königs stehenden Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg unter österreichisch-preußische Herrschaft gerieten, bedrohte die Kirche nicht in ihrer Existenz. Ebenso gingen die Kirche wie auch die Stadt aus den beiden Weltkriegen weitgehend unbeschädigt hervor. So ist St. Knud eine der beiden ältesten katholischen Kirchen Schleswig-Holsteins (wobei St. Marien Glückstadt damals zur Grafschaft Pinneberg gehörte). Auch in Skandinavien dürfte es nur wenige katholische Kirchen geben, die älter sind.
Dennoch wurde 2003 die Profanierung der Kirche beschlossen, was viel Kritik hervorrief und die Gemüter bewegte. Der pensionierte Kopenhagener Dompfarrer Prälat Dietrich Timmermann erreichte allerdings, dass Alterzbischof Werner Thissen ihm im Jahr 2008 die Erlaubnis erteilte, die Kirche weiter als „Privatkapelle“ zu nutzen – was Timmermann so auslegte, dass auch das Ewige Licht, Tabernakel etc. darin ihren Platz haben dürften. Was nach dem Tode Timmermanns im Jahr 2014 nun nicht mehr in Frage gestellt wurde. St. Knud in Friedrichstadt ist fester Bestandteil der Pfarrei St. Knud in Husum.
Was die denkmalgeschützte Kirche nun aber tatsächlich bedroht, ist der Holzschwamm im Gebälk. Den gebe es derzeit „in guter Ökumene“ auch in der evangelischen Kirche der Stadt, wie der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Falko Heuckrodt mit galligem Humor anmerkt. Eine bröckelnde Fassade und einige marode Leitungen – die letzte Renovierung wurde 1985 vorgenommen – in St. Knud sind allerdings auch nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Pfarrer Oliver Meik, der Ende Juli aus der Pfarrei verabschiedet wurde, hatte deshalb noch Sanierungsmaßnahmen angestoßen, wofür ihm die Gemeinde sehr dankbar sei, so Heuckrodt.
Die Gemeindemitglieder packen bei den Arbeiten selbst mit an
Unter seiner Leitung wurde aus der Gemeinde heraus eine eigene „Dombauhütte“ mit rund zwei Dutzend Aktiven gegründet, die zumindest alle einfachen Arbeiten selbst ausführen will. So ähnlich hatte das schon beim Umbau eines Heizungsraums zum Gemeinderaum im vergangenen Jahr funktioniert, der in den kommenden Monaten auch als Gottesdienstraum dient.
Diesmal haben erneut viele Gemeindemitglieder mit angepackt, als es darum ging, die Kirche leer zu räumen und das Inventar vorübergehend in die Kirche St. Paulus in Tönning zu bringen. Zumal auch die Zeit drängt, denn spätestens Anfang kommenden Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. Fast alle Aufträge seien schon vergeben, einer sogar nur gegen „Spendenbescheinigung und Gotteslohn“, wie Ulrich Keiluweit vom Ortspas-
toralrat berichtet. Gesucht werde allerdings noch ein Maurer, der die ausgeschriebenen Arbeiten übernimmt.
Die kleine Übertreibung mit der „Dombauhütte“ hat übrigens ihren Grund. Denn weil auf einem Stein der Kirche ein „Domus Dei“ (Haus Gottes) steht und man in Friedrichstadt Humor hat, wird schon immer vom „kleinen Dom zu Friedrichstadt“ gesprochen, so Keiluweit. Es gibt sogar einen Ehrendomherren, nämlich Erzbischof Stefan Heße, der bei einem Besuch im Februar 2016 dazu ernannt wurde.
Wer die in den kommenden Monaten für die Sanierungsarbeiten geschlossene Kirche noch einmal im leergeräumten Zustand sehen will, hat bei der Kulturnacht am 25. August Gelegenheit dazu. Zwischen 18 und 24 Uhr erwartet die Besucher an vielen Orten der Stadt ein Programm mit Kunst und Kunsthandwerk, Lesungen und Musik. In St. Knud werden von Angelika Rietdorf geschriebene Ikonen gezeigt, begleitet von byzantinischer Musik (vom Band), die der Gemeinde verbundene griechisch-katholische Diakon Bernward Kwasigroch ausgesucht hat. Der Eintritt für alle Veranstaltungen in der Stadt beträgt einmalig 8 Euro.
Text u. Foto: Marco Heinen