Stadt, Land und alles im Fluss
Der Pastorale Raum Flensburg – Kappeln wurde am 16. September zur neuen Pfarrei Stella Maris. Erzbischof Stefan Heße zelebrierte in St. Marien in Flensburg den Gründungsgottesdienst.
Besieht man sich die neuen Großpfarreien im Erzbistum Hamburg, so hat jede ihre besonderen Eigenheiten. Manche sind großstädtisch geprägt, andere eher ländlich. Die Pfarrei Stella Maris mit Sitz in Flensburg zeichnet sich vor allem durch ihre Bipolarität aus. Da ist auf der einen Seite Flensburg mit der Pfarrkirche St. Marien – Schmerzhafte Mutter und da sind auf der anderen Seite die ländlichen Orte, an denen ebenfalls sonntags ein Gottesdienst oder samstags eine Vorabendmesse gefeiert wird: St. Ansgar in Flensburg-Mürwik, St. Laurentius in Glücksburg, St. Martin in Tarp, St. Anna in Harrislee (alle bisher Pfarrei Flensburg) sowie St. Marien in Kappeln, Christ König in Süderbrarup, St. Elisabeth in Damp und die private Schlosskapelle Herz Jesu im Schloss Gelting (zur Pfarrei Kappeln gehörig). Gut die Hälfte aller rund 12 000 Katholiken dieses Pastoralen Raums lebt in Flensburg; rund 3 700 Katholiken leben verteilt auf 90 kleinere Orte im ländlichen Raum. Nahezu alle Orte kirchlichen Lebens befinden sich ebenfalls in Flensburg.
Gemeinden tragen viel Eigenverantwortung
Wenn sich die Gemeinden am kommenden Sonntag, 16. September in Flensburg nach einem fünfjährigen Entwicklungsprozess zur neuen Pfarrei Stella Maris zusammenschließen, dann bedeutet das für die katholischen Christen in den landschaftlichen Regionen Angeln, Schwansen und Schleswigscher Geest also vor allem auch, mit viel Eigenverantwortung der Zukunft entgegenzugehen.
Dieser Weg ist gewiss nicht leicht, doch die Menschen sind „Mit Christus unterwegs“, wie es der Titel des Pastoralkonzepts verspricht. Pfarrer Bernd Wojzischke, der noch kein ganzes Jahr in Flensburg ist, sieht im Motto des Pastoralkonzepts einen Auftrag, sich im täglichen Handeln an Jesus zu orientieren und auf kirchenferne Menschen zuzugehen. Dass es dabei vor allem auf die Ehrenamtlichen ankommt, ist ihm bewusst: „Es ist schon heute so, dass das Leben in den Gemeinden ohne die Ehrenamtlichen nicht laufen würde. Das wird in Zukunft vielleicht sogar noch deutlicher werden.“ Vorerst hat die Pfarrei noch drei Priester und zweieinhalb Stellen für pastorale Mitarbeiter zur Verfügung sowie – als Bistumsaufgabe – eine halbe Stelle in der Hochschulseelsorge.
Schon wegen dieser dünnen Personaldecke wünscht sich Pfarrer Wojzischke „eine gute Kultur des offenen Umgangs miteinander“. Gemeint ist, einfach fragen zu können, ob ein Gemeindemitglied Lust und Zeit hat, sich für ein bestimmtes Projekt punktuell oder längerfristig zu engagieren. Genauso offen soll die Antwort mit Ja oder Nein ausfallen können. Der Pfarrer hofft, dass es gelingt, künftig mehr Menschen anzusprechen, die noch keinen Kontakt zur Kirche-, aber gleichwohl Glaubensfragen haben.
Konrad Maibaum aus Süderbrarup, stellvertretender Kirchengemeinderatsvorsitzender der Pfarrei Kappeln und Mitglied im designierten Vorstand der neuen Pfarrei, sorgt sich um den Bezug insbesondere junger Familien zur Kirche. „Es fehlt einfach der Priester vor Ort“, sagt er. Immerhin, nach nunmehr sieben Jahren ohne eigenen Pfarrer (Pfarrer Manfred Gehrmann wurde 2011 pensioniert) wurde die Pfarrei Kappeln durch Pfarradministratoren geleitet. Das hat zwar die Selbständigkeit der Gemeinden gestärkt, doch Konrad Maibaum ist froh, wenn nun „mehr Kontinuität in der Führung“ einkehrt. Ansonsten hat er nur wenig Sorge, dass die Musik künftig allein in Flensburg spielen könnte: „Wir müssen sehen, dass wir vor Ort Neues entwickeln und dass uns ein Aufbruch gelingt.“ Besonders die Ökumene müsse weiter gestärkt werden, so Maibaum.
Der zeitweilige kommissarische Leiter der Entwicklung, Günter Schlink, sieht trotz der Schwierigkeiten viele Chancen für die neue Pfarrei, obwohl es nicht leicht gewesen sei, das Kirchenvolk in den vergangenen fünf Jahren mitzunehmen.
Doch auch in Tarp sei die Gemeinde längst gewöhnt, viele Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Dennoch: „Dass wir uns neu aufstellen müssen, sollte jedem klar sein“, meint Schlink. Und dass sich die Orte kirchlichen Lebens in der Stadt konzentrierten, das kenne die Landbevölkerung schließlich auch aus allen anderen Bereichen des täglichen Lebens. Schlimmer sei die geringe Verwurzelung der Kirche im Alltag der Menschen. Umso wichtiger sei es, vor Ort die Arbeit mit Jugendlichen und Familien zu stärken. Hierbei werde man die Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Institutionen suchen, so Schlink.
Das Festhochamt zur Pfarreigründung zelebriert Erzbischof Heße am Sonntag, 16. September um 10.30 Uhr in St. Marien in Flensburg (Nordergraben 36).
Der neue Pfarrbrief zur neuen Pfarrei kann unter http://pastoralerraum-fl-k.de (Bereich Downloads) heruntergeladen werden.
Text: Marco Heinen