Sternsingen hart am Wind

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Sechs Sternsinger waren am Dreikönigstag auf Helgoland unterwegs, brachten den Segen in die Häuser und sammelten reichlich Geld für Projekte des Kindermissionswerks. Die Mädchen waren mit vollem Eifer dabei.

Alina Neulen, Marie Mitrofanov, Lene Schantin, Magdalena Zandt, Merit Dörmann und Emilia Fröhlking auf dem Weg vom Oberland hinunter zum Hafen, der im Hintergrund zu sehen ist.
Alina Neulen, Marie Mitrofanov, Lene Schantin, Magdalena Zandt, Merit Dörmann und Emilia Fröhlking auf dem Weg vom Oberland hinunter zum Hafen, der im Hintergrund zu sehen ist. Foto: Marco Heinen

Zum ersten Mal bekommt Maria Mailänder das „Christus segne dieses Haus“ an die Tür geklebt. „Ich kannte das gar nicht“, sagt die evangelische Christin. Eine Bekannte hatte sich darum gekümmert, dass die Sternsinger auch bei ihr vor der Tür stehen. Sie ist sichtlich gerührt, als die drei Mädchen gesungen- und ihr Anliegen vorgetragen haben. Dabei wären Magdalena Zandt (8), Alina Neulen und Lene Schantin (12) sowie die betreuende Mutter Gudrun Zandt fast schon weitergezogen. Schließlich stehen die Mädchen am Dreikönigstag 2020 schon zum dritten Mal bei Frau Mailänder vor der Tür. Und nach dem dritten Klingeln wollten sie nun eigentlich endgültig gehen.

Aus dieser Begebenheit lassen sich drei Dinge lernen: 1. Helgoland ist eine Insel der kurzen Wege und Ökumene eine Selbstverständlichkeit. 2. Man kennt-  und kümmert sich. Und 3.: Ein gewisses Stehvermögen und Ausdauer sind sogar schon den Jüngsten zu eigen. Letzteres ist auch auf dem Weg vom Oberland runter zum Hafen zu merken, der über eine Treppe führt, auf der es ziemlich stürmisch ist. Die sechs Mädchen – neben Magdalena, Alina und Lene sind es Merit Dörmann, Emilia Fröhlking und Marie Mitrofanov – strahlen in die Kamera, obwohl der Wind ihnen scharf ins Gesicht bläst und die Haare zerzaust. Übrigens sind zwei der Mädchen katholisch, zwei sind evangelisch und zwei sogar konfessionslos. Sie alle sammeln für die gute Sache. Doch das nur am Rande. 

Wer als Reporter aus Hamburg die Sternsinger von Helgoland begleiten will, muss sich früh auf den Weg machen. Als das Schiff, von Cuxhaven kommend, auf Helgoland festmacht, ist es bereits kurz vor 13 Uhr. Die Kinder haben da bereits fast alle Haushalte auf dem Oberland angesteuert, die sich für einen Besuch der Sternsinger angemeldet hatten. Insgesamt 51 Adressen haben sie schon abgeklappert, bevor sie zum Mittagessen wieder im Gemeindezentrum der katholischen Kirche St. Michael eintreffen. Losgezogen waren die Sternsinger gegen 10.30 Uhr, nachdem Gastpriester Thomas Bahne sie in einer kurzen Andacht ausgesandt hat.

Lucas Zandt, schon im Jugend­alter und früher selbst Sternsinger, hat Spaghetti mit Hackfleischsoße für die Mädchen, die drei Betreuer und den Gast aus Hamburg gekocht. Lecker.

Dann geht es los zur zweiten Runde. Im Oberland sind am Morgen noch zwei, drei Adressen dazugekommen. „Einige wollen noch ganz spontan besucht werden“, erzählt Stefanie Queren, Kindergärtnerin und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr von Helgoland. Gemeinsam mit Michael Lichte hat sie die Verantwortung für das zweite Sternsinger-Team. Alle drei Erwachsenen engagieren sich seit Jahren für die Aktion. 

Überall, wo die Sternsinger klingeln, singen sie das Gloria. Zwei Zeilen ihres übrigen Textes  lassen sich so wohl aber nur an der Küste vortragen: „Gott möge euch allen Gesundheit verleihen, dem Hummer und Fischfang ein gutes Gedeihen!“

Angesichts von nur 180 Katholiken auf der Insel wundert es nicht, dass auch besonders viele evangelische Inselbewohner besucht werden. So wie Eva Middeldorff. Sie findet es wichtig, dass sich die Kinder für andere Kinder einsetzen – in diesem Jahr geht es um den Libanon und syrische Flüchtlinge dort. „Außerdem ist es ein gutes Gefühl, wenn mein Haus gesegnet ist“, so Middeldorff.

Auch zu Magdalenas Klassenlehrerin Helen Wydra bringen die Kinder den Segen Christus mansionem benedicat. Als sie auf die Insel zog, war sie froh, dass man den Brauch des Sternsingens dort kannte, erzählt sie. Als sie wenig später die Tür schließt, sagt sie noch, dass sie jetzt Magdalenas Mathearbeit korrigieren müsse und lacht dazu fröhlich.

Als auch das Insel-Krankenhaus, eine Bank und noch die letzten Adressen besucht worden sind, gibt es im Café Kakao für alle. Später müssen die Kinder noch zum Wünschen beim Bürgermeister in die Nordseehalle. Wünschen, das ist auch ein sehr netter Brauch. Aber der muss ein andernmal erklärt werden.

Die Kinder jedenfalls sind stolz auf ihr Sammelergebnis: Spätes­tens nach dem Gottesdienst in der evangelischen Kirche an diesem Sonntag werden sie die 1 500 Euro-Grenze geknackt haben.

Text u. Foto: Marco Heinen