Synodale haben die Wahl

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Pastor Friedemann Magaard und Pastorin Nora Steen.
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Tim Riediger/Nordkirche

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Friedemann Magaard ist Pastor in Husum. Pastorin Nora Steen leitet das Christian Jensen Kolleg.

Das evangelische Bischofsamt in Schleswig ist neu zu besetzen: Amtsinhaber Gothart Magaard geht in den Ruhestand. Als Nachfolger stellen sich Nora Steen und Friedemann Magaard der Wahl durch die Landessynode der Nordkirche.

Rendsburg/Schleswig (epd/nkz).
An diesem Samstag, 24. Juni wählt die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) einen neuen Bischof für den Sprengel Schleswig und Holstein. Der seit 2014 amtierende Gothart Magaard (67) geht am 1. November in den Ruhestand. Um seine Nachfolge bewerben sich Pastorin Nora Steen (46), theologische Leiterin und Geschäftsführerin des Christian Jensen Kollegs in Breklum (CJK), und Friedemann Magaard (58), Gemeindepastor in Husum – und jüngerer Bruder von Gothart Magaard. Ein Wahlvorbereitungsausschuss der Synode hatte die beiden vorgeschlagen.

Nora Steen ist vielen Menschen vielleicht noch aus dem Fernsehen bekannt. Zwischen 2011 und 2015 sprach sie fünf bis sechsmal jährlich das Wort zum Sonntag in der ARD und auch als Sprecherin von NDR-Radioandachten dürfte sie vielen ein Begriff sein. Die gebürtige Braunschweigerin wuchs mit theologischem Hintergrund auf, ihr Vater ist Pastor im Ruhestand. Nach dem Abitur ging sie für ein soziales Jahr nach Südindien und las viele Bücher der evangelischen Theologin Dorothee Sölle, um ihr Wissen über das Christentum zu vertiefen. Aus Interesse an philosophischen und religiösen Fragen studierte sie schließlich in Leipzig, Berlin und Göttingen evangelische Theologie.

Die Berufung zur Pastorin kam während des Studiums: Nora Steen erkrankte schwer, lag lange im Krankenhaus. Trotzdem fand sie die Kraft, anderen Patienten Mut zu machen. „In dieser Zeit habe ich gespürt, wie fest verankert ich in meinem Glauben bin, und dass ich das anderen auch vermitteln kann.“

Nach ihrem Vikariat in Hameln arbeitete Steen an einem Ökumenischen Institut in Genf und als Geschäftsführerin des Kulturjahres „Michaelis 2010“ in Hildesheim. Drei Jahre lang lebte sie mit ihrer Familie in Lissabon, wo sie mit ihrem Mann die Deutsche Evangelische Kirchengemeinde betreute. 2018 bot die Nordkirche ihr die CJK-Leitung an, die Familie zog nach Breklum. Mit ihrem Mann hat sie drei angenommene Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren.

Im Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) forderte sie kürzlich alternative Finanzierungskonzepte zur Kirchensteuer, um dem Mitgliederschwund in der Kirche zu begegnen. „Diese Gegenüberstellung von Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern ist nicht mehr zeitgemäß“, sagte sie. Viele Menschen nähmen kirchliche Angebote wahr, obwohl sie keine Kirchensteuer zahlten. Menschen, die hoch verbunden sind mit der Kirche, träten aus, weil sie das System der Mitgliederbeiträge nicht mehr unterstützen könnten. „Wir müssen schnell Lösungen finden und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen eingehen“, so Steen. 

Bischofsrat besteht aus vier Personen

Würde Nora Steen gewählt, wäre sie die erste Bischöfin am Schleswiger Bischofssitz – und neben Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Bischöfin Kirsten Fehrs (Sprengel Hamburg und Lübeck) die dritte Frau im vierköpfigen Bischofsrat der Nordkirche. Vierter im Bunde ist Bischof Tilman Jeremias (Sprengel Mecklenburg und Pommern).

Auch dem anderen Bewerber um das Bischofsamt, Friedemann Magaard, war die Theologie buchstäblich in die Wiege gelegt. 1965 wurde er als Sohn eines Pastorenpaares in Flensburg geboren. Dass sein Bruder Gothart und er ebenfalls Theologen wurden, sei aber von den Eltern nicht forciert worden, so Magaard ebenfalls im Interview mit dem Evangelischen Pressedienst. „Bei uns zu Hause herrschte ein liberaler, lebensfreundlicher Geist. In religiösen Dingen wurde uns sehr viel Raum gelassen.“

Magaards Leidenschaft war und ist die Musik. Eigentlich hatte er Profimusiker werden wollen, schließlich spielt er seit seinem siebten Lebensjahr Cello. Doch mit 17 Jahren bekam er eine chronische Sehnenscheiden-
entzündung, der Traum zerplatzte. „Es war ein Pastor, der mich stabilisierte und den Ausschlag dafür gab, dass ich Theologe wurde“, so Magaard.

Er studierte evangelische Theologie in Bethel/Bielefeld, Heidelberg und Hamburg, arbeitete als Gemeindepastor und wurde 2009 theologischer Leiter und Geschäftsführer des Christian Jensen Kollegs (CJK) in Breklum, ist also Vorgänger in dem Amt, das Nora Steen jetzt bekleidet. Seit 2018 ist Magaard Gemeindepfarrer in Husum, wo er mit seiner Ehefrau lebt. Die beiden haben drei erwachsene Kinder.

Im Falle seiner Wahl will Magaard den interreligiösen Dialog fördern: „Unsere Gesellschaft driftet auseinander und Menschen stehen sich oft unverständig gegenüber. Da können wir als Brückenbauer ein wichtiges Zeichen setzen.“ In Hamburg gebe es schon ein interreligiöses Forum zwischen Christen, Juden und dem Islam, das brauche der Norden auch. „Indem wir miteinander sprechen, wirken wir Rechtsextremismus und Fundamentalismus entgegen“, so Magaard.