Laien als Geistliche Leiter oder Leiterinnen im Bistum Fulda
Talente zur Entfaltung bringen
Bistum Fulda / Bildstürmer
Patrick Jestädt ist Gemeindereferent in Amöneburg und seit April Diözesankurat der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG). Er wurde zum Nachfolger von Bruder Pascal Sommerstorfer gewählt. Erfahrungen als Kurat konnte er allerdings auf Stammesebene schon sammeln. Als Gemeindeassistent übernahm er diese Aufgabe in Wolfhagen.
Jestädt ist seit seinem siebten Lebensjahr bei den Georgspfadfindern. Er gehörte zum Stamm Wartbaum in Windecken, einem der größten im Bistum. „Ich kenne die Pfadfinderei genau, weiß, wie Pfadfinder ticken“, erklärt der Gemeindereferent. Das macht es ihm leichter, einen Draht zu den Stämmen des Bistum zu bekommen.
„Die DPSG unterscheidet sich von anderen Jugendverbänden dadurch, dass in ihren Gruppen Mädchen und Jungen dabei sind, die einer anderen Konfession oder Religion beziehungsweise keiner Religion angehören“, erzählt Jestädt. Bei der KJF etwa sehe das anders aus. Der Gemeindereferent sieht darin eine Chance: „Ich kann in Gruppen bei der Pfadfinderei anknüpfen und mit den jungen Menschen ins Gespräch kommen – auch über die spirituelle Dimension im Leben.“ Dabei gehe es aber nicht vorrangig darum, dass Kinder und Jugendliche jeden Sonntag am Gottesdienst teilnehmen. Wenn das geschehe, umso besser. Wichtig ist Jestädt, den Pfadfindern zuzuhören, was sie umtreibt. „Sie sollen spüren, dass es um sie geht, um jeden einzelnen und seine Fragen oder Wünsche. Ich will eine Beziehung aufbauen.“ Dazu nutzt er Anknüpfungspunkte aus der Pfadfinderei – wie die Wegzeichen, mit denen er in einem Gottesdienst erläuterte, worauf es in einer Gottesbeziehung ankommt.
Die Pfadfinder als eine große Familie
Aus eigener Erfahrung weiß Jestädt, wie viele Anknüpfungspunkte es zwischen der Botschaft Jesu Christi und der Pfadfinderei gibt. „Wir Pfadfinder fühlen uns als eine große Familie, in der man sich gegenseitig hilft und unterstützt“, nennt er ein Beispiel.
Durch den Austausch entstand auch die Idee, beim nächsten Diözesan-Zeltlager im Sommer eine „Spiri-Jurte“ aufzustellen. „Sie soll als Rückzugsort dienen, als Ort der Stille. Als Ort, an dem jeder mit seiner jeweiligen Spiritualität willkommen ist.“ Für den Diözesankurat geht es darum, dass jeder seine Talente entfaltet. Denn: „Die Spannung der jeweiligen Seile hält ein Zelt zusammen“, weiß Pfadfinder Jestädt und verweist auf den Hirtenbrief von Bischof Michael Gerber.
„Mach den Raum deines Zeltes weit“, das Leitwort von Gerbers Hirtenwort ist auch Patricia Kraus wichtig geworden. Die Lehrerin in Hünfeld ist seit einem Jahr Geistliche Leiterin im Diözesanverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Als Geistliche Leiterin, aber nicht nur da, sei es immer wichtiger, das Zelt der Kirche weit zu machen, so dass viele ganz unterschiedliche Menschen darin Platz finden.
Kraus verweist darauf, dass es in anderen Bistümern schon seit Langem sowohl eine Geistliche Leiterin gibt als auch einen kfd-Präses, der Priester ist. Inzwischen gibt es im Bistum Fulda keinen kfd-Diözesanpräses mehr.
In ihrer neuen Aufgabe erlebt Kraus vor allem viel Unterstützung. „Es gibt natürlich auch welche, die das kritisch sehen. Aber das ist nicht die Mehrheit“, betont sie. Ihr ist vor allem das Miteinander wichtig. „Es kommt doch darauf an, dass Geistliche wie Laien in die Kirche und Gesellschaft hineinwirken mit ihren jeweiligen Talenten und Charismen, dass jeder sich den Sorgen und Nöten der Menschen zuwendet.“
Alle Kräfte mobilisieren, keine Lückenbüßerin
Ein Grund, dass sie Geistliche Leiterin wurde, ist der Priestermangel. Ihr Kommentar: „Ich könnte mich als Lückenbüßerin sehen. Für mich steht aber fest: Es wird zunehmend immer wichtiger, dass alle Talente genutzt werden, damit Kirche gelebt wird. Der Heilige Geist wirkt in der Kirche. Es ist an uns, jetzt alle Kräfte zu mobilisieren.“ Dies gelte insbesondere für Kirchengemeinden. Hier müssten die Menschen, die schon qualifiziert sind, auch zum Zug kommen.
Einen Vorteil der kirchlichen Verbände sieht Kraus darin, dass diese über Diözesangrenzen miteinander vernetzt sind. Dies helfe, sich untereinander zu unterstützen, als eine „starke Gemeinschaft“ zu erleben. Etwa, wenn es darum gehe, für die Rechte der Frauen zu kämpfen. Vor allem aber sei jeder und jede mit der Gabe des Heiligen Geistes befähigt, die Botschaft Jesu weiterzutragen. „Ich fühle mich berufen, Menschen die frohe Botschaft zu verkünden.“