Religiöser Terroranschlag in Nizza
Tödliche Messerattacke in Kirche
Nach dem religiös motivierten Mord an einem Lehrer erschüttert ein weiterer mutmaßlich terroristischer Anschlag Frankreich: In einer Kirche in Nizza erstach ein Mann drei Menschen.
Bei einer Messerattacke in der Basilika Notre-Dame in Nizza sind am Donnerstagmorgen drei Menschen getötet worden, zwei Frauen sowie der Aufseher der Kirche. Sechs weitere Personen seien verletzt, berichten französische Medien. Der Täter, der mehrfach "Allahu akbar" (Gott ist groß) geschrien habe, sei vor der Kirche von Polizisten angeschossen und ins Krankenhaus gebracht worden. In Südfrankreich wurde ein weiterer mutmaßlich islamistischer Angreifer erschossen. Premierminister Jean Castex rief landesweit die höchste Terrorwarnstufe aus.
Die Morde von Nizza ereigneten sich den Berichten zufolge in der Kirche; das dritte Opfer starb in einer Gaststätte vor der Basilika, in die sich die Frau schwer verletzt geflüchtet hatte. Offenbar schnitt der Täter einer 70-Jährigen in der Kirche die Kehle durch und stach dem Aufseher in den Hals.
Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi geht von einer terroristischen Tat aus. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt. In der Pariser Nationalversammlung fand eine Schweigeminute statt. Innenminister Gerald Darmanin kündigte eine Krisensitzung an. Staatspräsident Emmanuel Macron wollte sich am Nachmittag zum Tatort begeben.
Auch in einem Vorort von Avignon in Südfrankreich gab es einen islamistischen Vorfall. In Montfavet bedrohte ein Mann laut Polizeiangaben mehrere Passanten mit einer Pistole. Medien berichten, er habe ebenfalls "Allahu Akbar" geschrien. Polizisten hätten den Mann erschossen, hieß es.
Der Französische Islamrat (CFCM) verurteilte die Bluttat von Nizza scharf und rief die Muslime in Frankreich auf, alle Feiern zum Geburtstag des Propheten Mohammed abzusagen. Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, äußerte sich bestürzt und rief zum Gebet für die Opfer und Angehörigen auf.
Die Französische Bischofskonferenz sprach von einer "unaussprechlichen" Tat. Christen dürften nicht zur Zielscheibe für Tötungen werden, so der Sprecher Hugues de Woillemont. Es gelte, die "Brandwunde des Terrorismus zu bekämpfen" und "brüderlich in unserem Land zusammenzustehen".
Der Vatikan teilte mit, Papst Franziskus bete für die Opfer und ihre Angehörigen und darum, dass wir "uns wieder als Brüder und Schwestern und nicht als Feinde betrachten". Frankreich solle "mit dem Guten auf das Böse reagieren". EU-Parlamentspräsident David Sassoli rief via Twitter zu Geschlossenheit auf: "Wir haben die Pflicht, gegen Gewalt und gegen jene zusammenzustehen, die aufhetzen wollen und Hass verbreiten."
Bereits vor zwei Wochen war ein Lehrer in einem Pariser Vorort von einem Islamisten brutal getötet worden, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit auch über Mohammed-Karikaturen gesprochen hatte. Das Verbrechen löste landesweit Entsetzen aus. Zehntausende demonstrierten aus Solidarität.
Die Basilika Notre-Dame ist die größte Kirche von Nizza und liegt im Stadtzentrum. Sie wurde zwischen 1864 und 1868 errichtet und knüpft an gotische Vorbilder an.
kna/ Alexander Brüggemann