Auf ein Wort
Trauer im Sommer
Mitten im Sommer bin ich vom Tod umfangen. Ein lieber ehemaliger Kollege von der Kirchenzeitung ist gestorben, mit 67 Jahren. Wir hatten gerade erst Pläne geschmiedet für gemeinsame Mittagessen und vermissen ihn, haben auf der Beerdigung geweint.
Und dann war der 30. Todestag meiner Mutter, mein Vater ist jetzt ein halbes Jahr tot. Ich träume von den Toten, im Traum sind sie lebendig, wir umarmen uns. Manchmal weine ich, wenn ich aufwache.
Der Tod wirkt im Sommer manchmal etwas deplatziert, finde ich. Es ist doch Urlaubs- und Schwimmbadzeit, die Menschen sind entspannter und froher. Und dann ist da diese Traurigkeit, die nicht hineinpassen will. Die schwarze Kleidung ist zu heiß in der Sonne. Und während in den Straßencafés drumherum gelacht wird, fließen auf dem Friedhof die Tränen. Großer Kontrast zwischen Leben und Tod, Licht und Dunkelheit, Freude und Trauer ist das, gerade im Sommer.
Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen, das sagt schon ein gregorianischer Choral aus dem achten Jahrhundert. Aber dann lese ich an diesem Sonntag bei Paulus: Mitten im Tod sind wir auch vom Leben umfangen. Der Tod hat keine Macht mehr über uns. „Sind wir nun in Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.“
Im Moment des Todes werden wir – und unsere Toten, um die wir trauern – in die große Fülle des Lebens gelangen. Ins unendliche Glück. Großer Kontrast auch das. Und ein Grund, auch in diesem Sommer, in dem ich vom Tod umfangen bin, das Leben zu feiern.