Kita St. Johannes in Hollage gewinnt Wettbewerb
Trickfilm zum Thema Frieden
Foto: privat
Die Vorschulkinder des Kindergartens St. Johannes haben mit einem Film beim Friedenswettbewerb gewonnen. Überwindung und Stolz stecken in dem Film, den eine Trickfilmproduzentin mit den Kindern erarbeitet hat.
„Es ist so schön, dass beim Trickfilmproduzieren jedes Kind seine Nische findet. Wenn sich ein Kind nicht traut, ins Mikrofon zu sprechen, dann hat es vielleicht Spaß daran, zu malen und auszuschneiden“, sagt Bettina Selle. Sie ist Trickfilmproduzentin und hat mit den Vorschulkindern des Kindergartens St. Johannes in Hollage einen Film zum Thema Frieden gedreht. Das macht sie jedes Jahr mit den Vorschulkindern als Erinnerung an die Kindergartenzeit. Die Idee, den Film dieses Jahr dem Frieden zu widmen, hatte die Kindergartenleiterin Petra Heidecker. Sie las, dass anlässlich des Jubiläums des Westfälischen Friedens ein Wettbewerb stattfand.
24 000 Arbeiten wurden eingereicht
Sofort war sie zuversichtlich, dass das Video eine Chance hat zu gewinnen. Als sie hörte, dass für den Wettbewerb über 24 000 Videos, Collagen, Texte und Audiodateien eingesendet wurden, ernüchterte das die Hoffnung auf einen Preis. Umso überraschter waren Heidecker und Selle, als sie vor ein paar Wochen erfuhren, dass die Vorschulkinder den Wettbewerb für ihre Altersklasse gewonnen haben.
„Mit dem Begriff ,Westfälischer Friede‘ können die Kinder noch nichts anfangen. Deswegen haben wir versucht, das Thema auf Streit und Versöhnung im Alltag der Kinder herunterzubrechen“, erklärt Heidecker. „Beim ersten Treffen haben wir mit allen Vorschulkindern besprochen, was Streit und Frieden überhaupt bedeutet. Dann kam die Idee, mal eine Streitszene nachzuspielen. Ein paar Kinder haben sich getraut und hatten einen Heidenspaß“, so die Filmproduzentin.
Drei Monate lang ist Selle jede Woche in den Kindergarten gekommen. Um den Film zu produzieren, teilten sich die ungefähr 40 Vorschulkinder in vier Gruppen auf. Eine überlegte sich die Geschichte zum Thema Frieden, schrieb also ein Drehbuch. Eine andere bastelte die Kulissen, malte zum Beispiel Bäume, Blumen und Tiere auf Tonpapier. Die dritte Gruppe spielte die Szenen und sprach die Geschichte ein. Eine weitere Gruppe saß an der Trickbox. Eine Installation, bei der die Papierfiguren von oben fotografiert werden und nach jedem Foto ein Stückchen verrückt werden.
„Wenn es zu viele Ideen für die Geschichte gab, dann musste man abstimmen. Klar, es gibt Kinder, die enttäuscht sind, weil ihre Idee nicht genommen wurde“, sagt Selle. „Die Kinder sollen ja lernen, dass man mal eine Niederlage hinnehmen muss, wenn man mitbestimmen will“, sagt die Kindergartenleiterin.
Ohne Zusammenarbeit geht es nicht
Was die Kinder beim Videodreh noch lernen, ist Teamarbeit. „Wenn sie an der Trickbox sind, müssen sie schon zusammenarbeiten. Sie müssen sich konzentrieren und absprechen.“ Eine weitere Herausforderung ist, dass „sich beim Videodreh Kinder aus verschiedenen Gruppen kennenlernen“, sagt Heidecker. „Das schweißt die Gruppe aber auch zusammen. Wenn das Gemeinschaftswerk fertig ist, sind alle unfassbar stolz“, sagt Selle.
„Beim Abschlussfest schauen wir uns den Film mit den Vorschulkindern immer zum ersten Mal an. Die Kinder sitzen mucksmäuschenstill da und sind total fasziniert.“ Wenn sie zum Beispiel ihre eigene Stimme hören, fangen sie an zu grinsen. „Für den Film in eine Rolle zu schlüpfen, sich zu trauen, in ein Mikrofon zu sprechen oder zu singen, das ist für einige Kinder eine Überwindung und die freuen sich dann besonders, wenn sie den fertigen Film sehen“, erzählt Heidecker.
Der Film heißt „Vom kleinen Frieden, der etwas Besonderes sein wollte“. Der Frieden wird von einem Jungen gespielt, der sich darüber beklagt, dass er es nicht mehr schafft, den Streit auf der Welt zu schlichten. Der kleine Frieden läuft durch die Gegend und trifft auf verschiedene Tiere: Marienkäfer, Schmetterlinge und einen Hahn. Er fragt sie um Rat, wird aber immer nur weitergeschickt, bis er bei der Regenbogenfee landet. Die Regenbogenfee erklärt ihm, dass Menschen schnell dazu neigen, nur das Schlechte zu sehen, und rät ihm, in die Welt zu gehen und sich auf die schönen Dinge zu konzentrieren. „Nur ein glücklicher Frieden kann auch ein großer Frieden werden und den Streit beenden“, sagt die Regenbogenfee. „Das war auch die Botschaft des Films. Klar, es ist nicht schönzureden, was schlecht läuft auf der Welt. Aber wir vergessen schnell, auf das Gute zu schauen. Es gibt eben auch viel Versöhnung und Frieden. Ich finde, das ist auch eine schöne Botschaft für Erwachsene“, sagt Selle.
Zu sehen ist der Film des Kindergartens auf der Internetseite des Friedenswettbewerbs