Neuer BDKJ-Landesgeschäftsführer
Viel gelernt in Wellendorf
Der neue Landesgeschäftsführer des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend heißt Nils Lüking – und er stammt aus dem Bistum Osnabrück. Von seinen früheren Erfahrungen in der Jugendarbeit profitiert er bis heute.
Anfang des Monats ist Nils Lüking in sein Büro in der Hannoveraner Südstadt gezogen. Die Kolleginnen und Kollegen in der Landesstelle Niedersachsen des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) haben den neuen Geschäftsführer mit Blumen und einer bunten Wimpelkette begrüßt. Die hängt noch immer im Fenster – gleich neben einem großen Bild aus Osnabrück. Das Foto zeigt die „Bremer Brücke“, das Stadion des VfL Osnabrück. „Beim Fußball bin ich Lokalpatriot geblieben“, verrät der 28 Jahre alte Wellendorfer mit einem Schmunzeln. Da hängt sein Herz noch immer mehr am VfL als an der 96 von Hannover.
Bei seiner neuen Aufgabe gilt sein Blick natürlich ganz Niedersachsen. In der Landesarbeitsgemeinschaft des BDKJ sind die BDKJ-Diözesanverbände Osnabrück und Hildesheim sowie der Landesverband Oldenburg zusammengeschlossen. Insgesamt repräsentiert der BDKJ Niedersachsen nach seinen Worten 24 katholische Jugendverbände mit etwa 40 000 Kindern und Jugendlichen zwischen sieben und 28 Jahren. Und genau ihre Interessen will Nils Lüking als Landesgeschäftsführer gegenüber der Landespolitik sowie anderen Jugendverbänden vertreten.
Das Rüstzeug dafür hat er durch sein bisheriges ehren- und hauptamtliches Engagement bekommen. Die Wurzeln dafür liegen im Bistum Osnabrück. Nils Lüking, der vor seiner Heirat mit Geburtsnamen Dreckkötter heißt, stammt aus Wellendorf im Süden des Osnabrücker Landes. Dort ist er mit zwei jüngeren Geschwistern in „angenehmer katholischer Selbstverständlichkeit“ aufgewachsen. Was er damit meint? Die ganze Familie engagiert sich in der Kirchengemeinde: die Mutter in Kindergottesdiensten, der Vater viele Jahre im Pfarrgemeinderat, Brüder und Schwester in der Messdienerschar, in der Jugendgruppe und im Zeltlager. Zu Hause am Mittagstisch gehören Gespräche über die Kirche deshalb dazu – in aller Offenheit. „Mit allem, was positiv ist und mit allem, was auch an der Kirche nervt“, sagt Lüking. „Das wurde und wird bei uns klar benannt.“
An seine Zeit in der Wellendorfer Jugendarbeit erinnert sich der junge Mann gern zurück. „Das hat mich unfassbar weitergebracht“, erzählt er. „Da habe ich unheimlich viel gelernt, das hat mich einfach geprägt.“ Und er wünscht sich, dass viele Jugendliche heute auch solche Erfahrungen machen können.
Schnell wurde klar, dass er weiter für die Kirche arbeiten möchte
Denn ihn haben sie letztlich in seine Berufslaufbahn geführt. Nach der Schule absolviert er zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Kirchengemeinde in Quakenbrück. Er wohnt dort mit im Pfarrhaus und darf in fast alle Felder pastoraler Gemeindearbeit hineinschnuppern: von Taufgesprächen bis zur Sitzung des Kirchenvorstandes, von der Firmkatechese bis zum Seniorenfrühstück. „Ich durfte überall mitlaufen, das war cool und hat mir echt gut gefallen.“
Schon während des Jahres wird ihm schnell klar, dass er weiter für die Kirche arbeiten möchte. Lüking studiert in Paderborn Religionspädagogik, „wir waren mit zehn Osnabrückern ein richtig starker Jahrgang“. In diese Zeit fallen zwei Praktika in Emsbüren und in Fürstenau. Danach hängt er weitere drei Jahre Studium in der Theologie an, bei den Kapuzinern an deren Philosophisch-Theologischer Hochschule in Münster. „Ich wollte mehr in die Tiefe gehen“, begründet er den Schritt.
Dass er sich danach nach Hannover orientiert, hängt mit seiner damaligen Freundin und jetzigen Frau zusammen, denn die studiert in jenen Jahren in der Landeshauptstadt für das Lehramt. Und auch Lüking findet dort Arbeit: als Bildungsreferent bei der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ), im jugendpastoralen Zentrum Tabor und als Jugendreferent für zwei Dekanate im Bistum Hildesheim. In allen Stationen sammelt er verschiedene Perspektiven auf katholische Jugendarbeit, von der Schulpastoral über die Ausbildung der Gruppenleiter (Juleica) bis hin zu Verbandsarbeit. „Das alles kann ich jetzt gut miteinbringen“, sagt er. Genau wie seine Sicht auf die drei Regionen, um die er sich zu kümmern hat. „Das Bistum Hildesheim kenne ich jetzt ganz gut, in Osnabrück ist mir noch vieles vertraut, Oldenburg muss ich noch kennenlernen“, sagt er ganz pragmatisch.
Dass Nils Lüking auf ein gutes Netzwerk bauen kann, erleichtert ihm den Start. Wie auch die Tatsache, dass er mit seinem Büro nur drei Zimmer weitergezogen ist, denn die BDKJ-Landesgeschäftsstelle sitzt im selben Haus wie das „Tabor“. Das gibt ihm mehr Freiraum, sich in andere Aufgabengebiete einzuarbeiten. Und davon gibt es nach seinen Worten reichlich: Strukturen, Satzungen, Rahmenbedingungen, Finanzen, Landespolitik. Gerade in diesen Tagen stehen mehrere Antrittsbesuche an, zum Beispiel beim Katholischen Büro, beim Ministerium, bei den jugendpolitischen Sprechern der Fraktionen im Landtag. Bis auf die AfD, „unsere Grundpositionen und unser Menschenbild liegen einfach zu weit auseinander“.
Jugendarbeit ist "lange hinten runtergefallen"
Lüking weiß, dass vermutlich mehr als bisher Büroarbeit auf ihn wartet, dass er sich manches Mal durch Akten und Internetseiten wird ackern müssen. Trotzdem den Kontakt zur Basis, zu den Diözesanverbänden und den Regionen zu halten, sieht er daher als persönliche Herausforderung an. Er freut sich auf die Arbeit, hat „echt Bock darauf“. „Das Schöne an der Stelle ist, dass ich helfen kann, bei den Rahmenbedingungen für katholische und Jugendarbeit überhaupt in Niedersachsen noch mal was bewegen zu können“, sagt er und man hört förmlich seine Lust heraus, dafür auch den einen oder anderen Kampf ausfechten zu dürfen.
Und da richtet sich sein Blick auf den Landtag. „Diese Legislaturperiode ist eine der entscheidendsten“, sagt er. Denn was vor allem auf seinem Schreibtisch liegt, ist das Jugendförderungsgesetz, das novelliert werden muss. Es geht um Bildungsmaßnahmen, Stellen in der Jugendarbeit oder auch die Juleica-Ausbildung. „Da müssen wir ganz neu denken“, findet er und denkt zurück an die drei Corona-Jahre, „in denen Jugendarbeit lange Zeit hinten runtergefallen ist.“ Wichtig ist seiner Ansicht nach, in Zusammenarbeit mit dem Landesjugendring die Förderung für Projekte in der Jugendarbeit zu verstetigen, damit sie verlässlich und konstant bleiben kann.
Eine andere Baustelle sieht Lüking in der Frage, wo heute Jugendarbeit überhaupt noch ihren Platz haben kann: wenn junge Leute nach der Schule oder Ausbildung erst abends zu Hause sind und eigentlich weder Zeit noch einen freien Kopf mehr für eine Leiterrunde oder Aktion haben. Und wie ehrenamtliche Jugendarbeit besser anerkannt wird: als wertvolle Schlüsselqualifikation für Studium und Beruf. „Da gibt es noch viel zu tun.“
Petra Diek-Münchow
Zur Person
Jens Risse geht vom BDKJ in die Klinikseelsorge nach Bremen
Nils Lüking übernimmt das Amt des Landesgeschäftsführers von seinem Vorgänger Jens Risse, der nach 14 Jahren auf dieser Position in den nächsten Wochen ausscheidet. Ab April wird der 50-Jährige seinen Dienst als Krankenhausseelsorger im katholischen Krankenhaus St.-Joseph-Stift in Bremen antreten.
Risse stammt aus dem Lingener Ortsteil Bramsche und hat sich dort viele Jahre in der Jugendarbeit engagiert. Nach dem Studium der sozialen Arbeit an der Katholischen Fachhochschule Niedersachsen in Osnabrück und dem Berufsanerkennungsjahr im Bereich Freiwilligendienste im Bistum Osnabrück hat er zunächst als Bildungsreferent der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) im Landesverband Oldenburg gearbeitet. Danach hat Risse bis 2008 den Sachbereich Schülerinnen- und Schülerseelsorge im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Oldenburg geleitet. Ab 2009 bis jetzt zeichnete er als Geschäftsführer der BDKJ-Landesarbeitsgemeinschaft Niedersachsen in Hannover.
Der BDKJ-Diözesanverband Osnabrück dankt ausdrücklich für sein Engagement: „Jens Risse hat wirklich wichtige und tolle Arbeit für uns und die Kinder- und Jugend(verbands)arbeit in den vergangenen Jahren auf Landesebene geleistet.“ (pd)