Anhörung zu neuem Feiertag

Viel Kritik am Reformationstag

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Noch ist nichts entschieden: Bei der Verbandsanhörung zum geplanten neuen Feiertag in Niedersachsen haben Religionsvertreter deutliche Kritik am dafür vorgeschlagenen Reformationstag, dem 31. Oktober, geübt.


In Niedersachsen soll es einen zusätzlichen Feiertag geben. Doch es gibt Einwände gegen den vorgeschlagenen Reformationstag. Foto: Christoph Brüwer

Katarina Seidler vom Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden wies auf eine antisemitische Schrift des Reformators Martin Luther (1483 bis 1546) hin, in der dieser die Vertreibung der Juden gefordert habe. Zugleich kritisierte sie, die jüdischen Gemeinden seien bei der Diskussion über den Feiertag übergangen worden. „Die Entfremdung von Bürgern und politischer Elite zeigt sich an diesem Tag sehr deutlich.“ Auch die katholische Kirche wandte sich gegen den Reformationstag.
 
Ingrid Wettberg von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover betonte: „Dieser Tag wird immer untrennbar mit Martin Luther verbunden sein.“ Die Nationalsozialisten hätten sich immer auf Luther als Kronzeugen ihres Antisemitismus berufen. Der jüdische Verbandsvorsitzende Michael Fürst sagte: „Dieser Tag ist der Falscheste, den Sie wählen können.“ Es gebe keinen Grund, die Abstimmung in dieser Sache zu beschleunigen. Fürst plädierte für den Buß- und Bettag als Feiertag, aber auch für den Tag der Weißen Rose am 30. Januar, der an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus erinnert.
 
Prälat Felix Bernard vom Katholischen Büro Niedersachsen sprach sich wie Fürst und andere Vertreter der katholischen Kirche für den Buß- und Bettag aus. „Der 31. Oktober erinnert immer noch primär an die Kirchenspaltung“, betonte er. „Das ist für uns kein Grund zum Feiern.“ Die Bedeutung der Reformation für die Freiheitsgeschichte werde überbetont.
 
Für die Evangelisch-reformierte Kirche warb Kirchenpräsident Martin Heimbucher dagegen für den Reformationstag. „Reformation tut Not in unserer Gesellschaft, weil alle Institutionen, die den Menschen dienen, diesen Impuls zur fortwährenden Erneuerung und Verbesserung brauchen“, sagte er. Die Reformation stehe für die Freiheit des Wortes und des Gewissens. Dies sei alles noch nicht so ausformuliert gewesen wie heute. „Aber die Reformatoren haben sich die Freiheit des Wortes genommen in einer Situation, in der dies noch nicht selbstverständlich war.“ Die reformierte Kirchen beruft sich auf die Reformatoren Ulrich Zwingli und Johannes Calvin.
 
Zu Beginn der Anhörung hatte die Historikerin Ulrike Jureit vom Hamburger Institut betont: „Die Reformation war nicht der Urknall der europäischen Moderne.“ Sie habe vielmehr zu religiösen Kriegen und Konflikten mit Tausenden von Toten geführt. (epd)