Männerwallfahrt im Bistum Erfurt
Viele heiße Eisen
Der Andrang bei der traditionellen Männerwallfahrt am Klüschen Hagis war groß. Foto: Gregor Mühlhaus |
„Endlich wieder Männerwallfahrt am Klüschen Hagis.“ Diesen Satz hörte man am Himmelfahrtstag im kleinen Wallfahrtsort bei Wachstedt des Öfteren. Wegen der Corona-Pandemie hatte es drei Jahre keine Wallfahrt in gewohnter Form mehr gegeben. Wie groß die Freude über die nun wieder mögliche Wallfahrt war, zeigte die Beteiligung: Bischof Ulrich Neymeyr und Weihbischof Reinhard Hauke begrüßten rund 6000 Pilger. „Das katholische Eichsfeld ist wieder da“, freute sich Neymeyr mit Blick in die Menge.
„Am Himmelfahrtstag hat sich unser Herr Jesus Christus nicht von uns verabschiedet. Er ist bei uns im Geist als der Auferstandene“, sagte er zu Beginn des Gottesdienstes der Wallfahrt, die unter dem Leitwort „Wende doch, Herr, unser Geschick“ stand.
Während seiner Predigt griff Bischof Neymeyr verschiedene aktuelle Themen auf. Er erinnerte an den 13. Juni 2021. An diesem Tag konnte er seinen ersten Gottesdienst nach der Lockerung der Coronaschutzmaßnahmen am Klüschen Hagis feiern. „Damals beteten wir für die Menschen, die im Zuge der Pandemie starben. Die meisten der Coronaopfer sind einsam gestorben, weil die Angehörigen ihnen kaum beistehen konnten. Das schmerzt mich besonders“, so Neymeyr. Zugleich erinnerte er daran, dass er „zu Beginn der Pandemie im März 2020 unser Bistum dem Gehülfen auf dem Hülfensberg anempfohlen“ habe. Zudem verteidigte er die Verabschiedung umfangreicher Corona-Maßnahmen durch die Verantwortlichen im Bistum.
Friedensordnung gescheitert
Schließlich wandte sich der Bischof dem Krieg in der Ukraine zu. „Wir denken an alle Zivilisten, die vertrieben, verwundet oder getötet worden sind, aber wir sind in Gedanken auch bei den Soldaten auf beiden Seiten, die ihr Leben verloren haben oder verwundet sind.“ Mit großer Erschütterung hätten nicht nur Politikverantwortliche, sondern alle Menschen erfahren müssen, „wie die Friedensordnung, die wir uns nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erhofft hatten, niedergerissen wurde“, fand Neymeyr klare Worte. Der Bischof meinte weiter, dass es ihn erschüttere, dass der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche den Krieg bedingungslos rechtfertige.
Außerdem forderte Neymeyr mehr Einsatz für den Klimaschutz. „Die Klima-Krise wird katastrophale Folgen haben, wenn nicht energisch gegengesteuert wird. Junge Menschen sehen diese Dringlichkeit deutlicher als ältere Menschen.“ Mit Blick auf die Bewegung Fridays for future (Freitage für die Zukunft) sagte er: „Es sind ja keine lärmenden Spaßveranstaltungen, die die jungen Menschen organisieren, sondern es ist der Ausdruck einer tiefsitzenden und berechtigten Zukunftsangst.“
Jeder müsse mithelfen, „damit die herannahende Katastrophe aufgehalten werden kann, auch wenn es Geld kostet oder Einschränkungen bedeutet. Kritischer Konsum, kritischer Blick auf Heizungstechniken und Mobilitätsformen oder Unterstützung der Natur in Gartenbau und Landwirtschaft sind für uns Christen göttlicher Auftrag“, so Neymeyr.
Weg der Aufarbeitung weiter gehen
Schließlich blickte er auf den sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche: „Vermutlich sind drei bis fünf Prozent der Priester schuldig geworden, nicht nur in Deutschland, sondern wahrscheinlich überall. Das bestürzt uns auf das Tiefste.“ Aber die Kirche gehe den Weg der Aufarbeitung weiter. „Keine Institution in unserem Land ist auf dem Gebiet der Prävention sexualisierter Gewalt so weit wie wir“, verteidigte Neymeyr Anstrengungen der Kirche.
Auch im Themenanspiel, das das Organisationsteam nach dem Festamt aufführte, ging es um diese bedrückenden Ereignisse. Frauen und Männer symbolisierten nicht nur vier, sondern fünf apokalyptische Reiter: Mit den Themen „Mangelnde Kommunikation in der Kirche“, „Corona-Pandemie“, „Klimawandel“, „sexualisierte Gewalt gegenüber Schutzbefohlenen“ und „Ukraine-Krieg“ machten sie auf Dinge aufmerksam, die die Menschheit ins Verderben stürzen würden. Ihr bedrückendes Fazit lautete, dass viele davon leider bereits Realität seien.
(gm/kna/tdh)