Küllstedter Roland Schmerbauch gibt Job auf, um Diakon zu werden

Von Ephesus nach Effelder

Image

Der Küllstedter Roland Schmerbauch bereitet sich auf die Weihe zum Diakon vor. Um dieser Berufung zu folgen, gab er einen sicheren Job auf. Nun will er auf vielfältige Weise Seelsorger sein.


Roland Schmerbauch fühlt sich mittlerweile in anderen Kirchorten der Pfarrei „St. Anna“ ebenso zu Hause wie im Eichsfelder Dom in Effelder (im Hintergrund).   Foto: Rainer Schmalzl

In Ephesus, der antiken Metropole in der heutigen Türkei, organisierte Paulus einst seine Mission. Hier schrieb der Apostel Briefe an die Gemeinden in Korinth und Philippi. Als Roland Schmerbauch vor gut zehn Jahren dort und zuvor auch im Heiligen Land auf den biblischen Spuren wandelte, war das wie eine Initialzündung für ihn. Seither reifte in dem 52-Jährigen der Entschluss, auf bescheidenere und eigene Weise auch einmal als Prediger und ständiger Diakon zu wirken.

Die ganze Familie muss Entscheidung mittragen

In der katholischen Kirche können seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch verheiratete Männer Diakone werden. So bereitet sich der Küllstedter bereits seit Januar 2016 über den Würzburger Fernkurs auf seinen künftigen Dienst vor. 2018 wurde der Eichsfelder offiziell als Diakonats-Bewerber vom Bistum aufgenommen.

„Auch die Familie muss mit auf den Weg gehen, sonst funktioniert es gar nicht“, betont der Eichsfelder. Eine intensive Auseinandersetzung mit der Ehefrau und den drei Kindern gehöre dazu, ehe man sich seines Entschlusses sicher sein könne. Im Bekanntenkreis sei seine Entscheidung auch auf Skepsis oder gar Unverständnis gestoßen. „Wie kannst du das jetzt machen, wo die Kirche derart in der Kritik steht?“ Mit dieser und anderen Fragen ist Roland Schmerbauch in jüngster Zeit mehrfach konfrontiert worden.

„Diakon“ bedeutet „Diener“, was Schmerbauch für seine künftige Aufgabe wörtlich nimmt. Als Diakon ist man beauftragt zu predigen, Wortgottesdienste zu halten, Kinder zu taufen, Kranke oder Sterbende zu begleiten – also in vielfältiger Weise als Seelsorger für die Menschen da zu sein.

Not erkennen, um zukunftsfähig zu sein

„Wo ist momentan die Not?“ Diese Frage stellt sich Roland Schmerbauch besonders beim Blick auf die Randbereiche der Gesellschaft. Wenn man sie beantworten könne, habe Kirche in seinen Augen eine Chance, auch in Zukunft wichtig und wirksam für die Menschen zu sein. Genauso wichtig ist ihm das Ringen um Erneuerung in der Kirche. Dafür müsse laut Schmerbauch der Synodale Weg weiter beschritten und wieder mehr auf Zusammenarbeit gesetzt werden.

Seit August vorigen Jahres übt Schmerbauch die Zusammenarbeit ganz konkret in der Groß- pfarrei St. Anna im Südeichsfeld – sie umfasst Lengenfeld/Stein, Hildebrandshausen, Großbartloff, Effelder, Struth und Faulungen. Dort ist er als Praktikant tätig, außerdem gibt er als hauptamtlicher Mitarbeiter des Bistums Religionsunterricht an der Grundschule in Küllstedt. Nebenbei absolviert er noch einen religionspädagogischen Kurs.

Dechant Dominik Trost, Pfarrer von St. Anna, schätzt seinen neuen Mitstreiter als Mentor im Dienste Jesu. „Für die Zukunft brauchen wir solche engagierten Leute, die sich im zweiten Berufsweg für die Kirche entscheiden.“ Schmerbauch gab für seine Berufung einen sicheren Job als Meister und Sachverständiger in der Kfz-Branche auf.

Mitte Juni folgen für Schmerbauch die letzten spirituellen Vorbereitungen auf die Weihe und sein zukünftiges Amt. Dafür begibt sich der Küllstedter zu Exerzitien in das Kloster Vierzehnheiligen in Oberfranken. Die Diakonweihe findet schließlich am 2. Juli im Erfurter Dom statt.

Von Rainer Schmalzl