Was uns diese Woche bewegt

War die "Hand Gottes" im Spiel?

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Donald Trump, mit Blut im Gesicht, reckt seine Faust gen Himmel. Ikonische Bilder, die in die Geschichte eingehen werden. Welche Kraft seine Pose haben würde, dessen war sich der ehemalige US-Präsident sofort bewusst. Schon wenige Sekunden nach dem Attentat am vergangenen Samstag wusste er, dass ihm die bedrohliche Situation nützlich im Wahlkampf sein wird. Ich finde das befremdlich. 

In den sozialen Netzwerken legte er mit ordentlich Pathos nach: „Es war Gott allein, der das Undenkbare verhindert hat ...“ Nebenbei: Warum hat Gott dann nicht auch gleich den Tod des Vaters und Feuerwehrmanns verhindert, der sich schützend über seine Familie geworfen hatte? Trump – ein Heilsbringer, von Gott gerettet. Die Schüsse, von denen einer nur sein rechtes Ohr streifte, haben ihn für seine Anhänger zum Heiligen gemacht. Vor allem die Evangelikalen nennen göttliches Eingreifen, „die Hand Gottes“, als Grund dafür, dass der Ex-Präsident den Mordanschlag während einer Kundgebung in Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania überlebte.

Trump selbst sieht sich schon längst von Gott gesandt, um das Land zu retten. Das jedenfalls ist die Kernbotschaft eines seiner Wahlkampf-Videos. Was hierzulande lächerlich erscheint, könnte in den USA tatsächlich gut funktionieren. 

Von Gottesbeweisen zu sprechen – davon halte ich grundsätzlich nichts. Auch im Fußball war schon mal von der „Hand Gottes“ die Rede: bei der Weltmeisterschaft 1986, als Diego Maradona seine Hand zu Hilfe nahm, um ein irreguläres Tor zu erzielen. Er selbst prägte den Ausdruck, als er nach dem Spiel reuelos vor laufender Kamera sagte: „Es war ein bisschen Maradonas Kopf und ein bisschen die Hand Gottes.“

Gott hält seine schützende Hand über uns – davon bin ich überzeugt. Aber ob er gezielt Kugeln am Ohr vorbei lenkt oder Bälle ins Tor befördert, da habe ich meine Zweifel. 

Anja Sabel