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Was bedeuten die Kreuze auf dem Pallium

Die Kreuzarme der auf dem Pallium gestickten Kreuze sind an zwei Stellen, rechts oben und links unten, mit einem dünnen Streifen untereinander verbunden. Welche Bedeutung hat das?  per E-Mail

Das Pallium, das aus Lammwolle gewoben ist und vermutlich aus der Kleidungs-Tradition der römischen Kaiser kommt, wird vom Papst und von den Metropolitan-Erzbischöfen in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich getragen. Es ist ein Zeichen der Hirtensorge und eine Amtsinsignie bei feierlichen Pontifikalämtern. Bevor der Papst sie an ihre Träger überreicht, werden sie eine Zeit lang auf dem Petrus-Grab im Petersdom aufbewahrt; dadurch wird die Verbundenheit mit Petrus und seinem Nachfolger, dem Papst, ausgedrückt.

Die gestickten Kreuze können – je nach Anzahl – als fünf Wundmale Christi oder Erinnerung an die vier Kardinaltugenden interpretiert werden; die Anzahl, die Interpretation und auch die Farbe hat sich im Lauf der Geschichte allerdings verändert. Heute sind sechs aufgestickte Kreuze auf dem Pallium zu finden – vier im ringförmigen Umhang um den Hals, je eines auf den Streifen, die über Brust und Nacken herabfallen.

Die Verbindungsstreifen, die man auf dem Bild am unteren Kreuz gut sehen kann, haben vermutlich eine ganz unspektakuläre, nämlich praktische Funktion: Durch die Fäden entstehen Schlaufen, in die prachtvolle Nadeln gesteckt werden können, ohne die Kreuze oder das Pallium zu durchbohren; am oberen Kreuz auf dem Bild erahnt man eine solche Einstecknadel.

In früheren Zeiten wurden Nadeln auch ganz pragmatisch zur Befestigung des Palliums am Messgewand genutzt, heute werden sie vor allem zur Zier getragen – wenn überhaupt. Sie werden also auch nicht immer mit dem Pallium verbunden. 
Der Kopf der Nadeln liegt vom Betrachter aus gesehen immer rechts oben, so dass sich die Anordnung der Schlaufen ganz praktisch erklärt.

Michael Kinnen