Was bedeutet dir Gott?

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„Das Wetter meint es gut mit uns, und der Glaube meint es gut mit uns“, mit diesen Worten begrüßte Weihbischof Horst Eberlein 800 Wallfahrer im Walddom hinter dem Schloss Dreilützow. „Es ist immer schön, hier zu sein".


Foto: Andreas Hüser

Für eine Reihe von Pilgern hatte die Wallfahrt schon am Samstag begonnen – mit einer Komplet im Walddom und einem stimmungsvollen und gemütlichen Abend im Treibhaus neben dem Schloss. Eingeladen war das ganze Dorf, und wer von außerhalb kam, konnte unkompliziert im Schloss übernachten.

Es hat Jahre gegeben, in denen noch mehr Wallfahrer nach Dreilützow kamen – fast alle Begegnungen ziehen nach Corona nicht mehr so viele Menschen an wie vor Corona – ein Sonntag mit besserem Wetter hat es nicht gegeben. Schattenplätze waren beim Picknick nach der Messe begehrt – die Wiese war leer, weil sich alles unter den riesigen Bäumen des Parks sammelte. Abgesehen vom Vorspiel am Samstag hatten die drei beteiligten Pfarreien auf ein kleines Programm gesetzt. Hochamt, Schlussgebet, dazwischen keine „Wallfahrtsstunde“ im Dom oder im Zelt – nur die Caritas war mit einem Stand vertreten.

In der Predigt lud Weihbischof Eberlein die Gläubigen ein, das Wesentliche ihres Glaubens in den Blick zu nehmen. Bei den zahlreichen und erbitterten Diskussionen um den Zustand und die Probleme der katholischen Kirche gerate oft in den Hintergrund: Moral und Reformen sind nicht das Maß unserer religiösen Sehnsucht. „Gerade nachdenkliche Menschen wollen sich mit der Frage nach Gott auseinandersetzen“, sagte Weihbischof Eberlein.

Er berichtete von Begegnungen mit Menschen, denen Gott schlicht nichts bedeutet. Von anderen, die sagen: „Ich wünsche mir so gern, dass mir Gott etwas bedeutet, ich versuche es in Gedanken, aber ich kann es nicht.“ Und nicht selten seien es Menschen, die den Glauben an Gott verdunkeln.

„Gott wohnt, wo man ihn einlässt“

Worum geht es da? Bei Firmungen stellen sich Jugendliche die Frage nach Gott – und kommen auch mit einem Bischof darüber ins Gespräch. Man nennt, so Weihbischof Eberlein, den Islam, das Juden- und Christentum eine Religion des Buches. „Aber für mich ist es eine Religion der Erfahrung. Ich habe Gott erfahren.“ Gott kann erfahren werden in anderen Menschen, auch im eigenen Inneren, wie eine jüdische Geschichte erzählt. Ein Rabbi antwortet auf die Streitfrage: „Wo wohnt Gott?“ mit den Worten: „Gott wohnt, wo man ihn einlässt.“

Da, wo man ihn einlässt, können Menschen sagen: Gott bedeutet mir etwas. Andere gehen weiter: Gott bedeutet mir viel. „Und vielleicht wagen einige zu sagen: Gott bedeutet mir alles!“

Autor: Andreas Hüser