Auf ein Wort

Was Gott gefällt

"Ja, Vater, so hat es dir gefallen!" - dieser kurze Satz im Matthäusevangelium zeigt uns Jesu Selbstverständnis und Denken. Und es lohnt sich, diesen Satz auch mal selbst zu sprechen.

„Ja, Vater, so hat es dir gefallen!“ – ein kurzer, fast beiläufiger Ausspruch, eine kleine Nebenbemerkung im heutigen Sonntagsevangelium. Dennoch ist es nicht nur eine einfache Feststellung. In ihr steckt etwas ganz Großes! Wir spüren noch die spontane Begeisterung Jesu darüber, wie sich der Wille Gottes unvermutet trotz allem in der Welt durchsetzt. 

In diesem beiläufigen Ausspruch zeigt sich Jesu Selbstverständnis und offenbart sich sein eigentliches Denken: Er möchte den Willen Gottes erspüren und umsetzen. Der Evangelist Matthäus vermittelt diesen Herzenswunsch Jesu durchgängig in seinem ganzen Werk. Daher finden sich immer wieder bei ihm solche kurzen, scheinbar nebensächlichen, nahezu spontanen Formulierungen. Sie scheinen sein besonderes Stilmittel zu sein. 

Zum Beispiel der bei Matthäus überlieferte Text des Vaterunsers. Dort finden wir die uns recht vertraute Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden.“ (Matthäus 6,10) Bemerkenswert ist, dass der Evangelist Lukas diesen Zusatz in seiner Fassung nicht kennt. Nach Überzeugung der meisten Exegeten stammt die Bitte ursprünglich wohl aus der Gebetspraxis der frühchristlichen Gemeinden – und Matthäus hat sie gezielt übernommen.

In diese Reihe passt der spontane Ausruf Jesu: „Ja, Vater, so hat es dir gefallen!“ Seine Worte spiegeln nicht nur großes Erstaunen darüber wider, wie sich der Wille Gottes Bahn bricht. Sie sind gewissermaßen ein dankbares, ehrliches und unvermitteltes Kurzgebet. Es lohnt sich, es ab und zu mal selbst zu sprechen.

Harry Karcz