Auf ein Wort
Was meint ihr?
„Was meint ihr?“ Mit dieser Frage wendet sich Jesus an die Hohepriester und Ältesten, an die Schriftgelehrten und Pharisäer. Sie hören sehr genau hin, als Jesus im Tempel Reden hält. Immerhin geht es ja um ihre Autorität und Vollmacht, um ihr Amtsverständnis und ihre Macht. Tage zuvor mussten sie einen Wutausbruch Jesu miterleben, als er die Tische der Geldwechsler und die Stände der Händler umstieß. Nun ist er zurück und nimmt sich heraus, an ihrer Stelle zu lehren.
Sie beobachten distanziert von der Seite. Aber Jesus holt sie zurück in die Mitte, indem er sie direkt anspricht. Diesmal mit einem ganz einfachen Beispiel, das alle selbst schon einmal so oder ähnlich erfahren haben: Man wird gebeten, mit anzupacken, lehnt zunächst ab und macht dann doch mit. Das passiert in jeder Familie, in jeder Gemeinde. Andere sagen zu, stehen dann aber nicht zu ihrem Wort. Wer ist wohl der Bessere?
Das Gleichnis zeigt einen kämpferischen Jesus. Denn Zöllner und Dirnen als Vorbilder hinzustellen, ist beleidigend und höchst ärgerlich. Auch die Anspielung auf Johannes stellt eine bewusste Provokation dar. Mit einer freundlichen Reaktion darf er nun nicht mehr rechnen.
Jesus kann lediglich darauf hoffen, dass nach der verständlichen Empörung einige nachdenklich werden. Und das wäre schon viel! Tatsächlich sympathisieren später namhafte Pharisäer und Schriftgelehrte mit Jesus. Und in den ersten christlichen Gemeinden, erzählt die Apostelgeschichte, finden sich sogar einige frühere Priester wieder.
„Was meint ihr?“ Das sollte nicht nur eine Frage für die Menschen damals bleiben.