Antworten auf häufig gestellte Fragen
Was Sie schon immer über den Wormser Dom wissen wollten

Ein Kaiserdom und ein untergegangenes Bistum – Begriffe, oft gehört und oft gesagt. Aber was ist ein Kaiserdom? Und warum gibt es in Worms überhaupt einen? Fragen, die häufig gestellt werden oder auf die Sie erst durchs Lesen kommen: Die FAQ, die „frequently asked questions“ (häufig gestellte Fragen), schnell erklärt.
Warum steht in Worms ein Dom?
Worms ist eine sehr alte Stadt. Erste Siedlungsspuren stammen aus der mittleren Steinzeit. Eine erste Blütezeit erlebte Worms unter den Kelten. Durch die Lage am Rhein war die Stadt Worms strategisch für Handel und Verkehr wichtig. Durch die Römer kam das Christentum in die Städte am Rhein. Zwar war Mainz der Sitz des Statthalters der römischen Provinz „Germania superior“, aber auch Worms hatte den Status einer Stadt. Die staatliche Struktur der Römer bot sich auch an als Struktur für Kirchengemeinden. Ein Zeugnis, dass das Christentum in Worms Fuß fasste und dort Menschen getauft wurden, ist etwa das spätantike Taufbecken, das bei den Bauarbeiten für das Haus am Dom gefunden wurde und im neuen Gemeindezentrum ausgestellt ist. Bereits 346 nach Christus soll es einen Wormser Bischof gegeben haben mit Namen Victor. Der erste Bischof, der urkundlich bestätigt ist, war Bischof Berhtulf. Er unterschrieb 614 in Paris bei der Reichseinheitsynode als Bischof von Worms.
Warum gibt es das Bistum Worms nicht mehr?

Während der Epoche der Karolinger glänzte Worms als Bischofsstadt. Bischof Burchard I. führte Worms um 1000 zu neuer Blüte. Auch die Reichstage bis 1521 stärkten den Status der Bischofsstadt. Allerdings zeichnete sich bereits Ende des 12. Jahrhunderts durch Konflikte und die Emanzipation der Bürgerschaft ein gesellschaftlicher Wandel ab, der auch auf das Bistum wirkte. Eine Zäsur markierte die Reformation. Relativ schnell schlossen sich viele Wormser den Ideen Luthers an. Nach der Verwüstung der Stadt durch französische Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 ging es mit dem Bistum bergab. Seitdem saßen Mainzer Erzbischöfe auf dem Wormser Bischofsstuhl. Im Zuge der Französischen Revolution besetzten französische Truppen 1792 Worms. Das linksrheinische Gebiet wurde schließlich französisch und gehörte zum Département Mont Tonnère (Donnersberg). 1801 wurde das Bistum Worms in seiner bisherigen Form aufgelöst. Das linksrheinische Gebiet kam zum von Frankreich neugestalteten Bistum Mainz. Worms und sein Umland blieben auch nach der Neuordnung 1817 bis 1821 beim Bistum Mainz.
Warum ist der Wormser Dom ein Kaiserdom?
Zusammen mit den Domen in Mainz und Speyer zählt der Wormser Dom zu den romanischen Kaiserdomen am Rhein. Im Wormser Dom und in seinem Umfeld wurde Geschichte geschrieben, Kaiser hielten sich dort auf, daher stammt die Bezeichnung Kaiserdom. Einige Beispiele: Als Kaiser Heinrich II. im Jahr 1018 in Worms weilte, nutzte Bischof Burchard I. die Gunst der Stunde, um in dessen Anwesenheit den fast fertigen neuen Wormser Dom zu weihen. Bereits 783 fand ein kaiserliches Ereignis im Dom statt: Karl der Große heiratete dort seine vierte Ehefrau Fastrada. 1048 wurde dort Papst Leo IX. gewählt. Das „Wormser Konkordat“ – unterzeichnet auf den Rheinwiesen von Worms – beendete 1122 den Streit zwischen Kaisern und Päpsten um die Amtseinsetzung von Geistlichen (Investiturstreit).
Wer sind die Patrone?
St. Peter und Paul sind die eigentlichen Patrone des Wormser Doms. Vor allem Petrus ist oft abgebildet. Der Westchor ist dem heiligen Laurentius, eine Kapelle dem heiligen Nikolaus geweiht.
Warum wurde der Dom an der Stelle erbaut, wo er heute steht?
Der Dom in Worms steht auf einem Hügel. Er war zu Zeiten der Römer der höchste Punkt der am Rhein gelegenen Stadt Worms und somit hochwassersicher. Auf diesem Terrain bauten die Römer ihr Forum. Unter dem Dom wurden Reste dieses Forums beziehungsweise eines großen Gebäudes gefunden, das eine Basilika gewesen sein könnte. Forscher deuten diese als Vorgängerbau der ersten großen Kirche in Worms. Bischof Burchard I. ließ um das Jahr 1000 den alten Dom niederreißen, aber an selber Stelle einen neuen bauen. Die 1000-jährige Wiederkehr der Weihe dieses neuen Doms am 9. Juni 1018 wird dieses Jahr gefeiert.
Wer liegt in der Krypta?
In der Krypta unter dem Hauptschiff, in der „Saliergruft“, sind sieben Angehörige des ersten Salierkaisers Konrad II. bestattet, darunter sein Vater, seine Schwester und seine Tochter. Die Steinsarkophage wurden 1906 unter dem Dom gefunden. Seit 1909 führt eine Treppe dorthin. Konrad II. stammt aus dem Geschlecht der salischen Herzöge (Herzöge von Kärnten). Die Herzöge hatten bis 1002 eine Burg in Worms, wo heute das Dominikanerkloster steht. Den Dom nutzte die Familie als Grablege.
Aus welcher Zeit stammt der Dom, den wir heute sehen?

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Das Bauwerk, das wir heute sehen, ist romanisch geprägt. Vor allem aus der Hoch- und Spätromanik des 12. Jahrhunderts. Es gibt An- und Umbauten aus späterer Zeit wie etwa der Gotik, sie ordnen sich aber dem romanischen Haupterscheinungsbild unter. Vom Dom von 1018 ist nur wenig erhalten geblieben, unter anderem die Sockelbereiche des Ostchors und der runden Osttürme sowie einige Geschosse der Westtürme.
Der Dom ist eine „Basilica minor“. Was bedeutet das?
Nachdem Gebiete des ehemaligen Bistums Worms 1801 zum Bistum Mainz kamen, wurde aus dem Wormser Dom eine normale Pfarrkirche. 1862 übertrug man dem Gotteshaus den Titel einer Propsteikirche. Zur „Basilica minor“ machte sie 1925 Papst Pius XI.
Als Zeichen dieser päpstlichen Würde befindet sich im Altarraum des Wormser Doms seit Ostern 2016 ein Schirm in den Farben Gelb und Rot. Zweck dieses Titels ist es, die Bindung der Kirche an den Stuhl Petri zu stärken und die Bedeutung der Kirche für das Umland herauszustellen. Voraussetzung für diesen Titel ist eine personelle und bauliche Ausstattung für die vorbildliche Feier der Liturgie und für häufige Predigt- und Beichtdienste.
Was haben die Nibelungenfestspiele mit dem Dom zu tun?
Im 5. Jahrhundert kamen die Burgunden nach Worms. Die Burgunden waren ein Stamm wie die Alanen oder die Wandalen, die in die römischen Gebiete einfielen. Die Burgunden wurden jedoch zu römischen Bundesgenossen, traten zum christlichen Glauben über und siedelten sich in Worms und Umgebung zur Grenzverteidigung der römischen Provinz am Rhein an.
Die Burgundenkönige sind Protagonisten der Nibelungensage. Als historischer Kern der Sage gilt die Zerschlagung der Machtzone der Burgunden durch den weströmischen Heermeister Aetius mithilfe der Hunnen in der Spätantike. Die Burgunden hatten ihren Vertrag mit den Römern gebrochen und ihr Herrschaftsgebiet eigenmächtig ausgeweitet, dafür wurden sie von den Römern bestraft.
Im Nibelungenlied findet der Streit der Königinnen Kriemhild und Brünhild am Wormser Hof statt. Er soll sich kurz vor dem Kirchgang zugetragen haben. Da der Hof an das Nordportal des Doms grenzte und Eingang für die Mächtigen war – im Gegensatz zum Südportal als Eingang für das Volk –, gilt das Nordportal als Schauplatz dieser Szene.
Seit 2002 greifen die Nibelungenfestspiele in Worms die Verbindung zwischen der Sage und der Stadt Worms auf. Als Aufführungsort steht in diesem Jahr wieder die Dom-Nordseite auf dem Programm.
War Luther im Wormser Dom?
Als Martin Luther am 17. und 18. April 1521 vor dem Reichstag in Worms vorsprach, befand er sich nur ein paar Schritte vom Dom entfernt. Da Luther jedoch bereits seit Januar 1521 unter dem Kirchenbann stand, das heißt exkommuniziert war, durfte er den Dom nicht betreten. Ob er sich daran hielt, ist nicht bekannt.
Die Fragen und Antworten hat Anja Weiffen zusammengestellt.