Wenn andere sich freuen

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Sie holt seit Jahrzehnten Stars und Prominente auf die Bühnen in Timmendorfer Strand und Travemünde. Und ihre guten Kontakte nutzt sie für Benefizaktionen aller Art. Eine Begegnung mit Christine Gebauer, Rheinländerin an der Ostsee.


Kaffeetafel und Bescherung in der ukrainischen Gemeinde in Hamburg. Christine Gebauer kam mit einem vollen Jeep. Nachher gab es Umarmungen – und Tränen. | Foto: Andreas Hüser

Manchmal muss Christine Gebauer mit den Tränen kämpfen. Am vergangenen Sonntag zum Beispiel. Da hat sie in der ukrainisch-katholischen Gemeinde in Hamburg-Neuwiedenthal eine große Tafel organisiert. Für 150 Gemeindemitglieder und Flüchtlinge gab es Kaffee, Kuchen und eine richtige Bescherung: Regenschirme, gelbe Rosen, 250 Lollies und 100 Osterhasen – viele Sponsoren haben dafür gespendet. Die Kinder waren begeistert, alle wollten die Spenderin umarmen. „Ich freue mich, wenn andere sich freuen“, sagt Christine Gebauer und wischt sich die letzte Träne aus den Augen.

Ähnliche Nachmittage macht sie seit sieben Jahren in einer monatlichen Kaffeestunde für Obdachlose. Seit 13 Jahren unterstützt sie das Hamburger Kinderhospiz Sternenbrücke. „Wenn ich an diesem Haus ankomme, muss ich eine Faust in der Tasche machen“, gesteht Christine Gebauer. „Drinnen darf ich nicht weinen. Das können die da nicht gebrauchen.“ Und bei aller Freude an der Freude anderer – leichten Herzens verlässt sie das Hospiz nie. „Ich habe dann noch ein paar Tage damit zu tun.“ Das Engagement für das Hospiz hat eine Geschichte. Christine Gebauer begegnete auf Teneriffa eine Urlauberin, die weinte. „Warum weinen Sie?“ „Mein Enkelchen ist gerade in der Hamburger Sternenbrücke verstorben.“ Christine Gebauer rief Benefiz-Talkrunden mit Prominenten ins Leben, die Einnahmen finanzierten eine große Nikolausbescherung im Hopiz.

Die gebürtige Rheinländerin kann so etwas tun, weil sie ein großes Herz hat, leidenschaftlich gern organisiert und sehr viele Kontakte hat. Als Inhaberin einer Konzertagentur kennt sie ein Heer von Sponsoren, die ihre Anliegen unterstützen. Kaffee gibt es von Darboven, Süßigkeiten von Rewe, Fanartikel von Borussia Dortmund …

Corona hat jede Show auf Eis gelegt

Dass Christine Gebauer seit zwei Jahren immer mehr Wohltätigkeitsveranstaltungen macht, hat seinen Grund. Während der Coronazeit konnte sie ihren Beruf kaum ausüben. Ihre Agentur besorgt prominente Künstler für Konzerte und Veranstaltungen. Die Auftraggeber sind zum Teil große Firmen und Organisationen, die im Maritim in Timmendorfer Strand tagen. Die Liste von Schlagerstars, Schauspielern, Fernsehmoderatoren oder Politikern, mit denen sie zusammengearbeitet hat, ist voll von bekannten Namen: Wencke Myrhe, Mary Roos, Vicky Leandros, Jürgen Marcus, Rex Gildo, Gunter Gabriel, die Rattles, die German Tenors, Geier Sturzflug, Dagmar Berghoff, Uli Potofski, Barbara Salesch …

Mit einigen sind richtige Freundschaften entstanden. Mit Gunter Gabriel zum Beispiel: „Ich habe ihn immer mein Chaotenkind genannt. In den Achtzigern habe ich viel mit ihm gearbeitet, ein völliger Chaot, aber ein sehr liebenswerter und großartiger Künstler. Ich habe ihn unterstützt, als es ihm schlecht ging, das hat er mir nie vergessen.“

Mit verschiedenen, teilweise exzentrischen Menschen klarkommen, nicht jeder hat das im Blut. Aber Christine Gebauer ist Rheinländerin, „und wir Rheinländer ticken etwas anders.“ Ursprünglich betrieb sie mit ihrer Mutter eine Drogerie in Moers. Zweimal pro Jahr Urlaub in Timmendorfer Strand, das gehörte zur Familientradition.

Der Anfang: Bauchtanz und Travestie

Einmal während eines solchen Urlaubs trank die Drogistin gerade einen Kaffee mit dem Kurdirektor. „Der sagte: Hör mal, du kannst doch gut organisieren. Willst du nicht einen Abend übernehmen?“ So kam es zum ersten Event der künftigen Agentur Gebauer. Talk-Tanz-Tipps im Maritim. Das Programm: Bauchtanz und Travestie, „das war damals ganz groß in Mode.“ Als die Managerin an die Ostsee zog, bekam mit ihr auch die katholische Gemeinde Verstärkung. Die Verbundenheit zur Kirche und vielen ihrer Personen gehört zum Profil der vielseitigen Zugereisten. Und manchmal ergeben sich auch ungeahnte Verküpfungen – wovon etwa die Geschichte mit dem sehr religiösen Sänger Jürgen Marcus erzählt. „Er hatte seinen Rosenkranz bei mir vergessen. Ich wusste, wie wichtig ihm dieser Rosenkranz war. Also bot ich ihm an, ihn in einem Päckchen nachzuschicken. Seine Antwort: Bitte, behalte ihn und bete für mich!“

Was Christine Gebauer nicht erzählt: Die Corona-Jahre waren für sie und ihre Branche eine harte Zeit. Viele Kollegen mussten aufgeben. Und auch die Benefizaktionen laufen nicht so wie früher. „Corona hat viel zerstört.“ Christine Gebauer macht trotzdem weiter. Für glückliche Gesichter, so wie sie am Sonntag bei den ukrainischen Katholiken strahlten, dafür lohnt sich der Aufwand immer.

(www.gebauer-promotion.de)

Autor: Andreas Hüser