Anfrage
Wie steht die Kirche heute zu Feuerbestattungen?
Noch vor nicht allzu langer Zeit wurden Urnenbestattungen als Form von Atheismus gesehen. Nun lassen sich sogar Priester einäschern. Wie steht die Kirche heute dazu? Mit den zunehmenden Urnengräbern geht auch ein Stück Friedhofskultur verloren.
Von Michael Maldacker
Die vatikanische Glaubenskongregation hat erst im Jahr 2016 klargestellt, dass sie die Erdbestattung nach wie vor empfiehlt. Sie bestätigt somit das Kirchenrecht, wie es im Codex Iuris Canonici (CIC) von 1983 festgehalten ist: „Nachdrücklich empfiehlt die Kirche, daß die fromme Gewohnheit beibehalten wird, den Leichnam Verstorbener zu beerdigen.“ (Canon 1176, § 3)Gleichwohl erlaubt die Kirche in demselben Paragraphen die Feuerbestattung. Es sei denn, aus Gründen, die der christlichen Glaubenslehre widersprechen.
Solche Gründe liefert die Geschichte: Im Jahr 1800 wurde im nachrevolutionären Frankreich die Feuerbestattung zugelassen, basierend auf dem Gedankengut der Aufklärung. 1869 machte der internationale Freimaurerkongress in Neapel die Feuerbestattung zu seinem Kampfmittel gegen die Kirche. Auch die marxistische Bewegung favorisierte die Feuerbestattung. Die Kirche schritt ein und erließ Ende des 19. Jahrhunderts das ausdrückliche Verbot der Feuerbestattung in Verbindung mit einem kirchlichen Begräbnis.
Heute ist sie sehr beliebt, fast zwei Drittel der Bestattungen sind Einäscherungen. Verstorbene wollen ihre Angehörigen nicht mit aufwändiger Grabpflege belasten, die Bestattung und Aufbewahrung einer Urne sind oft deutlich billiger. Auch neue Bestattungsformen sind Grund für die Wahl einer Urne. Die ewige Ruhe im Friedwald, im Kolumbarium oder die Bestattung auf hoher See ist im Sarg nicht möglich.
Dass mit schwindenden Erdbestattungen „ein Stück Friedhofskultur verloren“ geht, wie Sie sagen, könnte man entgegnen, dass durch neue Formen der Bestattung andere Formen von Trauerkultur entstanden sind. Auf unsere Nachfrage wollte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, nicht persönlich zum Thema äußern. Seine Pressestelle sagt: „Jeder Gläubige ist frei, sich für seine Art der Bestattung zu entscheiden.“