Wiedersehen in der Ukraine
Die Coronakrise hat die Hilfe der Caritas in der Westukraine nicht zum Erliegen gebracht. Aber direkte Kontakte waren nicht möglich, und auch die Paketaktion zu Weihnachten fiel aus. Jetzt aber läuft alles wieder an.
„Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in die Ukraine wird derzeit gewarnt“, so lautet eine aktuelle Information des Außenministeriums. Die Zahl der Coronafälle ist zuletzt stark angestiegen, sie ist mehr als dreimal so hoch wie in Deutschland. „Die Menschen in der Ukraine hat die Pandemie noch viel härter getroffen als in Deutschland, wo es viele soziale Abfederungen und Krisenhilfen gibt. Und vor allem die Ärmeren leiden unter der Situation.“ Mathias Thees, Sprecher der Caritas und seit vielen Jahren verantwortlich für die Ukraine-Hilfe der Caritas Mecklenburg, zieht Bilanz einer viertägigen Reise in das Krisenland.
Die Fahrt, an der außer ihm noch Caritas-Vorstandsmitglied Thoma Keitzl und der ehemalige Direktor der Caritas Mecklenburg, Alfons Neumann, teilnahmen, fiel noch in eine Zeit, bevor die Corona-Inzidenzzahl nach oben schoss. Es war aber auch keine touristische Reise, und sie war notwendig. „Wir haben uns wegen Corona eineinhalb Jahre nicht treffen können, es war gut, dass wir gefahren sind.“ Auf dem Programm standen Besuche in den geförderten Projekten und ein Gespräch mit dem Bischof von Kolomyja.
Unter der Regie von Caritasdirektor Alfons Neumann waren 1999 Kontakte zur Caritas und zu katholischen Gemeinden in der Westukraine entstanden. Das erste gemeinsame Projekt waren zwei Suppenküchen für Bedürftige in den Städten Burschtyn und Rohatyn. Die Hilfen weiteten sich aus. Es entstanden Selbsthilfegruppen für Behinderte, Kontakte zu Schulen wie etwa zur Grundschule im Ort Sloboda. „Diese Schule betreuen wir seit zehn Jahren“, sagt Mathias Thees. Oft bestand diese Hilfe aus ungewöhnlichen Dingen, jedenfalls für deutsche Verhältnisse. Die Mecklenburger haben zum Beispiel Motorsägen gestiftet, womit jetzt das Brennholz zum Heizen der Klassenzimmer ofengerecht zerkleinert wird.
„Es ist zwar eine kommunale und keine katholische Schule. Aber der Kontakt entstand über die katholische Gemeinde. Viele Kinder der Gemeinde besuchen diese Schule.“
Ein wichtiger Baustein der Ukraine-Hilfe, die nicht nur in finanziellen Leistungen, sondern auch in menschlichem Kontakt besteht, ist die jährliche Weihnachtspaketaktion. In jedem Jahr packen Mecklenburger Gemeinden, Schulen, Kindergärten und Caritas-Einrichtungen Weihnachtspäckchen für ärmere katholische Familien in der Westukraine. Zuletzt kamen 1 000 bis 1 500 Pakete zusammen. Aber auch diese Aktion musste im vergangenen Jahr wegen der Coronakrise ausfallen. In diesem Jahr aber sollen die Päckchen wieder mit Süßigkeiten, Hygieneartikeln und Schulmaterial gefüllt werden. Rechtzeitig vor dem ostkirchlichen Weihnachtstermin soll der Transport die Empfänger erreichen.
Noch immer herrscht Krieg in der Ukraine
Arme Familien, die ihren Kindern keine Weihnachtsgeschenke machen können, gibt es in den Gemeinden viele. Nicht mit Corona hat das Land zu kämpfen. „Es herrscht nach wie vor Krieg in der Ostukraine“, sagt Mathias Thees. „Aus den Medien ist dieses Thema verschwunden. Aber man trifft überall auf Familien, in denen Männer als Soldaten in diesem Krieg gefallen sind. Und fast in jeder Kirche gibt es eine Ecke mit einem Mahnmal und brennenden Kerzen.“ Die aktuelle Situation nach der Wahl des neuen Präsidenten Denys Schmyhal werde von den katholischen Partnern zwiespältig bewertet. Immer noch gebe es Korruption und behördliche Willkür im Land. Aber es gibt auch positive Entwicklungen. Die Caritas bekommt mehr staatliche Unterstützung für ihre Beratungsstätten und die Sozialarbeit in ländlichen Regionen. Auf dem Land gibt es am meisten Armut, und Hilfsangebote sind schwerer zu erreichen als in den Städten.
Wer sich an der Weihnachtsaktion beteiligen will, bekommt alle Informationen dazu auf der Internetseite: www.caritas-im-norden.de oder direkt bei Mathias Thees unter Tel. 0151 / 12 48 09 73
Text: Andreas Hüser