25 Jahre Katholische Jugend Ostfriesland

„Wir nehmen wirklich jeden mit"

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Seit 25 Jahren gibt es die Katholische Jugend Ostfriesland (KJO). Der Verband sorgt in der Diaspora für Gemeinschaftserlebnisse. Dekanatsjugendreferent Dennis Pahl spricht im Interview über Ziele, Angebote und Wünsche der KJO.


Zusammen unterwegs: die katholische Jugend Ostfriesland. Foto: privat

Welche Bedeutung hat die katholische Jugend für Ostfriesland?

Wir leben in der Diaspora mit oft nur drei bis sieben Prozent Katholiken. Und da gibt es in vielen Orten nur wenige katholische Jugendliche. Die trauen sich vielleicht manchmal nicht offen, zu sagen, dass sie zum Beispiel Messdiener sind – gerade jetzt, wo die Kirche einen schlechten Ruf hat. Wir wollen diese vereinzelten Kinder und Jugendlichen auf Dekanatsebene zusammenbringen. Da haben sie in unseren Ferienfreizeiten einen Ort mit Gleichgesinnten, wo sie mit ihrem Glauben und ihren Interessen nicht allein seine. Unsere Angebote sind damit auch eine Ergänzung für die Kirchengemeinden, die meist gar nicht die Möglichkeit haben, eigene Zeltlager zu organisieren.

Was ist der KJO bei der Arbeit besonders wichtig?

Wir wollen in Ostfriesland Orte schaffen, wo Kinder und Jugendliche zusammen Spaß haben, sich entdecken und entwickeln können. Und zwar losgelöst von Schule. Dabei nehmen wir wirklich jeden mit: katholisch, evangelisch oder Muslim, groß oder klein, ob im Rollstuhl oder nicht. Das ist wie eine große Solidaritätsgemeinschaft, in der alle dabei sein können.
Und das passiert eben nicht nur wie in jedem anderen Verein. Wir sind von Kirche, engagieren uns in Kirche und machen das im Raum von Kirche. Bei unseren Freizeiten und Aktionen feiern wir auch Gottesdienst und Glauben miteinander. Die Kinder und Jugendlichen sollen das Gefühl bekommen, dass wir als Ehren- und Hauptamtliche in der KJO authentisch sind – dass wir uns für ihre Anliegen interessieren und dass wir ein offenes Ohr für sie haben. Mein Motto ist: Rede nicht von Gott, wenn du nicht danach gefragt wirst, sondern lebe so, dass man dich danach fragt.

Welche Angebote kommen denn besonders gut an?

Unsere Klassiker sind das Pfingstzeltlager, die Sommerfreizeit und unser KJO-Fußballcup. Bei den Lagern hatten wir in diesem Jahr fast doppelt so viele Anmeldungen wie Plätze. Da waren wir innerhalb von einem Tag ausgebucht. Diese Resonanz liegt sicher auch daran, dass die Teamer einfach große Lust haben, diese Freizeit zu gestalten. Das spürt man und das hat sich auch herumgesprochen. Einige Kinder reisen dafür sogar mit dem Flugzeug von Juist an. Unsere Teamer kennen viele der Kinder mit Namen, wollen ihnen eine gute Zeit verschaffen und sie glücklich machen. Dabei entwickeln sich oft ganz automatisch viele Gespräche über Leben und Glauben.
Die KJO ist aber auch eine Interessenvertretung. Wir bringen immer wieder Themen, die für Jugendliche in Ostfriesland wichtig sind, in die Dekanatsversammlung oder andere Gremien wie die Jugendsynode ein. Zum Beispiel über neue Formen der Liturgie für Jugendliche.


Dekanatsjugendreferent Dennis Pahl sitzt im Vorstand
der katholischen Jugend Ostfriesland. Foto: privat

Kann die KJO Jugendliche wirklich noch für Kirche begeistern?

Ja – genau wegen solcher Aktionen wie unsere Ferienfreizeiten. Natürlich kann das auch ein Sportverein XY organisieren, aber die Kinder und ihre Eltern wissen, welche Werte bei uns gelebt werden und was uns wichtig im Umgang miteinander ist. Das steht für Kirche. Da darf ich so sein, wie ich bin – und das bringen sie schon mit Kirche in Verbindung. Gerade, wenn wir zum Beispiel Pfingsten in der Natur Gottesdienst feiern, ist es schön zu sehen, wie die Kinder sich darauf einlassen und mitmachen.  

Und was wünscht sich die KJO zum Geburtstag?

Wir wünschen uns, dass die negativen Schlagzeilen über die Kirche nicht unsere gute katholische Jugendarbeit überlagern. Da denken wir uns tolle Sachen aus und wir wollen nicht, dass die großen kirchenpolitischen Themen das kaputtmachen. Viele jungen Leute wünschen sich außerdem ein größeres Mitspracherecht in den Gemeinden. Es wäre zum Beispiel schön, wenn man in Gottesdiensten die Sprache der Jugend auch zulässt. Das ist eben die Sprache von heute. Auf der anderen Seite wünschen wir uns, dass sich die jungen Leute auch selber für die Zukunft der Kirche einsetzen und nicht nur Veränderungen von oben fordern. Sie sollten zeigen, was ihnen wichtig ist.

Derzeit gehören 148 Mitglieder zur Katholischen Jugend Ostfriesland ( KJO). Geleitet wird der Verband von einem Vorstandsteam. Das Jubiläum feiert die KJO am 27. April mit einem Erlebnistag ab 11 Uhr beim Bonihaus am Georgswall in Aurich. Um 18 Uhr beginnt ein Familien- und Jugendgottesdienst.

Interview: Petra Diek-Münchow