Neuer Leiter der Familien- und Begegnungsstätte St. Otto
„Wo willst du mich haben?“
Der neue Leiter des St. Otto-Heims, Markus Constantin. | Foto: Anja Goritzka |
Eigentlich wollte Markus Constantin nie Lehrer werden und Schulrat, aber es wollte keiner so richtig machen. „Ich wurde gefragt, habe es einfach gemacht und dachte mir, das machst du jetzt die nächsten 20 Jahre“, so der heute 40-jährige. Doch meistens kommt es dann doch anders, als man es sich selbst vorstellt. 2017 erkannten Ärzte beim Sportbegeisterten, der lange Radtouren liebt, Herzprobleme. Im November wurde er „komplett aufgesägt“. Zeit, innezuhalten für den dreifachen Vater, zur Ruhe zu kommen, was ihm auch heute noch schwer fällt.
Neuer Leiter sollte ein Laie sein
Fast zufällig wurde er Anfang 2018 auf die Ausschreibung des Erzbistums Berlin aufmerksam. Ein neuer Leiter für die Familien- und Begegnungsstätte St. Otto in Zinnowitz auf Usedom wurde gesucht. Es sollte nicht mehr ein Priester für das 100 Jahre alte Haus, sondern ein Laie sein, gerne mit Verwaltungserfahrung und für eine halbe Stelle. Erfahrung, die Markus Constantin durchaus mitbringt: Zunächst als Grundschullehrer in Neukölln tätig, wechselte er nach seinem Referendariat an die Katholische Schule St. Franziskus: „Eine typische Kiez-Schule“, sagt er heute. Es folgten vier Jahre als stellvertretender Direktor an St. Ludwig und fünf Jahre Schulleitertätigkeit an einer Grundschule in Fürstenwalde.
„Das Bernhardinum ist schon etwas sehr eigenes. Hier sind zehn Prozent der Schüler katholisch, 20 Prozent evangelisch und der Rest ungetauft“, berichtet er und räumt ein: „Das, was vorher klar war für eine katholische Schule, fiel plötzlich weg.“ So waren die Aufnahmegespräche mit den Eltern ganz anders. „Normalerweise legten mir die Eltern eine ganze katholische Vita vor. Hier waren plötzlich Eltern, die keine Ahnung von Kirche hatten, das aber durchaus kennenlernen wollten.“ Und manche ließen sich dann sogar taufen, weil sie den katholischen Glauben nahe erlebten.
Sein Glaube führte Markus Constantin jetzt auch nach Zinnowitz. „Gut, dass ich gläubig bin. So konnte ich sagen: Das ist deine Entscheidung, wo willst du mich haben“, meint er heute und freut sich auf seine Arbeit auf der Ostseeinsel. Inselleben sei der heute 40-Jährige ja gewöhnt, wuchs er selber auf Langeoog auf. „Hier bestand die katholische Gemeinde aus meiner Familie, dem Pfarrer und vier weiteren Familien“, erzählt er heute. Im Sommer war die Kirche aber dennoch gut gefüllt mit 400 bis 500 Gästen.
St. Otto ist im Sommer auch gut gefüllt. Heute schon ist das Haus für 2019 nahezu ausgebucht. Kein Wunder, kommen doch viele schon über Jahre immer wieder gerne her, sei es alleine oder zu bestimmten Veranstaltungen wie dem Familiensommer oder dem Väter-Wochenende. „Hier müssen wir dennoch schauen, ob die festen Programme, die wir anbieten, gut durchdacht sind“, meint Markus Constantin. Gerne möchte er zu diesen ergänzende Module für Gruppen ins Angebot mit aufnehmen.
„Wie wäre es mit „Pilgern als Gruppe“ im Herbst oder Winter oder kontemplative Varianten, bei denen der Gast zu sich selber kommt, sich komplett herausnimmt aus dem Alltag?“ Vieles sei in St. Otto gut möglich und noch nicht ausgeschöpft. Sein Blick geht dabei auch ins Nachbarland nach Polen und in die Gemeinde Zinnowitz selber: „Ich würde uns gerne mal hier aus der Ecke herausholen“, meint er.
Dennoch möchte Markus Constantin auch weiterhin einen Blick für das Personal haben, es in seiner seelsorglichen Arbeit unterstützen und zum Beispiel die gemeinsamen Andachten wieder einführen: „Viele Mitarbeiter sind ungetauft, da sollten wir schon klar zeigen, wo wir eigentlich arbeiten.“
St. Otto ist mehr als nur ein Veranstaltungsraum
Zudem sieht er, dass die Familien- und Begegnungsstätte St. Otto nicht nur ein Veranstaltungsraum sei sondern eben mehr: Auf Usedom gebe es eine kleine katholische Gemeinde, die vieles familiär löse, die sich aber noch lange nicht an den neuen Pastoralen Raum zusammen mit Wolgast-Anklam und Greifswald gewöhnt hätte. „Der Gemeinde fehlt ihr Pfarrer vor Ort und sie müssen sich an Absprachen mit Greifswald und unserem Haus erst noch gewöhnen“, räumt er ein. Viel zu tun also für den neuen Leiter der Familien- und Begegnungsstätte St. Otto in Zinnowitz auf Usedom.
Über seine Arbeit möchte Markus Constantin übrigens gerne weiter berichten, online im eigenen Blog.
Von Anja Goritzka