Caritas-Jahreskampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause"
Wohnen ist ein Menschenrecht
Günstige Wohnungen für Bedürftige sind knapp in Deutschland – auch in den Regionen des Bistum Osnabrücks. Dieser Situation stellt sich jetzt die Caritas in ihrer Jahreskampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“.
Familien mit Kindern trifft es ebenso wie Alleinerziehende, Geringverdienende oder Rentner: Sie finden oft keine Wohnung mehr, die für sie bezahlbar ist. Und am Ende der sozialen Leiter fallen dann Wohnungslose oder Flüchtlinge in das Loch des Wohnungsmarktes. Allein in Niedersachsen fehlen jährlich etwa 12 000 überwiegend sozial gebundene Mietwohnungen. Bundesweit sind es rund 100 000.
Der Osnabrücker Caritasdirektor Franz Loth sieht in diesen Zahlen „enormen sozialen Sprengstoff“. „Wohnen ist ein Menschenrecht, das in unserer Gesellschaft nicht für alle gewährleistet ist. Dies gefährdet den sozialen Frieden und ist ein Motor für Ungerechtigkeit“, sagte er bei der Vorstellung der neuen Caritas-Jahreskampagne. Preisgünstige Wohnungen fehlten aber nicht nur in Großstädten, sondern auch in mittleren Städten wie Lingen, Meppen oder Papenburg sowie in ländlichen Regionen.
„Dieses Problem ist nicht vom Himmel gefallen“, kritisiert der Caritasvorsitzende, Diakon Gerrit Schulte. „Zu lange haben die Verantwortlichen geglaubt, dass der freie Markt die Wohnsituation regelt. Aber das ist ein Irrtum. Der Schwache braucht einen starken Staat, der eingreift und Regeln setzt.“
Der Osnabrücker Caritasverband will die bundesweite Jahreskampagne nutzen, um etwas zu verändern. Also: nicht nur Probleme beschreiben, sondern Lösungen finden. Die Arbeit einer kirchlichen „Wohnrauminitiative“, der unter anderem die Caritas und die bischöfliche Wohnungsbaugesellschaft Stephanswerk angehören, trägt bereits Früchte. In den kommenden Monaten werden in Bersenbrück und Osnabrück Mehrfamilienhäuser gebaut, in denen einige Wohnungen für bisher wohnungslose Menschen vorgesehen sind. Darüber hinaus bieten sie bezahlbare Wohnungen für Einzelpersonen und Familien. Dies, sagt Diakon Schulte, gelinge durch die Zusammenarbeit mit einem privaten Hausbesitzer, dem kirchlichen Bauträger und dem kirchlichen Sozialverband.
In Ankum wurde außerdem eine Krankenwohnung für Wohnungslose geschaffen. Schulte: „Solche Beispiele machen deutlich, dass Lösungen möglich sind, wenn alle Beteiligten es wollen.“ Caritasdirektor Loth nimmt auch Kirchengemeinden in die Pflicht und ermutigt sie, aktiv und kreativ zu werden, wenn es etwa um günstige Wohnflächen geht.
Die Caritas hat aber auch Wünsche an die Politik: Sie fordert eine Wohnungsnotfallstatistik, die erfasst, wie viele Menschen tatsächlich ohne Wohnung sind. Nötig sei auch eine Reform der Grunderwerbssteuer – und eine umgehende Verstärkung des sozialen Wohnungsbaus. (asa)