Auf ein Wort

Zaghafte Freude

Freude kann man nicht anknipsen, schreibt unsere Autorin Beate Hirt. Aber vielleicht kann die Freude am dritten Advent vorsichtig wachsen.

„Freut euch zu jeder Zeit!“, ruft der Apostel Paulus. Und der 3. Adventssonntag heißt auch so: Gaudete! Freut euch! Trotzdem: Vielen wird nicht freudig zumute sein. Zu viel Sorge, zu viel Trauer, vielleicht einfach nur: zu viel Erschöpfung. Ich denke an den Familienvater, der sich um seinen kranken kleinen Sohn sorgt und noch so viel zu arbeiten hat bis Weihnachten. Ich denke an die alte Dame, deren Mann im Oktober gestorben ist und die jetzt ihren ersten Advent seit 70 Jahren ohne ihn erlebt. 

Freude kann man nicht anknipsen. Aber vielleicht: vorsichtig wachsen lassen. Davon spricht Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“, „Die Freude des Evangeliums“. Natürlich weiß auch Papst Franziskus um die Sorgen. Er schreibt: „Ich verstehe die Menschen, die wegen der schweren Nöte, unter denen sie zu leiden haben, zur Traurigkeit neigen.“ Sein Ratschlag: „Doch nach und nach muss man zulassen, dass die Glaubensfreude zu erwachen beginnt, wie eine geheime, aber feste Zuversicht, auch mitten in den schlimmsten Ängsten.“ (EG 6) 

Die Freude ist manchmal wie eine kleine, zarte Pflanze. Vielleicht wie der Barbarazweig, der noch kahl in meiner Küche steht und hoffentlich bald zaghaft rosa zu blühen beginnt. Ich kann ihm Wasser und Licht geben. Ein wenig liegen Freude und Glück auch in meiner Hand. Philosophen und Psychologen sagen: Ich kann sie beeinflussen durch meine Haltung. Papst Franziskus schreibt: Ich kann Kleinigkeiten, die Freude machen, wahrnehmen und genießen. „Versag dir nicht das Glück des heutigen Tages!“, zitiert er Jesus Sirach. 

Beate Hirt