Freiwillige erkunden im Christian-Schreiber-Haus ihre Berufung
Zeit zu träumen, Zeit für Gott
Lara Lehmann (zweite von links) mit Schwester Ethel Maria Kollenberg und weiteren Referenten im Foyer des Christian-Schreiber-Hauses. Foto: Dorothee Wanzek |
Nach dem Abitur und zwei Au-Pair-Jahren in Spanien, Schweden und Italien fand es Lara Lehmann höchste Zeit herauszufinden, wo ihre Stärken liegen und wo sie ihre Fähigkeiten künftig hilfreich zum Einsatz bringen könnte. Ein Freiwilligendienst schien ihr geeignet für Selbstfindung und Berufungssuche.
„Das passt genau für mich!“, dachte sie, als sie auf der Suche nach möglichen Einsatzorten auf das T_Raum-Projekt im Jugendhaus des Erzbistums stieß. Als reiselustige junge Frau reizte sie die Aussicht auf die zugehörigen Auslandsaufenthalte. Verlockend fand sie es auch, für Kinder und Jugendliche da zu sein und sich im Gemeinschaftsleben auszuprobieren. Nicht zuletzt freute sie sich auf Gespräche über Gott. Ihr Glaube, der ihr in der Schulzeit sehr wichtig gewesen war, war in letzter Zeit ins Hintertreffen geraten. Dass es sich beim Christian-Schreiber-Haus um eine katholische Einrichtung handelt, sei für sie als evangelische Christin „kein Hindernis“ gewesen.
Die Aufgaben der „Träumer“ gleichen denen, die FSJler und Bundesfreiwillige früherer Jahrgänge im Jugendhaus übernommen haben: Sie helfen in Küche, Hauswirtschaft und Garten und unterstützen bei Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche. Mehr Zeit als bisher haben die Freiwilligen zur Verfügung, um Ausdrucksformen christlichen Glaubens kennenzulernen.
Austausch über Fragen nach Glaube und Kirche
In Altbuchhorst bilden sie eine christliche Wohn- und Lebensgemeinschaft, begleitet von der Ordensschwester Ethel Maria Kollenberg. Der Tag beginnt mit dem Morgengebet, zu dem sie auch die Hausgäste einladen, abwechselnd vorbereitet von den jungen Erwachsenen. Mittwochvormittags und montagabends gehen sie Fragen zu Glaube und Kirche auf den Grund, die ihnen wichtig sind: Warum lässt Gott das Leid zu? Wie haben Christen in der DDR gelebt? Was bedeutet Dreifaltigkeit? Was sagt die Architektur einer Kirche über den Glauben der Erbauer? Häufig laden sie dazu Experten ein.
Aus der geplanten Fahrt zu den Ursprüngen des Christentums nach Israel machte die Pandemie einen Assisi-Aufenthalt. „Zuerst waren wir enttäuscht, doch dann haben uns diese Tage so sehr erfüllt und zusammengeschweißt, dass es nächstes Jahr wohl wieder nach Assisi gehen wird“, erzählt Lara Lehmann. In Europa musste auch der dreiwöchige Auslandsaufenthalt stattfinden, währenddessen sich die T_Raum-Teilnehmer an die Fersen eines Ordenschristen heften durften. Statt Brasilien hieß das Ziel für Lara Madrid. Dass ihre Gastgeberinnen sie am Ende in ihre Niederlassung in Marokko oder Argentinien einluden, empfand sie als Extra-Geschenk.
Über sich selbst hinauswachsen
Die 21-Jährige ist dankbar für die T_Raum-Erfahrung. In vielerlei Hinsicht konnte sie dabei über sich hinauswachsen. Vor einigen Tagen hat sie eine Gruppe ukrainischer Kinder angeleitet, im großen Stein-Backofen auf dem Jugendhaus-Gelände Brot zu backen. „Das hätte ich mir zu Beginn meines Dienstes nicht zugetraut, allein wegen der Sprachbarrieren“, erinnert sie sich. Im Laufe der Monate ist für sie klar geworden, dass sie soziale Arbeit studieren wird. Ein Jahr im T_Raum empfiehlt sie jedem, der bereit ist, sich mit seinem Glauben zu beschäftigen und darüber auch zu sprechen.
Katholisch zu sein oder überhaupt einer Kirche anzugehören, sei keine Voraussetzung. „Ich fühle mich hier als evangelische Christin wertgeschätzt“, sagt sie. Sie hat manches Neue über die katholische Kirche gelernt. „Oft war das ein Anstoß, mich zu fragen, was meinen eigenen Glauben ausmacht.“
Ihre Offenheit ist wohltuend für andere
Auch Schwester Ethel Maria empfindet die Zeit im T_Raum als bereichernd. Was eine der Benediktinerinnen, die sie in Assisi beherbergten, über die jungen Leute sagte, empfindet auch sie: „In ihren Augen sieht man, wie offen ihre Herzen sind.“ Sie fühle sich beschenkt vom Schwung der Freiwilligen, die vieles ganz anders machen als sie selbst. Eine junge Frau etwa gestaltete ein Morgengebet mit Popsongs ihrer Generation. „Ich kannte diese Lieder nicht, aber die Tiefe ihrer Deutung hat mich sehr beeindruckt.“
Am 25. und 26. Juni gibt es ein Kennenlernwochenende in Altbuchhorst. Nähere Informationen unter www.mein-t-raum.de
(tdh)