Erste Synodalversammlung in Frankfurt
"Zuhören! Das wäre wichtig"
Nächste Woche kommen Bischöfe und Laien zur ersten Vollversammlung des Synodalen Wegs zusammen. Die Positionen der Teilnehmer liegen zum Teil weit auseinander. Wie es trotzdem konstruktive Gespräche geben kann, erklärt Kardinal Reinhard Marx im Interview.
Über Macht, Frauen, Sexualmoral und priesterliche Lebensformen zu diskutieren, sei eine Instrumentalisierung des sexuellen Missbrauchs für alte kirchenpolitische Forderungen, werfen Kritiker dem Synodalen Weg vor. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hält im Interview mit dieser Zeitung dagegen: „Die Themen des Synodalen Weges sind aus der Studie über den Missbrauch erwachsen“, sagt er. „Es ist auffällig, dass die Wissenschaftler dieselben Fragen aufwerfen, die schon seit längerem in der Kirche diskutiert werden.“ Die Gespräche werden nicht einfach. Einige Bischöfe, wie Kardinal Rainer Maria Woelki aus Köln oder Rudolf Voderholzer aus Regensburg, sparen nicht mit Kritik an Verfahren und Themen.
Im Interview wirbt Marx für einen offenen Austausch: „Um die unterschiedlichen Stimmen zusammenzubringen, brauchen wir Gespräch, Gespräch, Gespräch.“ In vielen strittigen Fragen, etwa der Diskussion um das Weiheamt für Frauen, seien längst nicht alle Argumente ausgetauscht. „Zuhören! Das wäre wichtig.“ Marx macht aber auch deutlich, dass der Synodale Weg Entscheidungen treffen soll. Er „soll nicht im Nirgendwo enden, sondern am Ende möglichst klare Ergebnisse“ haben. Damit ein Beschluss gefasst werden kann, ist eine doppelte Mehrheit nötig: Zwei Drittel der Synodalversammlung müssen zustimmen und auch in der Gruppe der Bischöfe braucht jeder Beschluss eine Zweidrittelmehrheit. „Und wenn zwei Drittel der Bischöfe Dingen zustimmen, die bei uns in Deutschland geregelt werden können, werden diese das dann wohl auch umsetzen“, sagt Marx zum Vorwurf, dass der Synodale Weg doch nicht so verbindlich werde, wie anfangs angekündigt.
Tiefe Gräben zwischen Bischöfen
Wie unversöhnlich die Positionen vor allem zwischen den Bischöfen sind, zeigen zwei Predigten vom Dreikönigstag. So warnte in Köln Kardinal Woelki vor einer Anpassung des Glaubens an den Zeitgeist. In Magdeburg rief Bischof Gerhard Feige zur Unterscheidung der Geister auf. „Auf keinen Fall ist das, was vom Zeitgeist vergangener Jahrhunderte geprägt wurde, von vorneherein besser als das, wozu uns heutige Erfordernisse und Möglichkeiten führen können.“
Um die Gräben zu überwinden, hat der Synodale Weg zwei geistliche Begleiter. Einer von ihnen ist der Jesuit Bernd Hagenkord. In einem Internetbeitrag erinnerte er kürzlich an ein Prinzip des Jesuitengründers Ignatius von Loyola: Danach müsse jeder Christ „bereitwilliger“ sein, „die Aussage des Nächsten zu retten, als sie zu verurteilen“. Also kein bloßer Austausch von Argumenten mit anschließender Abstimmung, sondern ein echtes Hineinhören in die Position des anderen. Ob das wirklich funktioniert, wird sich ab kommender Woche zeigen müssen.
Ulrich Waschki