Auf ein Wort
Zur Priesterin getauft
Natürlich bin ich längst Priesterin. Übe mein Priestertum aus im Sakrament, Gebet und durch tätige Liebe. Wirke mit an der eucharistischen Darbringung. Gehöre zum priesterlichen Volk. So steht es in der Bibel und in der Konstitution „Lumen gentium“ des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Priesterin bin ich durch die Taufe. Königin und Prophetin übrigens auch. Wasser und Salbung haben mich dazu gemacht. Eine Weihe und Handauflegung war gar nicht nötig. Wie groß denken Bibel und Kirche (und Gott) vom Menschen! Von jedem Menschen. Männlich, weiblich, als Bild Gottes gemacht. Zu Königin und König gesalbt, zu Priesterin und Priester berufen.
Wie stark machen Bibel und Kirche das Volk als Ganzes. Gemeinsam sind wir ein heiliges priesterliches Volk. Alle haben Anteil am Priestertum Christi. Kaum zu glauben, welche Bedeutung trotzdem die Hierarchie und das besondere Priestertum (der Männer) in unserer Kirche haben.
Wie müsste eine Kirche aussehen, die wirklich gebildet wäre als Volk von Priesterinnen und Priestern, als lebendige Steine, als Leib Christi? Wie müsste eine Kirche aussehen, die ihre eigene Tradition von der Würde des Volkes ernst nähme?
Wie stark könnte solch ein Kirchenvolk womöglich auch verkündigen und nach außen wirken. Reden und verkünden ist laut Bibel ja nicht Sache einzelner (Männer). Es ist die Hauptaufgabe des ganzen priesterlichen Volkes: Das Volk soll die großen Taten dessen verkünden, „der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“. Lichtvolle Botschaft, von allen verkündet.
Beate Hirt, Katholische Senderbeauftragte beim Hessischen Rundfunk, Frankfurt