Priesterweihe in Bistümern Dresden-Meißen und Görlitz
Zwei neue Priester aus Sachsen
In den Kathedralen von Görlitz und Dresden wird im Juni Priesterweihe gefeiert. Markus Winzer und Frank Surek haben dem Tag des Herrn von ihrem Glaubens- und Berufungsweg berichtet.
Markus Winzer (links) und Frank Surek haben sich im Erzbischöflichen Priesterseminar Paderborn auf ihren Dienst als Priester vorbereitet. Foto: Thomas Throenle |
Innerhalb von fünf Jahren ist Markus Winzer der vierte Wittichenauer, der die Priesterweihe empfängt, und er ist der erste, der sich für sein Heimatbistum weihen lässt. „Berufungen entstehen in einer konkreten Ortskirche. Hier bin ich in meinem Glauben geprägt worden, dieser Kirche möchte ich etwas zurückgeben“, erläutert der 32-Jährige. Im Alltag mit seinen Eltern und zwei jüngeren Geschwistern hat er den christlichen Glauben als frohmachend erfahren. In der volkskirchlich geprägten Gemeinde Wittichenau brachte er sich als Ministrant und in der Pfarrjugend ein. In der Gemeinschaft und in den kirchlichen Traditionen fühlte er sich aufgehoben.
An seinem Gymnasium in Hoyerswerda gab es nur wenige Christen. „Ich bin dort nie kritisch beäugt worden, obwohl ich mit meinem Glauben nie hinter dem Berg gehalten habe“, erinnert er sich. Die Mitschüler waren interessiert, zuweilen sogar fasziniert, wenn er aus seinem christlichen Leben erzählt hat. Auch später, als er darum rang, einen eigenen, persönlichen Zugang zu dem Glauben zu finden, in den er wie selbstverständlich hineingewachsen war, blieb die Kirche sein Zuhause.
Er leistete Zivildienst an einer Körperbehindertenschule, absolvierte in Meißen ein Verwaltungsstudium und wurde Sachbearbeiter im Bautzener Jobcenter. Berufliche Erfüllung fand er in der Bearbeitung von Hartz IV-Widersprüchen nicht: „Ich wollte mit Menschen Kontakt haben, nicht nur mit Akten.“ In Dresden begann er ein Grundschul-Lehramtsstudium.
Im zweiten Semester brach sich eine zuvor verdrängte Erkenntnis Bahn: „Gott hat andere Pläne mit mir.“ Weder einzelne Ereignisse noch prägende Vorbilder boten Anlass, über eine Zukunft als Priester nachzudenken. Es war eher die Freude, die er in der Kirche erfahren hatte und manche Gespräche und Predigten, die in ihm nachklangen. Besonders beschäftigt hat ihn der Aufruf des Papstes beim Weltjugendtag 2013 in Brasilien, missionarisch zu sein. Über innere Widerstände und Selbstzweifel hinweg trug ihn schließlich die Einsicht: „Gott hat mich ein Leben lang geführt. Er weiß, was gut für mich ist und wo ich mein Glück finde“.
"Dient dem Herrn mit Freude!"
Psalm 100,2
Es folgten ein Einführungsjahr in Bamberg und das Theologiestudium in Frankfurt/Main mit Freisemestern in Brixen. Bei seiner folgenden Pastoralausbildung hat er fast alle deutschen Priesterseminare durchlaufen. Seine Praktika vor und nach der Diakonweihe dagegen hat er alle in der Cottbuser Pfarrei zum Guten Hirten absolviert, wo er als Kaplan bleiben wird.
Die Spuren Gottes im Alltag zu entdecken und dies anderen Menschen nahe zu bringen, hat ihn auf seinem Weg zum Priestertum mit Freude erfüllt. Dies bringt er auch in seinem Primizspruch zum Ausdruck: „Dient dem Herrn mit Freude!“ „Natürlich gehören auch Trauer und Nöte zum Leben, aber als Christen haben wir den Ausblick auf Ostern“, betont er. Dass die Kirche selbst derzeit für viele Menschen Anlass zum Leid bietet, dass viele sich von ihr abwenden, ist ihm dabei bewusst. „Die Kritik an der Kirche ist berechtigt, sie ist trotz göttlicher Führung menschlich und begrenzt“, meint er. „Auch ich werde als Vertreter der Kirche sicherlich anecken und Verletzungen hervorrufen. Dennoch bin ich überzeugt, dass Gott alle Wege mit uns geht und alles zum Heil führen kann.“
Von Dorothee Wanzek
„Ich sehe mich auf meinem Lebensweg von Jesus geführt“, sagt Frank Surek. Es habe sich alles auf dieses Ziel hin gefügt, empfindet der 49-Jährige. 1974 in seiner Geburtsstadt Halle getauft, trat der Glaube aufgrund der familiären Situation in den Hintergrund und spielte schließlich keine Rolle mehr, erinnert sich Surek, der mit zwei Schwestern aufwuchs. 1989 beendete er die zehnte Klasse, es folgten eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann und der Zivildienst. In der Wendezeit habe er begonnen, sich gesellschaftspolitisch zu interessieren, erzählt der Diakon. Überlegungen zu einer gerechteren Weltwirtschaftsordnung beschäftigten ihn besonders. Er zog nach Düsseldorf und arbeitete dort bei einem Verlag in der Öffentlichkeitsarbeit. „Ich setzte mich mit den Auffassungen bedeutender Leute auseinander und stellte bei einigen Bezüge zum Christentum fest, zum Beispiel bei Martin Luther King, der gewaltlos für die Rechte Schwarzer eintrat. Oder bei Johann Sebastian Bach, dessen Musik mir begegnete. Das waren für mich Hinweise auf die Bedeutung des Glaubens.“
Schließlich gab er seine Anstellung auf und zog nach Dresden, wo er Freunde hatte und wieder näher bei seinen Angehörigen sein konnte. „Ich war Mitte 30, hatte bisher keine Familie gegründet und fragte mich nach dem Sinn meines Lebens.“ Surek begann, zu Gottesdiensten in die Hofkirche zu gehen. Dort lag der Tag des Herrn aus. „Ich fand darin Informationen zu einem Alpha-Kurs in Dresden-Strehlen und dachte, das könnte was für mich sein.“ 2009 meldete er sich dort zum Alpha-Kurs mit Pfarrer Christoph Baumgarten an. „Hier fand ich Leute, die wie ich auf der Suche waren und mehr über den Glauben erfahren wollten“, erzählt er.
Anschließend engagierte er sich im Team des Alpha-Kurses beim Begrüßungsdienst. Später hielt er Vorträge und wurde – selbst noch nicht gefirmt – als Taufzeuge angefragt. „Als ich die Aufgabe zum dritten Mal übernommen hatte, wurde ich gefirmt und konnte anschließend gleich Taufpate sein.“
Menschen aus seinem Umfeld fragten ihn, ob er nicht Priester werden wolle. „Das machte mich nachdenklich. Ich hatte schon den Wunsch, bei Jesus mitzumachen.“ Nachdem auch Pfarrer Baumgarten ihn darauf ansprach, entschied er sich, den Weg der Priesterausbildung einzuschlagen. Aufkommende Zweifel, ob er das Studium schaffen könnte, lösten sich wieder. Nach einem Einführungsjahr in Bamberg ging er 2016 ins Spätberufenen-Seminar nach Lantershofen. „Während der Ausbildung habe ich tolle Menschen kennengelernt, aber auch Missstände in der Priesterausbildung gesehen“ Zudem wurde 2018 die Missbrauchsstudie veröffentlicht. „Mir ist sehr wichtig, dass alles auf den Tisch kommt“, sagt Surek. „Ich will nichts Falsches unterstützen, sondern Jesus nachfolgen.“ Schließlich sei der Glaube etwas sehr Schönes und das sollte erfahrbar sein, zum Beispiel in den Sakramenten. „Ich sehe im Priestersein einen besonderen Dienst, damit die Menschen Jesus begegnen können“, betont Frank Surek. Dafür wolle er auch ehelos bleiben und „frei für Jesus sein“, auch „wenn ohne eine Familie schon etwas fehlt“.
"Sieh doch, ich mache alles neu!"
Offenbarung 21,5
„Wir haben die beste Botschaft der Welt“, ist sich Surek bewusst. In den dennoch kleiner werdenden Gemeinden erkennt er „das biblische Bild Jesajas vom Baumstumpf, aus dessen Wurzeln ein neuer Trieb wachsen kann. Angesichts sich verändernder Strukturen könne er sich vorstellen, wenn nötig, als Priester in einem zivilen Beruf sein Geld zu verdienen.
Für seinen Weg hat er sich das Schriftwort „Sieh doch, ich mache alles neu“ aus der Offenbarung des Johannes ausgesucht. Dieses optimistische Wort stelle er über sein eigenes Leben, aber auch über die kirchliche Situation, betont Surek. Den derzeitigen Krieg müsse man immer wieder „vor Gott bringen, damit Frieden entsteht.“ Ebenso könne man sich bei persönlichen Problemen an Gott wenden. „Was mich traurig macht, ist die Zerstrittenheit unter den Menschen, so dass mitunter gar kein Gespräch mehr möglich ist“.
Als Priester wird er an die Erfahrungen anknüpfen, die er als Praktikant und Diakon in der Leipziger Bonifatius-Gemeinde gesammelt hat: „Sakramente zu spenden, empfinde ich als Geschenk“, sagt er.
Von Eckhard Pohl
Markus Winzer wird am 4. Juni, 10 Uhr, in der Görlitzer Kathedrale zum Priester geweiht, Frank Surek am 12. Juni, 15 Uhr, in der Kathedrale in Dresden.