Passionskrippen im Pilgerhäusl Hirschfelde
Passionskrippe braucht Paten
Fotos: Privat
„Leid, Schmerz und Schicksal werden heute oft ausgeblendet, wir möchten zeigen, sie gehören zum Glaubensleben“, berichtet Jeannette Gosteli vom Verein Pilgerhäusl Hirschfelde. „Die Station Auferstehung verweist jedoch auch auf ein Fenster, durch das man schauen kann. Es hört nicht alles im Schmerz auf.“ Gosteli entwickelt ein neues Ausstellungprojekt für das Pilgerhäusl Hirschfelde. Dabei geht es um die Passion Christi. Am Aschermittwoch 2024 soll alles fertig sein.
Sich von den Krippen berühren lassen
Mit den Passionskrippen knüpfen die Vereinsmitglieder an eine langjährige Tradition an. In der Advents- und Weihnachtszeit gibt es im Pilgerhäusl die Krippenausstellung. In diesem Jahr sind neben der großen mechanischen Krippe aus Engelsberg Weihnachtskrippen aus Mähren und Südböhmen zu sehen. „Für den Verein ist es eine schöne Zeit, wenn Gäste ins Pilgerhäusl kommen und sich von unseren Krippen berühren lassen.“ Ist die Weihnachtszeit vorüber, bleibt oft eine gewisse Leere. Jeannette Gosteli: „Immer, wenn wir die Weihnachtskrippen nach Mariä Lichtmess abbauen, spüren wir ein wenig Wehmut.“ Dann entdeckte sie im Internet fünf Passionskrippen aus Papier. „Diese sind in unserer Gegend in Vergessenheit geraten, aber ich dachte, warum sollten wir nicht an diese Tradition anknüpfen. Da ging es einfach los.“
In einem Artikel der Augsburger Zeitung wurde der Holzbildhauer Erich Burgetsmaier aus Schwaben vorgestellt. Gosteli baute den Kontakt zu ihm auf. Inzwischen schnitzte Burgetsmaier schon 17 Figuren für Hirschfelde. Weitere folgen im Lauf des Jahres. Darunter ist Jesus, der auf einem Esel in Jerusalem einzieht. Jeannette Gosteli hat für ihn die Patenschaft übernommen und ihn bezahlt. Sie sagt: „Bei der Frage der Finanzierung erinnerten wir uns an die guten Erfahrungen bei der Anschaffung der Weihnachtskrippen. Auch diese wurden neben Zuwendungen des Bonifatiuswerkes über Patenschaften bezahlt.“ Auf der Homepage des Pilgerhäusls können die einzelnen Figuren betrachtet werden. Interessenten für eine Patenschaft können sich via E-Mail melden. Hier sind auch Patenobjekte einer Krippe aus Kunstharz zu sehen, die ebenfalls ab Aschermittwoch ausgestellt wird. Die geschnitzten Figuren haben eine Höhe von 20 Zentimetern, die aus Kunstharz sind neun Zentimeter groß.
Jerusalem nah an der Realität nachbauen
Jeannette Gosteli weiß, eine Krippe zur Passion hat nicht den Liebreiz einer Weihnachtskrippe. Sie sagt: „Weihnachten ist echt einfacher, die Figuren gehen ans Herz. Bei der Passion ist das anders, der Blick geht schnell weg.“ Das zeigt sich auch bei den Patenschaften: „Wer will schon einen Schächer oder einen Soldaten mit Peitsche oder einen schlafenden Jünger als Paten übernehmen.“ Doch auch bei solchen Figuren fanden sich erste Unterstützer. Der langjährige Zittauer Pfarrer Michael Dittrich beispielsweise ist Pate der beiden Schächer, die zusammen mit Jesus gekreuzigt wurden.
Die Dekorationen und Kulissen baut Jeanette Gosteli alle selbst. „Ich orientiere mich an der Zeit, in der Jesus seinen Leidensweg ging. Dafür recherchiere ich sehr viel und schaue auch aktuelle Forschungen an. Entdecke ich im Nachhinein noch etwas, dann kann es sein, dass ich mein Exponat verwerfe und neu anfange. Oft sind sich aber die Wissenschaftler auch nicht einig und dann muss ich den Mut haben, mich für eine Variante zu entscheiden. Das ist zum Beispiel beim Stadttor der Palmsonntagsszene der Fall.“ Mit ihrer Suche nach dem authentischen Jerusalem möchte Gosteli in ihren Kulissen das Passionsgeschehen so nah wie möglich an der Realität und den Orten des Geschehens zeigen. Insgesamt wird es fünf einzelne Hintergründe für die geschnitzte Passion geben und eine große für die Krippe aus Kunstharz.
„Hoffe, mit allem gut fertig zu werden“
Derzeit steht das Prätorium, der Ort wo Jesus die Geisel erlitt, im Rohbau. Jeannette Gosteli: „Ich hoffe, mit allem fertig zu werden. Wenn es so weiter geht, ich habe es mir ausgerechnet, dann schaffe ich es.“ Zu beachten hat sie dabei, dass die Kulissen nicht zu groß und nicht zu schwer werden. „Die Tür ist nur 80 Zentimeter breit und der Platz auf dem Dachboden ist begrenzt. Aus diesem Grund hat sich Gosteli auf den Werkstoff Styrodur, der auch von Modelleisenbahnern gerne genutzt wird, entschieden. „Er ist leicht und lässt sich gut bearbeiten. Wo es geht, nehme ich aber lieber Naturmaterial.“
Zur künftigen Ausstellung gehören auch mehrere Papierfastenkrippen sowie ein kleiner Flügelaltar, zwei faltbare Guckkästchen, eine Buddelflasche und einige Bilder zum Passionsgeschehen. Jeannette Gosteli: „Es geht uns nicht um Masse, vielmehr sollen die Exponate geeignet sein, die Betrachtung von Jesu Weg nach Golgota anzuregen. Ist es für uns Christen nicht die wichtigste und zugleich schönste Aufgabe, uns jedes Jahr aufs Neue dem Ostergeheimnis anzunähern?“