Wertvolle Briefmarkensammlung mit kirchlichen Motiven

Geteiltes Sammlerglück

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Briefmarke mit Papst Franziskus und Benedikt
Nachweis

Foto: Dorothee Wanzek

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Dieser Ersttagsbrief der vatikanischen Post zum Amtsantritt von Papst Franziskus befindet sich jetzt im Bistumsarchiv.

66 Jahre lang hat der Magdeburger Pfarrer Robert Denzel mit großer Leidenschaft sein Briefmarken-Hobby gepflegt. In seinen Alben befinden sich viele kirchliche Markenmotive und auch manche Rarität aus dem Vatikan. Jetzt löst er seine komplette Sammlung auf und tut Gutes damit.

Eine Briefmarken-Sammlung mit Papst-Benedikt-Motiven hat Robert Denzel kürzlich dem Magdeburger Bistumsarchiv vermacht. Nach und nach will der 79-Jährige weitere seiner angesammelten Kostbarkeiten verkaufen. Den Erlös wird er ebenfalls seinem Bistum zukommen lassen. „Zur freien Verfügung!“, das ist dem Ruhestandspriester wichtig.

An Wertsteigerung und Verkaufserlöse hat er als 13-jähriger Ministrant nicht gedacht, als er seine Sammlerleidenschaft entdeckte. Wichtig war ihm damals eigentlich nur: „Es sollte Spaß machen.“ Die bunten Marken weiteten seinen Horizont von der kleinen abgeschotteten DDR auf die Welt und nicht zuletzt auf die Weltkirche.

Unter anderem legte er sich im Laufe der Zeit eine komplette Vatikansammlung zu. Sie enthält sämtliche Marken und Briefe, die der Vatikan von 1852, kurz vor Gründung des Kirchenstaates, bis 2023, als Robert Denzel das Sammeln einstellte, jemals herausgegeben hat. Da eine solch vollständige Sammlung selten ist und die Marken sich zudem in sehr gutem Zustand befinden, kann er bei Briefmarkenauktionen mit einem satten Erlös rechnen. Äußert begehrt bei Auktionshäusern dürfte auch seine Sammlung von Zeppelin-Motiven sein, schätzt er ein. Die ältesten stammen aus den 1930er Jahren. Darunter sind über 30 Briefe, die vom Vatikanstaat abgestempelt wurden.

Brunnenbau in Indien und Priesterberufung gefördert

Schon während seiner aktiven Sammelzeit hat Pfarrer Denzel immer wieder Teile seiner Sammlung für gute Zwecke verkauft. Zum Beispiel hat er damit einen Mitbruder unterstützt, der seit Jahren für Brunnenbauprojekte in Indien sammelt. Einem Magdeburger IT-Studenten hat er durch seine Briefmarken ermöglicht, seinem Lebenstraum zu folgen.

Der junge Mann, der ursprünglich aus Indien stammt, möchte Priester werden. Seiner Berufung konnte er lange nicht folgen, weil er nach der Tradition seiner Heimat dafür verantwortlich war, dass seine verwitwete Mutter im Alter einen gesicherten Wohnsitz hat. Robert Denzel verkaufte eine einträgliche Sammlung und kaufte der Mutter in Indien dafür ein kleines Haus, das ihr Auskommen bis zum Lebensende absicherte. Ihr Sohn startet gerade ins achte Semester seines Theologiestudiums.

Zu DDR-Zeiten halfen ihm die Briefmarken auch, über die Grenzen der katholischen Gemeinden hinaus Kontakte zu knüpfen. Es war ihm wichtig, als Christ allen Menschen gegenüber offen zu sein. Deshalb ist er als Briefmarkensammler in den DDR-Kulturbund eingetreten.

Gut zehn Jahre lang hat er nebenbei auch Münzen gesammelt. Die zwei Münzkoffer seiner Sammlung haben die Internationalen Beziehungen des Vatikan als Thema. Einmal ersteigerte er einen Denar, eine römische Münze, die nachweislich zur Zeit Jesu im Heiligen Land in Umlauf war. Den hat er gerne den Kindern im Religionsunterricht gezeigt, erinnert sich der Pfarrer und erzählt mit einem Schmunzeln: „Ich habe ihnen gesagt: das ist die Münze, die Jesus sich von den Pharisäern zeigen ließ, bevor er sagte: ,Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist‘.“ Selten habe er seine Religionsschüler so ruhig und aufmerksam erlebt wie in diesen Stunden. Die Münze hat inzwischen auch ihren Weg ins Bistumsarchiv gefunden.

Dorothee Wanzek