Umweltschutz ins Leben integrieren
Schöpfung bewahren und Alltag leben

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Annette Thaut, Ehrenamtlerin, Köthen:
Singen wir im Gottesdienst das Lied „Ich glaube an den Vater“, stolpere ich immer wieder über den Ausdruck „die Krone seiner Schöpfung“. Das kann doch nicht sein, wenn wir sie zerstören. Sollten wir nicht besser über unseren Auftrag singen, die Schöpfung zu behüten? Das ist aber manchmal nicht so einfach. Ich pflege einen einfachen Lebensstil – weniger Konsum verbraucht weniger Rohstoffe und Energie. Das fällt mir leicht, da ich das durch ein schmales Haushaltsbudget schon immer so gewohnt bin. Die Doppelnutzung ist für mich ein guter Weg: ein gebrauchtes Handy, auch mal Kleidung aus zweiter Hand. Das Wasser, mit dem ich Gemüse wasche, landet anschließend in der Blumenerde und mit selbstgenähtem Brotbeutel kaufe ich am Backstand unser Brot. Außerdem versuche ich, lokal einzukaufen – trotzdem landet auch mal Obst aus dem Süden in meinem Korb, obwohl ich weiß, wie viel Wasser für den Anbau gebraucht wird. Den Alltag und meine ehrenamtliche Tätigkeit bewältige ich weitestgehend ohne Auto. Einmal im Jahr fahre ich dennoch damit in den Urlaub. So ist es einfacher, verschiedene Orte anzufahren und ich muss mit dem Gepäck nicht zirkulieren. Insgesamt gibt es so viele kleine Stellschrauben, an denen man im Alltag drehen kann. Ohne es verbissen zu sehen, gebe ich mir Mühe, den ökologischen Fußabdruck klein zu halten und zu fragen: Brauche ich das wirklich?
Christoph Biesenbach, Jugendbildungsreferent, Görlitz:
Zunächst gefällt mir der Teil der Fragestellung in Bezug auf Achtsamkeit gegenüber der Schöpfung, aber das Leben eines „normalen“ Alltags. Ich versuche, nicht krampfhaft zu verzichten und daraus ein Riesenthema zu machen. Vielmehr versuche ich meinen Kindern, aber auch anderen Mitmenschen vorzuleben, dass sich so einiges auch ohne große Anstrengung umsetzen lässt. Mülltrennung zum Beispiel ist keine große Sache, aber so mancher scheitert schon daran, den Müll überhaupt in einen Mülleimer zu werfen, worüber sich auch meine Kinder wundern. Da ich ein sportbegeisterter Mensch bin, fällt es mir grundsätzlich auch nicht schwer, auf das Auto zu verzichten und zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren. Allerdings gehört zur Wahrheit auch, dass ich kaum öffentliche Verkehrsmittel nutze, da ich in Bezug auf meine Kinder maximal flexibel sein möchte und bei einem Notfall-Anruf aus dem Kindergarten nicht erst auf Bus oder Bahn warten möchte. Zu Hause nutze ich viel lieber den Besen als den Staubsauger, lese Zeitung, statt im Internet zu lesen und Bücher statt ebooks – auch wenn offenbar (noch) nicht ganz sicher ist, ob Digital- oder Printmedien umweltschonender sind. Technische Geräte kaufen wir wirklich erst dann neu, wenn gar nichts mehr geht. Auch unsere Kinder erfahren, dass es nicht schlimm ist, wenn ein Spielzeug nicht mehr aussieht, wie am ersten Tag oder wenn etwas leicht beschädigt und vielleicht sogar nicht mehr 100% funktionstüchtig ist: Nicht alles muss sofort ersetzt und neu gekauft werden. Auch bei Kleidung tue ich mich sehr schwer, etwas wegzuwerfen. Auch hierbei gilt: Solange die Schuhe ihre Funktion noch erfüllen, kann ich sie noch anziehen. Meine Frau und ich sind froh darüber, dass unsere Kinder aber auch schon vieles aus Kindergarten, Schule und Kirche mitbekommen und somit nicht nur von uns für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert werden. Da sagt dann unser, zu dem Zeitpunkt noch vierjähriger, Sohn, dass er nur noch ohne Verpackungen einkaufen möchte. Aber da stößt man dann schnell an seine Grenzen – nicht nur als Vierjähriger.
Cordula Traubel, Sozialarbeiterin, Heiligenstadt:
Nach über 25 Jahren Stadtleben zog ich mit meiner Familie wieder aufs Land – zurück auf den Hof, der über Generationen die Lebensgrundlage meiner Eichsfelder Vorfahren war, auf dem in Großfamilie gelebt, geliebt, gearbeitet und gefeiert wurde. Pferde, Kühe und Schweine gibt es bei uns längst nicht mehr, aber immerhin haben wir zwei flauschige „Rasenmäher“ und eine Handvoll glückliche Hühner, die uns mit frischen Eiern versorgen. Viele Dinge waren für mich als Kind so selbstverständlich: die bunten Wiesen, der sichtbare Sternenhimmel, der Gesang der Vögel, das frische eigene Gartengemüse... Heute sehe ich alles mit viel offeneren Augen, höre bewusster hin, bin dankbar, in diesem Stückchen Paradies leben und es ein wenig mitgestalten zu dürfen, freue mich über unsere neu angepflanzte „Vogelhecke“. An eines kann ich mich aber einfach nicht gewöhnen: Hier auf dem Land geht fast nichts ohne Auto, besonders an den Wochenenden, denn dann fährt kein Bus. Das Fahrrad ist mitunter eine Alternative, doch bis zu meinem 20 Kilometer entfernten Arbeitsplatz ist es dann doch zu weit. Mit unseren Kindern sprechen wir über Klimaschutz (Bewahrung der Schöpfung), über Nachhaltigkeit, Müllvermeidung und fairen Handel. Wir versuchen bewusst, saisonale und regionale Produkte zu verwenden, lesen auf Etiketten, ob Palmöl enthalten ist und woher Kaffee und Schokolade kommen. „Weniger ist mehr!“ – dieser Satz geht mir dabei oft durch den Kopf. Wie viel brauche ich, um glücklich zu sein? Und ich trage stolz die Jeanshose, die meine Schwester mir letztes Jahr schenkte, weil sie zu gut für den Altkleidersack war.
Benedikt Bederna, Ingenieur, Dresden:
Beruflich befasse ich mich mit der Energiewende. Das erschwert den Umgang mit der Schöpfung aber eher. Ingenieure orientieren sich an Zahlen und diese entlarven viele Bemühungen um einen umweltverträglicheren Lebensstil als wenig substanziell. Es ist eine Verlockung, daher einfach nichts mehr zu versuchen, zumal mir eine Handlungsmaxime, die ein allgemeines Gesetz werden kann, bekannt als kategorischer Imperativ, unmöglich ist. Wieweit soll ich mich aus der Gesellschaft zurückziehen, sodass meine Emissionen so gering sind, dass jeder Mensch es mir gleichtun könnte? Wohngebäude, Infrastruktur, et cetera – Ressourcen und Emissionen verstecken sich in allen Dingen unseres normalen Wohlstands. Für den Alltag hilft mir die Rede vom Maßhalten, denn sie kann eine individuell erfüllbare Richtschur sein. Für uns als Familie heißt das, ohne Not noch studentisch in einer WG ohne Auto zu leben, denn mehr Wohlstand bedeutet mehr Emissionen und daher gewöhnen wir uns besser nicht zu schnell daran.