Maria Weißenberger zur Fastnacht

"Als Närrin wage ich zu träumen"

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Die Fastnacht ist zum zweiten Male
coronahalber eingeschränkt.
Ans Publikum im Sitzungssaale
so mancher Narr mit Wehmut denkt.
Sehnt sich zurück in jene Zeiten, 
als man die Maske aufgesetzt,
um Spaß und Freude zu bereiten –
nicht, weil’s geboten war, wie jetzt.
Und träumt mit närrischem Vertrauen 
in eine Zukunft sich hinein,
in der das Virus abgehauen 
und so wie einst kann Fastnacht sein.

Als Närrin wag ich auch zu träumen, 
dass sich die Kirche noch bewegt
und wir zu merken nicht versäumen, 
dass, wo und wie der Geist sich regt.

Ihn wahrzunehmen, ihm zu trauen, 
kann uns zu Neuem doch befrei’n –
gleich, ob nun Männer oder Frauen 
ihm Ohr und Herz und Stimme leih’n.

Mir träumt, dass eine Praxis endet,
als seien Männer nur allein
von Gott berufen und gesendet,
als Priester unterwegs zu sein.

Sollt’ Gott denn seine Gnadengaben –
er, den wir preisen als gerecht –
in Fülle nicht verliehen haben
ganz unabhängig vom Geschlecht?

 

Mir träumt, dass Neues wird beginnen,
ich seh vor Augen es ganz klar,
dass Priester und auch Priesterinnen
in Zukunft stehen am Altar.

Auch träumt mir, dass in neuen Zeiten
ist mit der Regel endlich Schluss,
dass, wer Gemeinde möchte leiten, 
ganz unbedingt geweiht sein muss.
Dass Augenhöhe, die mit Worten 
beschworen und doch oft vermisst,
in allen uns’ren Kirchenorten 
traumhaft gelebte Praxis ist.
Mit MitarbeiterSternchenInnen, 
zum Dienst an Gott und Mensch bereit,
kann diese Kirche nur gewinnen, 
sind sie von Angst und Druck befreit.
Nicht leugnen müssen, 
was doch wahr ist – 
das sollte selbstverständlich sein.
Nicht erst seit OutInChurch es klar ist: 
Den Traum, den träum ich nicht allein.

Ich könnt’ noch lange weiterträumen – 
von neuen Wegen, die wir geh’n
in neuen Pastoralen Räumen, 
die ja tatsächlich schon entsteh’n.

Doch will ich nicht darauf verzichten, 
den Blick der Närrin hier am Rhein
noch mal auf Fassenacht zu richten, 
die ja mit Kirche viel gemein.
Denn Traditionen zu bewahren
und doch im Wandel in der Tat
auch Chancen sehen statt Gefahren – 
das bleibt ein ewiger Spagat.
Ich will heut eines nur bemerken: 
Es wär die Rolle doch der Frau
wohl traumhaft-närrisch noch zu stärken 
in uns’rer Fassenacht!
Helau!

Von Maria Weißenberger