Zehn Jahre Forum am Dom in Osnabrück

Am Samstag ist das Haus voll

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Vor zehn Jahren eröffnete in Osnabrück das Forum am Dom, eine Anlaufstelle für Menschen, die etwas von der Kirche wollen. Am 3. Februar feiert die Einrichtung Geburtstag. Fragen dazu an Forumsleiter Martin Bruns.


Seit zehn Jahren besteht in Osnabrück das Forum am Dom. Die sogenannte City-Pastoral hat sich an vielen Orten etabliert. | Foto: Thomas Osterfeld

Was war vor zehn Jahren der Grund, das Forum am Dom einzurichten?

Wir wollten einen offenen und einladenden Ort schaffen, der verschiedene Bereiche verknüpft: den Dom, das Seelsorgeamt, das Diözesanmuseum. Darüber hinaus wollten wir uns zur Stadt hin öffnen und Besucher jeglicher Couleur einladen. Das ist das wesentliche Anliegen der sogenannten City-Pastoral.

Welche Menschen zieht es ins Forum am Dom?

Das ist eine Mischung: Es kommen Touristen, die sich über die Stadt und die Kirche informieren wollen, es kommen Gläubige, die im Dom die Messe gefeiert haben, es kommen Kulturinteressierte, die das Museum besuchen, es kommen Ratsuchende, die Fragen an den Glauben und an das Leben haben. Unsere Herausforderung besteht darin, die unterschiedlichen Erwartungen dieser Menschen zu erfüllen.

Welches Ziel verfolgen Sie?

City-Pastoral bedeutet zunächst, Menschen anzusprechen, für die die Kirche nicht unbedingt der Mittelpunkt ist, die aber trotzdem Fragen haben. Zwar führen wir keine genaue Statistik, aber wir können doch schätzen, dass das auf etwa die Hälfte der Besucher zutrifft. An einer Kathedralkirche entsteht dann außerdem der Mix, den ich oben beschrieben habe. Insgesamt dürften in den zehn Jahren rund 600 000 Besucher hier gewesen sein.

Wann ist am meisten los?

Eindeutig am Samstagvormittag, wenn Wochenmarkt ist. Dann ist es hier bei uns komplett voll. Kernzeiten sind außerdem die Phasen, wenn auf dem Platz vor dem Dom etwas los ist, also zum Beispiel beim Weihnachtsmarkt im Advent oder zur Maiwoche.

Und zu anderen Zeiten werden die Däumchen gedreht?

(lacht) Wenn unter der Woche weniger los ist, hat das für uns auch einen Reiz, denn dann können wir uns einzelnen Besuchern viel aufmerksamer zuwenden. Uns geht es nicht in erster Linie darum, dass der Laden voll ist. Wir möchten kurzzeitige, punktuelle Begegnungen schaffen. Kurzzeitig Kontakte sind manchmal sehr intensiv. Und Besucherstärke ist nicht allein ein Kriterium für Erfolg.

Ist das Forum am Dom auch eine Seelsorgeeinrichtung?

Wenn Besucher persönliche Fragen haben, gehen wir natürlich darauf ein. Mit der Thuiner Ordensschwester Engratia Brinkmann haben wir dazu auch die Möglichkeit. Sie macht einen Strauß an Angeboten, dazu gehören zum Beispiel Glaubenskurse und persönliche Begleitung. Gehen Anfragen darüber hinaus, stellen wir gerne den Kontakt zu Beratungseinrichtungen des Bistums her.

Was bietet das Forum am Dom sonst noch an?

Meine Kollegin Sibylle Kühn kümmert sich um Lesungen, ich selbst organisiere viele Ausstellungen sowie Projekte für Passanten im öffentlichen Raum. Auf diese Weise locken wir oft Publikum an, das sonst zur Kirche vielleicht eher Abstand hält. Die meisten Veranstaltungen sind Kooperationen, zum Beispiel mit der Familienbildungsstätte oder der Erwachsenenbildung und städtischen Partnern. Auch aus dem Seelsorgeamt und der Caritas nehmen wir viele Impulse auf.

Gilt das auch für die evangelische Kirche, die in St. Katharinen ebenfalls City-Seelsorge anbietet?

Wir arbeiten viel zusammen und sehen uns nicht als Konkurrenten. Ein gemeinsames Projekt war zum Beispiel eine Adventsaktion, bei der wir eine Anlaufstelle in einem großen Geschäftshaus in der Innenstadt eingerichtet hatten.


Martin Bruns leitet das Forum am Dom, das seit zehn Jahren
besteht. | Foto: Matthias Petersen

Wer entscheidet, welche Aktion im Forum am Dom gemacht wird?

Das entscheiden wir in der Regel im Team und achten darauf, was bei den Besuchern ankommt. Unsere eigenen Befindlichkeiten spielen bei der Themenauswahl eine untergeordnete Rolle. Vor zwei Jahren haben wir zum Beispiel erstmals zusammen mit der Öffentlichkeitsarbeit des Bistums einen Preacherslam angeboten. Da waren alle Plätze belegt, im April gehen wir in die dritte Auflage.

An der Empfangstheke des Forums sitzen auch immer ehrenamtliche Kräfte. Welche Rolle spielen sie?

Das Modell der offenen Aufmerksamkeit, wie wir es hier praktizieren, wäre ohne diese derzeit 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gar nicht möglich. Sie werden von uns für ihre Aufgabe geschult, hospitieren mehrmals und erhalten eine individuelle Einführung. Interessierte können sich gerne melden.

Einrichtungen der City-Pastoral gibt es auch in Bremen, Meppen, Nordhorn und Lingen. Wie viel vom Forum am Dom steckt da drin?

Das AtriumKirche in Bremen habe ich selber ans Laufen gebracht, bevor ich nach Osnabrück kam. Von dort habe ich den Gedanken der Ausstellungen übernommen. Wesentlich für das Gelingen ist auch eine einladende Raumästhetik. Dies gilt für alle Einrichtungen. Offenheit und Aufmerksamkeit für die Besucher ist ohnehin eine Selbstverständlichkeit. Überhaupt kann man sagen, dass sich die City-Pastoral etabliert hat und aus der pastoralen Landschaft gar nicht mehr wegzudenken ist. Begleitet vom Bischöflichen Seelsorgeamt gibt es im Jahr mehrere Treffen unserer Einrichtungen.

Welche Veränderungen wünschen Sie sich für das Forum am Dom?

Wir können sicherlich noch stärker in die Stadt hineinwirken, also unsere „sichere Burg“ verlassen und mit Aktionen vor Ort sein. Wenn wir dann weiterhin unseren Mut zum Experiment zeigen, werden wir bestimmt gute Erfahrungen machen.

Interview: Matthias Petersen

Am Donnerstag, 1. Februar, liest der Priester und Autor Norbert Fink im Forum am Dom (Domhof 12, Osnabrück) aus seinem Buch „Hallo Welt, hier Kirche“. Beginn ist um 19.30 Uhr, Eintritt 5 Euro.
Am Samstag, 3. Februar, ist zwischen 10.10 und 17.10 Uhr Geburtstagsfeier. Um 11.10 Uhr kommt der Bischof zur Fragerunde, um 12.10 Uhr gibt es Kabarett, um 13.10 Uhr Musik, um 14.10 Uhr Kaffee und Kuchen, um 15.10 Uhr Märchen und um 16.10 Uhr Bücher für einen Euro.

www.forum-am-dom.de