Gemeindereferent Michael Thon erstellt Videos mit Spielfiguren

Bibel erzählt im Maßstab 1:25

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Kindern (und Erwachsenen) die Geschichten der Bibel erzählen – das macht Gemeindereferent Michael Thon aus Hannover. Mit dem, womit Kinder spielen: mit Playmobil-Figuren. Und in Zeiten von Kontaktverbot mit Videos.


Brot, Krug, Feuer: „Brannte uns nicht das Herz?“, fragen
sich getreu der biblischen Überlieferung die Jünger nach
der Begegnung mit dem Auferstandenen.

Eine Leidenschaft für Spielfiguren der fränkischen Hersteller Brandstätter hat Michel Thon schon lange. Der Gemeindereferent der Hannoverschen Pfarrei Heilig Geist hat beispielsweise 2017 für eine Osterausstellung in seiner Kirche das biblische Jerusalem mit Playmobil-Figuren nachgebaut. Ein Marktplatz mit Händlern in Häuserschluchten, die römische Präfektur, der Palast des Herodes, eine Arena mit Pferden und Wagenrennen: Bevölkert wurde die acht Meter lange Szene von über 400 Figuren.

„Nur die Römer gab es fertig aus dem Karton“, erzählt Thon. Die anderen Figuren hat er selbst entworfen durch immer wieder neues Kombinieren von Körpern, Köpfen, Armen, Bärten, Kopftüchern und anderem Zubehör. Viele Figuren wurden neu bemalt und Kulissen erstellt.

Aus einzelnen Fotos werden Erzählvideos

Nicht nur für die Ausstellung hat Thon die Spielzeugfiguren benutzt: „Gerade Kindern kann man damit sehr anschaulich die Geschichten der Bibel erzählen.“ Gewissermaßen Glaubensverkündigung im Maßstab 1:25. Denn die 7,5 Zentimeter hohen Playmobilfiguren entsprechen der Größe eines Erwachsenen von 1,80 Metern. Die Kinderfiguren messen 5,5 Zentimeter.

Aber dann kam das Corona-Virus – und das Kontaktverbot. Für Thon heißt das unter anderem: keine „Sternstunden“ mehr in den Kindertagesstätten, die zum Bereich der Pfarrei zählen: „Regelmäßig habe ich mit den Kita-Kindern religiöse Auszeiten gemacht.“ Das fällt jetzt weg – und Thon fällt etwas auf: „Viele Angebote an Gottesdiensten, Andachten oder sprituellen Impulsen, die jetzt im Internet zu finden sind, richten sich an Erwachsene. Für Kinder ist so gut wie nichts dabei.“ Das will Thon ändern und greift auf Bildmaterial jener großen Passionsausstellung aus dem Jahr 2017 zurück.

Damals hatte Thon jede Szene ausgiebig fotografiert, immer wieder andere Blickwinkel gewählt. Diese einzelnen Fotos schneidet er zu kurzen Videos zusammen. Dazu schreibt und spricht Thon passende Texte ein, mischt Bild und Ton und fertig ist eine fünf Teile umfassende Reihe: „Jesu letzte Tage in Jerusalem“ – geführt von Flavius, der Kirchenmaus, die vom Leben in Jerusalem, von Tod und Auferstehung Jesu erzählt.
 


Viele Figuren hat Michael Thon selbst umgestaltet.
Der Jünger in schwarz war mal eine Luther-Figur.

Die Reihe wird zum Renner. Annähernd 5000 Klicks, über 200 Stunden „Sendezeit“ im Videokanal von Youtube, zahlreiche Rückmeldungen erreichen Thon. Der Gemeindereferent kommt ins Grübeln: „Irgendwie muss das doch weitergehen“, sagt er sich. Schließlich gibt es viele starke Geschichten rund um Jesus in der Bibel.

Thon sichtet sein Material, das angesichts der Menge im Keller von Heilig Geist lagert und entscheidet. Es geht weiter: mit den Emmaus-Jüngern. Thon richtet ein kleines Fotostudio ein. Schließlich brauchen gute Bilder schöne Hintergründe. Bild für Bild, mit Musik und Text. So kommen fünf Minuten und sechs Sekunden über eine der wohl eindringlichsten Geschichten der Bibel zusammen. Natürlich ist Flavius, die Kirchenmaus, wieder dabei.

„Die Bibel ist voll mit tollen Geschichten“

Ebenfalls fast immer dabei: Sohn Aaron, neun Jahre alt. Er ist erster Kritiker von Drehbuch und Szenen, und macht sie durchaus um eine Spur fantasievoller. „Vorstellungskraft, Fantasie anregen, das ist wichtig“, betont Thon. Schließlich haben Kinder gerade in Corona-Heimschulzeiten genug mit Texten und Aufgaben zu tun: „Bildgeschichten sind da eine gute Abwechslung.“  

Zwei weitere Videos hat Thon gerade fertiggestellt: „Jesus erscheint den Jüngern am See“ und „Die Berufung der ersten Jünger“. Blaue Steine werden zum Wasser des Sees Genezareth, Palmen säumen das kleine Dorf mit den flachen Häusern der Szenerie. Weitere Ideen gibt es viele: die Begegnungen von Jesus mit dem blinden Bartimäus oder dem korrupten Zöllner Zachäus, die Hochzeit von Kanaa. Für Thon ist „die Bibel voll mit tollen Geschichten.“

Wichtig ist aber, sie angemessen zu gestalten, passend für das Medium Internet. Live mit Kita-Kindern erzählt es sich anders als für Computeranimationen. Eine Erfahrung, die der Gemeindereferent für ein anderes Vorhaben nutzen kann. Woche für Woche gestaltet er eine Wort-Gottes-Feier: „Vor allem für die Gemeindemitglieder, die gern ein vertrautes Gesicht sehen.“ Die Feiern sind Aufzeichnungen: „Konzentriert auf die frohe Botschaft, auf kurze Predigt, Gebet und die Möglichkeit zum Mitsingen.“

Rüdiger Wala

 


Die Videos

Es sind gleich drei Reihen, die Gemeindereferent Michael Thon derzeit im Internet zum Anschauen anbietet. Sowohl die Videos der Reihe „Kindern mit Playmobil die Bibel erklärt“ als auch die wöchentlichen Wort-Gottes-Feiern (Foto) und die „Sternstunde“, eine religiöse Auszeit für Kindergartenkinder, sind über die Webseite der Pfarrei abrufbar (www.heilig-geist-hannover.de). Zudem hat die Gemeinde einen Kanal bei Youtube.