Kleidung mieten
Billig kaufen und schnell entsorgen?
Kurzlebigkeit und Trends bestimmen heute das Kaufverhalten. Kleidung und Schuhe landen schon nach kurzem Gebrauch im Müll und belasten die Umwelt. Jetzt können Kunden Kleidung auch mieten, statt alles neu zu kaufen. Wie sinnvoll und nachhaltig ist das?
Kleidung mieten – wie funktioniert das?
Seit ein paar Jahren gibt es immer mehr Shops und Initiativen, über die man Kleidung tauschen oder mieten kann. Frauen können dies zum Beispiel bei „Myonbelle“ oder der „Kleiderei“, für Männer gibt es das Angebot noch nicht, außer für Jeans bei „Mudjeans“. Seit neuestem bietet jetzt auch der Kaffeeröster „Tchibo“ die Vermietung von Baby- und Kleinkinderkleidung an. Die Kleidung wird hier für einen Monatspreis je Teil vermietet, bei „Myonbelle“ und „Kleiderei“ bezahlen die Kundinnen eine monatliche Flatrate. Dafür bekommen sie ein Paket mit Kleidung geschickt. Welche Teile in dem Paket sind, suchen die Firmen aus. Als Grundlage dient ein Fragebogen oder die Markierung der Lieblingsstücke online. Bei Mudjeans suchen sich die Kunden ihre Jeans online aus und zahlen pro Teil einen monatlichen Mietpreis.
Für wen lohnt es sich?
Wer mehr als 500 Euro im Jahr für neue Kleidung ausgibt und stets im Trend liegen will, für den kann sich das Mietsystem lohnen. Laut einer Greenpeace-Studie wird jedes fünfte gekaufte Kleidungsstück so gut wie nie getragen. Bis zu 40 Prozent unserer Kleidung tragen wir selten oder nie. Durch das Teilen mit anderen werden die Kleider viel intensiver genutzt, es entsteht weniger Müll. Außerdem versprechen die Anbieter eine überdurchschnittlich hohe Qualität der Kleidung.
Einige Menschen haben die billige, umweltschädliche und ausbeuterische Massenproduktion von Kleidung schon lange satt und kaufen in Second-Hand-Läden. Auch unter Müttern und Familien ist es schon lange üblich, Baby- und Kinderkleidung zu tauschen oder gebraucht auf Flohmärkten zu kaufen und zu verkaufen. Ziel ist auch die Verringerung der Kleiderproduktion, die in den vergangenen Jahren stark angewachsen ist. Denn die Produktion verbraucht unglaublich viele Ressourcen, allen voran Wasser, und es werden großen Mengen an Dünger und Pestiziden eingesetzt.
Bei Neuware auf Qualität achten
80 Prozent der Verbraucher können sich heute jedoch noch nicht vorstellen, ihre Kleidung mit anderen zu teilen. Wie können sie beim Kauf von neuer Ware echte Qualität erkennen? Denn nur wenn Kleidungsstücke lange getragen werden, sind sie am Ende nachhaltig.
Gut ist es immer, wenn eine Naturfaser wie Baumwolle oder Wolle verarbeitet wurde. Je feiner und samtiger sich das Kleidungsstück anfühlt, desto besser ist die Baumwolle. Ein häufiges Problem bei Wollpullis sind die kleinen Knötchen, die sich bilden. Das kann man testen, indem man vor dem Kauf zwei Pulloverteile aneinanderreibt. Auch sollten Kleidungsstücke nicht abfärben oder nach Chemie riechen. Wenn man im Geschäft mit einem weißen Tuch an der Jeans oder dem T-Shirt entlangreibt und es abfärbt, kann man davon ausgehen, dass die Qualität eher minderwertig ist. Chemie belastet darüber hinaus die Gesundheit der Kunden und der Arbeiter in den Fabriken und schädigt die Umwelt: Auch beim Waschen werden noch Reste der Chemikalien ins Wasser gespült. Völlig legitim ist es auch, im Laden an den Nähten zu ziehen, um zu prüfen, ob sie gut verarbeitet sind und lange halten.
Der Preis ist nicht immer aussagekräftig
Was ein Kleidungsstück kostet, sagt nicht unbedingt etwas über die Qualität und die Produktionsbedingungen aus. Bei sehr billigen T-Shirts ist es allerdings nahezu ausgeschlossen, dass der Preis Kosten für nachhaltige Produktionsbedingungen beinhaltet. Unternehmen wie Primark sind in die Kritik geraten, weil sie Kleidung zu Billigpreisen verkaufen. Die Vermutung liegt nahe, dass ein T-Shirt, das für wenige Euro verkauft wird, weder fair noch nachhaltig produziert wurde. Aber auch große Label, die viel Geld für ihre Kleidung verlangen, investieren den Gewinn nicht unbedingt in die Produktion. Oft lassen sie unter genau denselben Bedingungen wie in den Billigketten produzieren und streichen den größten Teil des Gewinns selbst ein. Internetportale wie Rank-a-brand bieten die Möglichkeit bestimmte Marken einem Ranking zu unterziehen. Wem nachhaltige Produkte wichtig sind, der kann zu Hause schon checken, ob er beim nächsten Einkaufsbummel in ein bestimmtes Geschäft geht oder nicht. Auch eingenähte Siegel oder Zertifikate sind oft irreführend und sollten auf ihre Zuverlässigkeit geprüft werden. Besser helfen hier Siegel wie zum Beispiel das GOTS-Label weiter.
Tipps gegen Ausbeutung und Umweltverschmutzung
Die Detox-Kampagne von Greenpeace kämpft seit Jahren für eine saubere Textilindustrie. Konsumbotschafter der Umweltorganisation treten für einen anderen Kleiderkonsum ein: Hier haben sie ein paar Tipps zusammengestellt:
– Reparieren oder flicken: Allzu oft landen Hemd oder Bluse in der Altkleidersammlung, weil ein Knopf fehlt. Dabei ist das Annähen von Knöpfen keine Kunst, geht erstaunlich schnell. Auch Schuhe verkommen zur Wegwerfwaren. Dabei lohnen sich neue Sohlen durchaus. Denn Leder ist kostbar, und die Transportwege von Asien nach Europa sind lang.
– Kleiderschrank durchforsten: Knapp die Hälfte unserer Kleidung tragen wir selten oder nie. Deshalb einfach mal im Kleiderschrank nachsehen, was für alte Schätze dort verborgen sind. Und was dann wirklich weg soll: verschenken, tauschen, verkaufen – oder doch reparieren.
– Oberteil für die nächste Party leihen: Ein Party-Top schafft es im Durchschnitt auf 1,7 Einsätze. Vielleicht leiht einem auch die Freundin mal eines? Und sie leiht sich selbst ein anderes aus.
– Kleidertauschparty organisieren: Das ist leichter, als es klingt. Alles, was man braucht, sind ein großer Tisch, etwa zehn tauschwillige Freunde, die je fünf Kleidungsstücke mitbringen – und vielleicht was zu trinken, denn Anprobieren macht durstig. (Quellen: WDR, Greenpeace)
Astrid Fleute
Unter dem Motto „Es reicht“ hat Greenpeace ein kleines Leporello erstellt mit verschiedenen Tipps zu Mode und Konsum.