Brauchtum im Bistum: Reisesegen
Christophorus fährt mit
Foto: Petra Diek-Münchow
„Komm heil an!“ Das steht auf der Plakette mit dem Porträt des heiligen Christophorus, die sich Hauke gerade auf sein Fahrrad geklebt hat – genau neben die vom vergangenen Jahr. „Das ist für ihn wie ein Tüv-Abzeichen“, erklärt seine Mutter, Nicole Meyering, mit einem Schmunzeln. Ganz offensichtlich legt der elfjährige Junge großen Wert darauf, dass Christophorus auf dem Weg in die Schule, zu seinen Freunden oder jetzt in die Ferien stets mitfährt – zur Sicherheit.
Nicole Meyering aus Geeste kann das gut verstehen, in ihrem Fahrzeug heftet die Papierplakette ebenfalls am Armaturenbrett. Jeden Tag fährt sie mit dem Auto, und nun startet die Familie bald ihre Urlaubsreise in Richtung Mosel. „Da finde ich es schön, wenn wir vorher einen Reisesegen bekommen“, sagt sie. Genau wie viele andere Geesterinnen und Geester, die am Sonntag vor den Sommerferien dazu in und vor die St.-Antonius-Kirche gekommen sind.
Da soll der Segen dabei sein.
Auch in vielen anderen Gemeinden im Bistum ist die Segnung von Fahrern und Fahrzeugen zum Start in den Urlaub ein guter Brauch – und sehr beliebt. Vielen Menschen tut es gut, ihre Reise unter den Schutz Gottes zu stellen, wohin auch immer der Weg führt. Seine Wurzeln hat der Reisesegen dabei in Geschichten aus dem Alten Testament, die von Nomadenfamilien auf der Suche nach fruchtbarem Land erzählen.
Was der Segen heute bedeuten kann, das thematisieren Nicole Meyering und das Team des Familienmesskreises zuvor im Hochamt in der Geester Kirche. Viele Eltern mit ihren Kindern sitzen dabei in den Bänken und sehen die große Weltkarte, die vor dem Altar hängt. Kleine Fußspuren dürfen sie darauf setzen und die zeigen an, wo manche schon gewesen sind: an der Nordsee, in Bayern, den Niederlanden, in Österreich und Schweden. Und bei allen diesen Stationen – ob bei der Auszeit zu Hause, am Meer oder auf den Bergen – geht Jesus immer mit, hören die Gottesdienstbesucher. „Wir sind nie allein.“
Dieser Zuspruch stärkt und als Symbol dafür gibt es den Christophorus-Button für jeden Gast. Deshalb stellen sich nach der Messe viele Kinder und Jugendliche, Männer und Frauen vor ihre Fahrräder und Skateboards, Elektromobile und Autos. Und warten, bis Pfarrer Jürgen Altmeppen alle Fahrer samt Fahrzeugen ordentlich mit Weihwasser besprengt und segnet. Dazu zählen auch Gertrud und Anton Lüken, beide begeisterte Radler. „Wir fahren jeden Tag und da soll der Segen natürlich dabei sein.“ Sagen es und kleben sich wie Hauke ihren Christophorus gleich auf das Schutzblech.
Zur Sache
Der heilige Christophorus gilt als Patron der Reisenden und zählt zu den 14 Nothelfern. Er wird oft dargestellt als Riese mit langem Stab, der das Jesuskind auf seinen Schultern durch das Wasser trägt. Sein Leben basiert allerdings zum großen Teil auf Legenden, beginnend im fünften Jahrhundert.
Viele Menschen hängen sich eine Christophorus-Plakette in ihre Fahrzeuge, auch die ADAC-Rettungshubschrauber sind nach dem Heiligen benannt.