Eine gute Messe braucht Vorbereitung

Die Messe ist jede Anstrengung wert

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Wahrscheinlich nimmt es jeder in seiner Gemeinde wahr: Die Zahl der Gottesdienst-besucher sinkt; rund zehn Prozent der Katholiken sind 2016 nach offizieller Zählung noch gekommen. Wird die Feier der Liturgie ein Randphänomen im Leben der Kirche? 


Besondere Liturgie-Formen wie ein Berggottesdienst sind häufig beliebter als die herkömmliche Sonntagsmesse.  Foto: kna

Sonntags in die Messe? „Das bringt mir nichts“, sagen die einen. „Das ist doch ewig dasselbe“, sagen die anderen.  „Da ist doch keiner unter 50“, sagen die Dritten. „Doch ich gehe regelmäßig“, sagen die Vierten. „Wenn Familiengottesdienst ist.“ Oder: „Immer, wenn mir danach ist.“ 

Keine Frage: Die Zeit ist vorbei, dass Katholiken allein wegen der Sonntagspflicht zur Kirche gehen. „Es muss für die Leute sinnvoll sein, die Messe mitzufeiern“, sagt auch Jürgen Bärsch, Professor für Liturgiewissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt und selbst Priester. Aber er fügt hinzu: „Für die, die wirklich Kirche sein wollen, wird die Liturgie und besonders die Messfeier auch in Zukunft zentral bleiben müssen.“

Liturgie: den Glauben feiern. Gemeinsam, nicht allein. Gemeinsam eine Trauung feiern, eine Taufe. Gemeinsam die Vesper beten oder den Rosenkranz. Gemeinsam Erstklässlern den Segen spenden. Liturgie hat viele Gesichter. Aber ganz privat, ganz ohne Liturgie, kann die Kirche nicht Kirche sein.

Hinzu kommen die „liturgienahen Feiern“, wie Jürgen Bärsch sie nennt. Etwa musikalische Nächte oder Lichtinstallationen im Dom – auch wenn dort nicht gebetet wird. Oder Lebenswendefeiern ohne ausdrücklich christlichen Bezug. Oder geistliche Kirchenführungen. „Überall dort wird versucht, die Menschen zu öffnen für eine geistliche Dimension“, so Bärsch. In diese Formen wird viel Mühe investiert, manches Geld und hohe Professionalität. Wahrscheinlich sind sie auch deshalb so beliebt.

Und die (Sonntags-)Messe? „Im Vergleich dazu, wie hoch wir sie theologisch hängen, wird sie stiefmütterlich behandelt“, sagt Bärsch. Vielleicht ist sie auch deshalb immer weniger beliebt. „Die Gestaltung der Messe darf keine Routine sein“, sagt Bärsch. „Wenn sie so wichtig ist, wie wir in Sonntagsreden behaupten, ist sie jede Anstrengung wert.“

Es sind Kleinigkeiten, die die Feier lebendig machen

Anstrengung bedeutet aber nicht Happening. Im Gegenteil sei der feste Ritus der Messe „ein gutes Geländer, an dem man sich festhalten kann“, so Bärsch. Oft seien es Kleinigkeiten, ein besonderer Akzent, die die Feier lebendig machen: „Mal ein anderer Beginn, ein Weihrauchritus zum Fürbittgebet, eine Gabenprozession, das Hochgebet als Wechselgebet: Das Messbuch bietet eine Fülle von Möglichkeiten, die fast nie genutzt werden.“

Dass die Kirche den Blick weitet auf andere Feierformen, gerade für Menschen, die der Kirche ferner stehen, findet Jürgen Bärsch gut. Das ändere aber nichts an der Unverzichtbarkeit der Eucharistiefeier. „Hier kann man Christus in einer dichteren Form begegnen“, sagt er. In Brot und Wein, in Leib und Blut. „Das regelmäßig zu feiern, ist mehr, als nur die  Befriedigung eines persönlichen religiösen Bedürfnisses. Es ist und bleibt der Kern der Kirche.“

von Susanne Haverkamp