Brauchtum im Bistum Osnabrück
Die Stadt der vielen Nikoläuse
Foto: privat
Und die besuchen am Vorabend des 6. Dezember jeden Haushalt in der gut 10 000 Einwohner zählenden Stadt. Tausende durch Spenden finanzierte Geschenke haben die Nikoläuse und ihre Helfer auf ihrer Tour dabei: 800 Kilogramm in Werlte gebackene Spekulatius, 3000 „echte“ Nikoläuse aus Schokolade und 2300 gesegnete Kerzen. „Die kann man sich in einer stillen Stunde im Advent entzünden“, sagt Klaus Dröge.
Der 66-jährige Lehrer leitet den Nikolausverein, der sich vor Jahrzehnten aus einer Nachbarschaftsinitiative entwickelt hat. Dröge macht seit seiner Jugendzeit mit und engagiert sich schon lange im Vorstand. Der hält die Fäden in der Hand für den Einsatz der 41 Nikolaus-Gruppen, hinter dem ein gewaltiger logistischer Aufwand steht – alles komplett ehrenamtlich. „Eigentlich ist nach Nikolaus immer gleich wieder davor“, sagt der Vorsitzende. Denn der Vorstand muss nicht nur regelmäßig prüfen, ob die Bezirke noch passen und ob es genug Nikoläuse, Helferinnen und Helfer gibt.
Wir sind keine Miet-Nikoläuse, sondern wollen ein Freund der Menschen sein.
Immerhin beteiligen sich knapp 200 Freiwillige an der Aktion: im Kostüm, im Fundus, in der Maske, in den begleitenden Bullis. Und die Arbeit fängt laut Dröge nicht erst am 5. Dezember an. Schon Wochen vorher klingeln die Leute vom Nikolausverein bei jedem Haushalt. Sie fragen nach, ob Kinder oder Senioren dort leben und was sie ihnen bei ihrem Besuch an guten Worten mitgeben können: Daumen drücken für die nächste Prüfung, Dank für das selbst gemalte Bild oder den Wunsch für eine Genesung. So beinhaltet der Abend sehr persönliche Momente. „Das ist uns wichtig“, sagt Dröge. „Schließlich sind wir keine Miet-Nikoläuse, sondern wir wollen ein Freund der Menschen sein.“
Die Werlter Nikoläuse besuchen gleichfalls die Grundschule, alle Kindertagesstätten, das Alten- und Pflegeheim sowie mit dem Lukas-Heim in Papenburg und Börger auch zwei Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Letzteres gilt beiden Seiten seit vielen Jahren als überaus geschätzte Freundschaft. Und wie bei den Senioren, erleben die Ehrenamtlichen aus dem Verein dann oft Emotionen, die ihnen nahe gehen: strahlende Gesichter ebenso wie Tränen im Gesicht, weil vielleicht Erinnerungen aus der Kindheit hochkommen.
Deswegen legen Klaus Dröge und der Vorstand Wert auf ein angemessenes Auftreten der Akteure. „Mit dem Weihnachtsmann aus der Werbung hat unser Werlter Nikolaus nichts zu tun“, sagt er. Natürlich trägt der eine Mitra, soll würdig und mit einem Lächeln ins Haus kommen, soll auch mal geduldig zuhören. Für diejenigen, die neu dabei sind, gibt es eine Handreichung, in der das explizit erklärt wird. Die sorgsame Vorbereitung zahlt sich offenbar aus, denn nur selten erleben die Gruppen laut Dröge, dass niemand aufmacht. „Ich glaube, wir haben einen großen Rückhalt in der Bevölkerung.“„Wir bekommen viel zurück“
Und warum nehmen die Ehrenamtlichen den hohen Einsatz auf sich? Vielen geht es darum, die christliche Tradition aufrechtzuerhalten. „Und wir bekommen viel zurück“, sagt Dröge. In jedem Dezember erlebt er, wie angerührt die Helfer zurückkehren. „Es ist das in der heutigen Zeit so wichtige Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.“