Praktische Theologie und Soziale Arbeit als Doppelstudium
Ein Studium – zwei Abschlüsse
Praktische Theologie und Soziale Arbeit – ein gutes Paar. Wer beides studiert hat, brauchte bisher 13 Semester. Mit dem Doppelstudium an der Katholischen Hochschule in Mainz geht’s nicht nur schneller. Es hat noch andere Vorteile. Von Maria Weißenberger.
Zwei Fächer parallel zu studieren – das ist für Miriam Ritter eine echte Bereicherung: „Von den unterschiedlichen Formen des Lernens kann man nur profitieren“, meint sie. Die 20-Jährige aus dem Bistum Trier ist mit der Kirche aufgewachsen und war schon früh in ihrer Gemeinde aktiv. Deshalb wollte sie auch gern in der Kirche beruflich tätig werden, erzählt sie. Gleichzeitig findet die Studentin es gut, dass ihr zwei Bachelorabschlüsse eine größere Flexibilität bei der Wahl eines Arbeitsplatzes eröffnen. „Ich kann nach dem Studium in der Kirche arbeiten, habe aber auch andere Möglichkeiten.“
Wichtig: Alternativen zur Arbeit in der Kirche
Das ist auch für ihre Kommilitonin Magdalena Thomas ein klarer Vorteil. „Ich kann mir gut vorstellen, in der Kirche zu arbeiten“, sagt die junge Frau aus dem Bistum Bamberg. „Aber ich bin auch froh, dass man mit der doppelten Qualifikation in der Lage ist, unabhängig von der Kirche eine Arbeit zu suchen und zu finden.“ Die 21-Jährige war durch eine Werbeanzeige der Katholischen Hochschule (KH) Mainz auf das Doppelstudium aufmerksam geworden. Dabei hatte es sie auch gereizt, dass sich dies in den Anfängen befindet und noch gestaltet werden kann.
Besser parallel als nacheinander
Für die beiden Studentinnen ist die Kombination zweier Fachrichtungen, die bei der Arbeit mit Menschen eine Rolle spielen, sehr attraktiv. „Das christliche Menschenbild mit der sozialen Arbeit zu verbinden, ist mir wichtig“, sagt Miriam Ritter.
Dass schon das Studium eine solche Verbindung herstellt, gefällt auch Magdalena Thomas: „Deshalb habe ich mich für die KH Mainz entschieden. An anderen Hochschulen hätte ich Praktische Theologie und Soziale Arbeit nur nacheinander studieren können.“ Ihre bisherigen Erfahrungen in Mainz bestätigen sie: „Das Studium der Sozialen Arbeit“, erzählt sie, „bringt uns, gerade durch die Arbeit an speziellen Fällen, immer wieder auf den Boden der Tatsachen.“
Während seiner Zeit als Professor für Pastoraltheologie an der KH Mainz hatte Bischof Peter Kohlgraf die Konzeption des Doppelstudiums mit angestoßen und gemeinsam mit Kollegen beider Fachgebiete entwickelt. Am Ende des ersten Semesters in dem neuen Studiengang tauschte sich der Bischof jetzt mit Studierenden aus. Dabei waren sich die jungen Frauen und Männer einig: Besser die Praktische Theologie und die Soziale Arbeit parallel studieren, als ein Studium nach dem anderen zu absolvieren. Das Doppelstudium eröffne ihnen zahlreiche Möglichkeiten, unterschiedliche Blickwinkel einzunehmen und unterschiedliche Sichtweisen zu verknüpfen.
Das Bistum Mainz, sagte Bischof Peter Kohlgraf, befinde sich auf dem Pastoralen Weg im „Zauber des Anfangs“. Es gelte, sich der Frage auszusetzen: Was ist heute der Auftrag der Kirche? Neben den Territorialgemeinden als wichtiges Standbein gerieten dabei zunehmend andere Orte kirchlichen Lebens in den Blick: Caritas, Schulen oder Kindergärten seien Orte, an denen Menschen kirchliche Erfahrungen machen. Es sei wichtig, auch jene Menschen in den Blick zu nehmen, die nicht in den Gemeinden zu finden sind, aber treu ihre Kirchensteuer zahlen.
Größere Teams in größeren Räumen
Im Wandel der Kirche, bei dem es auch zu einem Strukturwandel kommen werde, würden sich auch die Profile der Seelsorgeberufe verändern, erklärte der Bischof.
Für die größeren pastoralen Räume der Zukunft stellt er sich größere Teams vor, die mehr Arbeitsfelder abdecken können als die bisher oft üblichen „Zweiergespanne“ aus Pfarrer und Gemeindereferentin oder -referent. In diesen personell vielfältigeren Teams könnten die Absolventen des Doppelstudiums eine echte Bereicherung sein, betonte Kohlgraf.
Unter anderem ging der Bischof auch auf die Tradition im Bistum Mainz ein, dass Gemeindereferentinnen und -referenten in der Territorialpfarrei eingesetzt werden, Pastoralreferentinnen und -referenten in der kategorialen Seelsorge wie etwa an Schulen oder in der Krankenseelsorge. Für ihn sei es denkbar, dies künftig nicht mehr so streng zu trennen.
Das Doppelstudium biete eine starke Profilierung, die nicht nur auf theologische Schwerpunkte zielt und sich dadurch von anderen abhebt. Kohlgraf glaubt, dass die Doppelqualifikation – die sich nicht nur im binnenkirchlichen Raum bewegt – eine große Chance für die Seelsorge der Zukunft bietet. Sie stelle eine wichtige und notwendige Bereicherung für das pastorale und diakonische Angebot der Kirche dar.
Das denken und hoffen auch die Studierenden. „Mit unserer ganz neuen Qualifikation werden wir andere Sichtweisen in die Arbeit einbringen“, ist sich Miriam Ritter sicher. Und ihre Kommilitonin Magdalena Thomas erhofft sich für ihren beruflichen Werdegang, dass sich bestehende Berufsbilder öffnen und „dass Berufsbilder entstehen, in denen man sozialpädagogische Methoden ebenso anwenden wird wie religionspädagogische“.
Zur Sache: Doppelt qualifizieren
Doppelt qualifizieren Das Doppelstudium Soziale Arbeit und Praktische Theologie führt in zehn Semestern zu zwei Bachelorabschlüssen und beinhaltet die staatliche Anerkennung als Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Es beginnt jährlich zum Wintersemester. Zur Verfügung stehen 20 Studienplätze. Interessierte können sich bis zum 31. Mai 2019 online über www.kh-mz.de bewerben. Weitere Informationen gibt es online unter www. kh-mz.de/doppelstudium oder beim Studierendensekretariat, Telefon 06131/ 28 94 42 40, E-Mail: studierendensekr.sa@ kh-mz.de
Meinung: Eine gute Idee!
Von Maria Weißenberger
Eine gute Idee! Kaum etwas bleibt so, wie es ist – und selten verläuft ein Leben haargenau so, wie es sich Menschen in jungen Jahren vorstellen. Insofern ist es schon eine gute Idee, jungen Menschen mit dem Doppelstudium Praktische Theologie und Soziale Arbeit eine gewisse Flexibilität zu ermöglichen. Ob sie am Ende in der Kirche arbeiten oder nicht – das müssen sie nicht schon am Anfang entscheiden. Wie wertvoll die neue Doppelqualifikation nicht nur für junge Leute, sondern auch für die Kirche sein wird, das wird sich – davon bin ich überzeugt – im pastoralen Prozess zeigen. Eine Kirche, die Gott und den Menschen dienen will, braucht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die beides „drauf haben“: Theologie und Soziale Arbeit. Das gilt sicher nicht nur, aber auf jeden Fall besonders fürs Bistum Mainz, in dem das Bistumsziel Sozialpastoral seit Jahren eine große Rolle spielt. Es wird, das hat Bischof Kohlgraf schon gesagt, Teil des Pastoralen Wegs sein.