Kinder- und Jugendzentrum Don-Bosco in Magdeburg-Nord
Eine Gemeinde in der Gemeinde
Image
Das Kinder- und Jugendzentrum Don-Bosco in Magdeburg-Nord besteht 25 Jahre. Zum vielseitigen Angebot des für alle jungen Leute offenen Treffs an der St.-Mechthild-Kirche gehören immer auch christliche Impulse.
Anna und Sarah, hier mit den Don-Bosco-Schwestern Bernadeth Geiger und Lydia Kaps, beim Üben für einen Show-Beitrag beim Jubiläums-Festival mit Bistumsjugendtreffen. | Foto: Eckhard Pohl |
Anna und Sarah kommen regelmäßig in das Don-Bosco-Zentrum. Die Zwölfjährigen fühlen sich hier wohl und wollen auch das Fest mitgestalten, das am 15. und 16. September anlässlich des 25-jährigen Bestehens des im Keller der St.-Mechthild-Kirche in Magdeburg-Nord untergebrachten Kinder- und Jugendzentrums Don Bosco gefeiert wird. Seit mehreren Tagen trainieren sie schon für eine kleine Einrad-Show, die sie auf der Mitmach-Bühne zeigen wollen.
„Zu uns kommen Kinder und Jugendliche aus allen Schichten“, sagt die Leiterin, Don-Bosco-Schwester Lydia Kaps (57). Es gebe einen Stamm von etwa 70 jungen Besucherinnen und Besuchern. „Alle verbindet, dass sie sich in irgendeiner Hinsicht Unterstützung wünschen: Hilfe bei den Hausaufgaben, Begleitung, weil die Eltern alkohol- oder psychisch krank sind, sie keine Zeit für ihre Kinder haben, Arbeitslosigkeit herrscht, die Eltern getrennt sind. Die Probleme kommen auch in katholischen und evangelischen Familien vor, nicht nur in konfessionslosen. Und sie betreffen Grund- und Sekundarschüler genauso wie Abiturienten“, betont Schwester Lydia.
„Zu uns kommen Kinder und Jugendliche aus allen Schichten“, sagt die Leiterin, Don-Bosco-Schwester Lydia Kaps (57). Es gebe einen Stamm von etwa 70 jungen Besucherinnen und Besuchern. „Alle verbindet, dass sie sich in irgendeiner Hinsicht Unterstützung wünschen: Hilfe bei den Hausaufgaben, Begleitung, weil die Eltern alkohol- oder psychisch krank sind, sie keine Zeit für ihre Kinder haben, Arbeitslosigkeit herrscht, die Eltern getrennt sind. Die Probleme kommen auch in katholischen und evangelischen Familien vor, nicht nur in konfessionslosen. Und sie betreffen Grund- und Sekundarschüler genauso wie Abiturienten“, betont Schwester Lydia.
Die Familien spielen eine wichtige Rolle
„Vor 25 Jahren waren es Fremde, die zu uns gekommen sind. Heute sind es Menschen, die sich mit unserer Einrichtung identifizieren. Und es spielen die Familien der Kinder eine wichtige Rolle“, betont die Ordensfrau. Sie werde zum Beispiel von Familien zur Einschulung eingeladen. Noch häufiger aber sei sie bei Krankheit und Tod gefragt. „Kürzlich war ich bei der Beerdigung eines jungen Mannes, der regelmäßig zu uns kam und an Krebs gestorben ist“, erzählt Lydia Kaps. „Zu der Beerdigung waren 130 Leute, darunter 70 junge Männer, von denen ich viele kannte.“
Auch ihre beiden jüngeren Mitschwestern hätten inzwischen nicht nur zu den Kindern und Jugendlichen einen guten Draht, sondern auch schon Beziehungen zu Familien und zu Kollegen in der Jugendarbeit aufgebaut. „Offene Jugendarbeit heißt vor allem Beziehungsarbeit“, sagt Schwester Lydia. Die Schwestern Bernadeth Geiger (33) und Christina Dirn-
wöber (38) kamen 2015 nach Magdeburg. Schwester Lydia ist dankbar, sie zur Seite zu haben. Bernadeth Geiger stammt aus Tirol, Schwester Christina Dirnwöber aus Niederösterreich nördlich von Wien. Beide sagen, dass es ihnen nicht schwer gefallen sei, sich auf die Situation mit vielen konfessionslosen Kindern und Jugendlichen einzustellen. Zugleich bemühen sie sich, ihren Schützlingen Kenntnisse über den und Impulse aus dem christlichen Glauben zu geben. Dabei stoßen sie auf eine grundsätzliche Offenheit auch bei den Eltern.
„Wir sagen, dass wir es als Christen gewohnt sind, zu beten. Und dann sprechen wir eben selbst vor dem Kaffeetrinken am Nachmittag ein kurzes Gebet“, sagt Schwester Bernadeth. „Vor Weihnachten zum Beispiel haben wir den Kindern erklärt, was am 24./25. Dezember eigentlich gefeiert wird. Das fand auch ein Teil der Eltern interessant.“ Offen seien die Kinder und Jugendlichen zum Beispiel auch für das Anzünden von Kerzen in einem bestimmten Anliegen. „Ich gehe mit ihnen in die Kirche zur Mutter Gottes und lade sie dazu ein. Sie zünden dann eine Kerze an für das Gelingen einer Klassenarbeit, für die kranke Mutter, aber auch für den Sieg des Magdeburger Fußballclubs FCM“, sagt Schwester Christina.
Die jungen Leute können montags bis freitags ab 14 Uhr, samstags ab 16 Uhr in das Zentrum kommen, für die Jugendlichen ist donnerstags und freitags bis 22.30 Uhr geöffnet. Neben festen Angeboten wie Mädchengruppe, Basteln, Kochen und verschiedenen Sportangeboten gibt es immer wieder Projekte und Aktionen, aber auch Ferienfahrten.
Dankbar sind die Schwestern für einen Stamm von 20 vor allem aus Ehemaligen bestehenden Ehrenamtlichen, die sie je nach Situation unterstützen. „Einer kümmert sich um das Hecke-Beschneiden auf dem Gelände, ein anderer geht mit den Jungs zum Fußball, andere helfen beim Vorbereiten von Festen“, sagt Schwester Lydia. Hinzu kommen Praktikanten wie derzeit Nancy Kowalski, die Erzieherin wird, oder Bundesfreiwilligen-Dienstler wie jetzt Leonel Oliviera aus Argentinien.
Seit eineinhalb Jahren kümmert sich das Team auch um Schulverweigerer. „Es gibt in letzter Zeit auch etliche Mädchen, die den Schulbesuch verweigern, darunter auch Kinder von Bulgaren, Rumänen, auch Russen oder Polen, die hier Arbeit suchen“, sagt die Leiterin. „Die Mädchen bekommen Auflagen vom Jugendgericht. Sie müssen zwischen zehn und 70 Stunden gemeinnützige Arbeit bei uns leisten. Und wir begleiten sie dabei.“
„Vor 25 Jahren waren es Fremde, die zu uns gekommen sind. Heute sind es Menschen, die sich mit unserer Einrichtung identifizieren. Und es spielen die Familien der Kinder eine wichtige Rolle“, betont die Ordensfrau. Sie werde zum Beispiel von Familien zur Einschulung eingeladen. Noch häufiger aber sei sie bei Krankheit und Tod gefragt. „Kürzlich war ich bei der Beerdigung eines jungen Mannes, der regelmäßig zu uns kam und an Krebs gestorben ist“, erzählt Lydia Kaps. „Zu der Beerdigung waren 130 Leute, darunter 70 junge Männer, von denen ich viele kannte.“
Auch ihre beiden jüngeren Mitschwestern hätten inzwischen nicht nur zu den Kindern und Jugendlichen einen guten Draht, sondern auch schon Beziehungen zu Familien und zu Kollegen in der Jugendarbeit aufgebaut. „Offene Jugendarbeit heißt vor allem Beziehungsarbeit“, sagt Schwester Lydia. Die Schwestern Bernadeth Geiger (33) und Christina Dirn-
wöber (38) kamen 2015 nach Magdeburg. Schwester Lydia ist dankbar, sie zur Seite zu haben. Bernadeth Geiger stammt aus Tirol, Schwester Christina Dirnwöber aus Niederösterreich nördlich von Wien. Beide sagen, dass es ihnen nicht schwer gefallen sei, sich auf die Situation mit vielen konfessionslosen Kindern und Jugendlichen einzustellen. Zugleich bemühen sie sich, ihren Schützlingen Kenntnisse über den und Impulse aus dem christlichen Glauben zu geben. Dabei stoßen sie auf eine grundsätzliche Offenheit auch bei den Eltern.
„Wir sagen, dass wir es als Christen gewohnt sind, zu beten. Und dann sprechen wir eben selbst vor dem Kaffeetrinken am Nachmittag ein kurzes Gebet“, sagt Schwester Bernadeth. „Vor Weihnachten zum Beispiel haben wir den Kindern erklärt, was am 24./25. Dezember eigentlich gefeiert wird. Das fand auch ein Teil der Eltern interessant.“ Offen seien die Kinder und Jugendlichen zum Beispiel auch für das Anzünden von Kerzen in einem bestimmten Anliegen. „Ich gehe mit ihnen in die Kirche zur Mutter Gottes und lade sie dazu ein. Sie zünden dann eine Kerze an für das Gelingen einer Klassenarbeit, für die kranke Mutter, aber auch für den Sieg des Magdeburger Fußballclubs FCM“, sagt Schwester Christina.
Die jungen Leute können montags bis freitags ab 14 Uhr, samstags ab 16 Uhr in das Zentrum kommen, für die Jugendlichen ist donnerstags und freitags bis 22.30 Uhr geöffnet. Neben festen Angeboten wie Mädchengruppe, Basteln, Kochen und verschiedenen Sportangeboten gibt es immer wieder Projekte und Aktionen, aber auch Ferienfahrten.
Dankbar sind die Schwestern für einen Stamm von 20 vor allem aus Ehemaligen bestehenden Ehrenamtlichen, die sie je nach Situation unterstützen. „Einer kümmert sich um das Hecke-Beschneiden auf dem Gelände, ein anderer geht mit den Jungs zum Fußball, andere helfen beim Vorbereiten von Festen“, sagt Schwester Lydia. Hinzu kommen Praktikanten wie derzeit Nancy Kowalski, die Erzieherin wird, oder Bundesfreiwilligen-Dienstler wie jetzt Leonel Oliviera aus Argentinien.
Seit eineinhalb Jahren kümmert sich das Team auch um Schulverweigerer. „Es gibt in letzter Zeit auch etliche Mädchen, die den Schulbesuch verweigern, darunter auch Kinder von Bulgaren, Rumänen, auch Russen oder Polen, die hier Arbeit suchen“, sagt die Leiterin. „Die Mädchen bekommen Auflagen vom Jugendgericht. Sie müssen zwischen zehn und 70 Stunden gemeinnützige Arbeit bei uns leisten. Und wir begleiten sie dabei.“
Offene Fragen im Blick auf die weitere Arbeit
Schwester Lydia blickt dankbar auf das, was in den zurückliegenden 25 Jahren vor allem an Beziehungen zu den Menschen vor Ort gewachsen ist. „Wenn ich daran denke, was wir hier in den Anfangsjahren mit rechter und krimineller Gewalt und anderen Auswüchsen zu tun hatten, bin ich froh, dass wir inzwischen so manchen ins Boot holen konnten und Menschen hier im Norden Magdeburgs und darüber hinaus sich mit uns hier an der St.-Mechthild-Kirche identifizieren. Ich glaube, man kann sagen: Hier wächst eine nichtkirchliche Gemeinde in einer kirchlichen Gemeinde.“ Zugleich blickt die Ordensfrau mit manchen Fragen in die Zukunft: „Werden wir weiterhin Unterstützung von Seiten der Stadt und des Bistums erhalten? Gibt es eine Bereitschaft zur Finanzierung von Sanierungsarbeiten und Zukunftsinvestitionen? Wie und mit welchem Personal soll die Arbeit der Don Bosco Schwestern und der Arbeitsstelle für Jugendpastoral des Bistums, die Träger des Don Bosco Zentrums sind, künftig fortgesetzt werden?
Anläßlich des 25-jährigen Bestehens des Kinder- und Jugendzentrums ist am 15./16. September ein Festival mit Bistumsjugendtreffen geplant. Am 16. September wird Bischof Gerhard Feige um 10.30 Uhr einen Dankgottesdienst feiern.
Mehr Infos: www.donboscozentrum-mageburg.de
Schwester Lydia blickt dankbar auf das, was in den zurückliegenden 25 Jahren vor allem an Beziehungen zu den Menschen vor Ort gewachsen ist. „Wenn ich daran denke, was wir hier in den Anfangsjahren mit rechter und krimineller Gewalt und anderen Auswüchsen zu tun hatten, bin ich froh, dass wir inzwischen so manchen ins Boot holen konnten und Menschen hier im Norden Magdeburgs und darüber hinaus sich mit uns hier an der St.-Mechthild-Kirche identifizieren. Ich glaube, man kann sagen: Hier wächst eine nichtkirchliche Gemeinde in einer kirchlichen Gemeinde.“ Zugleich blickt die Ordensfrau mit manchen Fragen in die Zukunft: „Werden wir weiterhin Unterstützung von Seiten der Stadt und des Bistums erhalten? Gibt es eine Bereitschaft zur Finanzierung von Sanierungsarbeiten und Zukunftsinvestitionen? Wie und mit welchem Personal soll die Arbeit der Don Bosco Schwestern und der Arbeitsstelle für Jugendpastoral des Bistums, die Träger des Don Bosco Zentrums sind, künftig fortgesetzt werden?
Anläßlich des 25-jährigen Bestehens des Kinder- und Jugendzentrums ist am 15./16. September ein Festival mit Bistumsjugendtreffen geplant. Am 16. September wird Bischof Gerhard Feige um 10.30 Uhr einen Dankgottesdienst feiern.
Mehr Infos: www.donboscozentrum-mageburg.de
Meinung: Christsein konkret
Seit 26 Jahren wirkt Don Bosco Schwester Lydia Kaps in der offenen Kinder- und Jugendarbeit im einstigen DDR-Neubaugebiet in Magdeburg-Nord. Mitschwestern und andere Mitstreiter unterstützen sie. Die Einrichtung wird angenommen und leistet einen wichtigen Beitrag für die Stadt Magdeburg. Und es ist „eine nichtkirchliche Gemeinde in einer kirchlichen Gemeinde gewachsen“, wie Schwester Lydia sagt. So ist das Zentrum ein Beispiel dafür, wie es aussehen kann, auch als Minderheit Christsein unter den Menschen zu leben. Klar, dass dieses Engagement ideelle, finanzielle und personelle Ressourcen braucht.
Seit 26 Jahren wirkt Don Bosco Schwester Lydia Kaps in der offenen Kinder- und Jugendarbeit im einstigen DDR-Neubaugebiet in Magdeburg-Nord. Mitschwestern und andere Mitstreiter unterstützen sie. Die Einrichtung wird angenommen und leistet einen wichtigen Beitrag für die Stadt Magdeburg. Und es ist „eine nichtkirchliche Gemeinde in einer kirchlichen Gemeinde gewachsen“, wie Schwester Lydia sagt. So ist das Zentrum ein Beispiel dafür, wie es aussehen kann, auch als Minderheit Christsein unter den Menschen zu leben. Klar, dass dieses Engagement ideelle, finanzielle und personelle Ressourcen braucht.
Von Eckhard Pohl